Dienerin zweier Herren
Beisammenseins war es noch nicht ein einziges Mal vorgekommen, dass die beiden durch irgendein Ereignis freitags am Einkaufen gehindert worden wären. Aber sie fragte nicht, sondern ging. Und sie ließ sich Zeit, so viel Zeit, dass plötzlich ihr Handy klingelte. «Ja? Seidl.»
«Prinzessin, wo bleibst du?»
Juliane lachte. «Hee, ihr beiden habt mich doch weggeschickt! Vermisst ihr mich schon?»
«Du solltest einkaufen gehen, nicht trödeln!» Juliane war sich nicht sicher, ob sie den vorwurfsvollen Ton in Domenicos Stimme ernst nehmen sollte. In letzter Zeit hatte sie das Gefühl, dass er seine Dominanz auch gerne über die Stunden zu zweit hinaus ausleben würde.
«Ich komme bald. Halbe Stunde etwa.»
«In Ordnung. Bis dann.»
Als Juliane heimkehrte und die Einkaufstüten in die Küche brachte, duftete es dort angenehm und appetitanregend. Das rote Licht auf dem Herd zeigte an, dass die Platten und der Ofen erst vor Kurzem ausgeschaltet wurden und noch warm waren. Sie hängte ihre Strickjacke über eine der Stuhllehnen. Dann erst fiel ihr Blick auf die roten Rosenblätter, die eine Spur bildend auf dem Boden ausgelegt waren und durch die zweite Küchentür in den Flur hinaus und von dort quer durch das Wohnzimmer in den Wintergarten führten.
«Hallo, wo seid ihr? Antonino? Domenico?»
Sie folgte den Blättern in den Wintergarten. Der Tisch war mit einer weißen Tischdecke bezogen, die über und über mit roten Rosenblättern bestreut war. Drei Gedecke warteten darauf, dass Platz genommen wurde. Auf dem Tisch dampften die Speisen, die offensichtlich erst vor Minuten aufgetischt worden waren und von Heizplatten warm gehalten wurden.
Sie erschrak, als Domenico auf einmal hinter ihr stand. «Na endlich bist du da. Nimm Platz.» Er gab ihr einen sanften Kuss und reichte ihr eine Rose.
«Feiern wir heute etwas?» Juliane versenkte ihre Nase in der üppigen Baccararose. Der Duft war betörend. Neben ihrem Teller stand eine schmale Vase für die Blume bereit.
«Schön möglich. Lass dich überraschen!» Antonino betrat den Wintergarten mit der geöffneten Rotweinflasche in der Hand. Er reichte Juliane ebenfalls eine Rose, drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen und schenkte dann die Gläser voll.
Juliane war sprachlos. In der Zeit, in der sie einkaufen war, hatten die beiden einen Salat vorbereitet, eine Gemüsequiche gebacken, wie Juliane sie am liebsten aß, mit viel Spinat, Tomaten, Pilzen und verschiedenen, in Würfel geschnittenen Käsesorten.
Aus dem Wohnzimmer klang in mäßiger Lautstärke Telemanns Tafelmusik. Antonino zündete die Kerzen der Teelichter an, die er überall im Wintergarten zwischen den Pflanzen und auf dem Tisch verteilt hatte. Erst als die beiden ihre Gläser erhoben, um mit Juliane anzustoßen, wurde ihr bewusst, dass sie beide weiße Hemden trugen und sich jeder eine rote Rose ins Knopfloch gesteckt hatte.
«Chin-chin, Juliane», sagten beide synchron wie aus einem Mund, stießen ihr Glas mit dem ihren an und weideten sich an ihrem erstaunten Gesichtsausdruck. «Iss!»
Für eine Weile waren die einzigen Geräusche die Musik und ab und an ein Knacken, wenn einer von ihnen auf ein Stück Karotte biss. Nachdem sie den Salat vorweg gegessen hatten, übernahm es Antonino, die Quiche zu teilen. Julianes Augen begannen zu leuchten. Wie immer schmeckte die Quiche unschlagbar gut. Es war eines der Gerichte, bei denen sie sich nicht beherrschen konnte und meistens zu viel aß. Sie beachtete kaum, dass Antonino und Domenico eine zwanglose Unterhaltung über italienische Speisen und Landschaften begannen, und ob es nicht an der Zeit wäre, einen gemeinsamen Urlaub in Italien zu verbringen. Bisher hatte die Zeit gefehlt, ihre Praxis für mehrere Tage zu schließen oder einer Vertretung zu überlassen, aber allmählich wäre es an der Zeit, mit Juliane mal Urlaub zu machen.
«Oder, Juliane? Was hältst du davon?»
«Wie bitte? Entschuldige, ich habe wohl nicht richtig zugehört! Ich war so aufs Genießen konzentriert.» Verträumt blickte sie Antonino an und wischte sich den Mund mit der Serviette ab.
«Urlaub! Wir sprachen gerade darüber, wie es mit ein paar Tagen Urlaub in der Toskana wäre!»
«Toskana? Au ja, das wäre toll! Da war ich noch nie.»
Willkommen zurück in der Wirklichkeit!, dachte Domenico bei sich. Es war wichtig, dass Juliane in den nächsten Minuten genau zuhörte und nicht selbstvergessen vor sich hinträumte.
Antonino stand auf. «Wollt ihr einen
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