Dienstags ist sie nie da - Roman
blättern, bis er schließlich auf Ben stieß.
Er drückte die Anruftaste und versuchte, sein heftig pochendes Herz zu beruhigen.
»Nur die Ruhe, Daniel«, sagte er sich. »Schließlich willst du ihn ja nicht um ein Rendezvous bitten.« Ihn schauderte bei dem Bild von ihm und dem fußballverrückten Ben als ein Paar.
Das Telefon schien endlos zu klingeln, bis es schließlich zum Anrufbeantworter weiterschaltete. Er hinterließ eine ziemlich beleidigende Nachricht, die Ben verklickerte,
dass er, wenn er nicht innerhalb der nächsten fünf Minuten zurückrief, von Daniel höchstpersönlich für den »Perfekten Partner« in der nächsten Monatsausgabe des bestverkauften Schwulenmagazins von Leeds nominiert werden würde.
Er saß mit trommelnden Fingern da und versuchte, das Telefon kraft seines Willens zum Klingeln zu bringen. Nach auf den Schlag fünf Minuten griff er wieder zum Telefon und blätterte in Katys Telefonverzeichnis herum.
Zuerst sah er nach, ob »Bens Mutter« oder gar »Bens Vater« eingetragen waren. Nichts. Er zermarterte sich das Hirn, ob Katy jemals einen Bruder oder eine Schwester erwähnt hatte, während er in der verzweifelten Hoffnung auf eine Inspiration weiterblätterte. Dann ging er die gesamte Liste durch, ohne irgendetwas zu finden. Schließlich fing er wieder von vorne an und betete, dass er ja vielleicht etwas übersehen hatte. Plötzlich blieb sein Auge an einem Namen hängen.
» Braindead .«
Entweder hatte Katy eine besondere Abneigung gegen einen ihrer Kunden – oder das konnte nur eines bedeuten: Er musste ein Freund von Ben sein. Sein Daumen schwebte über der Anruftaste. Es ist das Risiko wert, dachte er. Er nahm einen weiteren Schluck Brandy und drückte entschlossen.
Nachdem es ein paar Mal geklingelt hatte, nahm jemand ab.
Zwanzig
»Bin beim Pinkeln, bleib dran«, tönte eine Stimme am anderen Ende der Leitung, gefolgt vom unmissverständlichen Plätschern von Urin, der mit hoher Geschwindigkeit in ein Urinal aus Email prasselte. »’tschuldigung, wer ist denn dran?«
»Hier ist Daniel. Ich bin ein Freund von Katy. Ben kennt mich, und ich muss dringend mit ihm sprechen. Ist er bei dir?«
»Wer?«
»Daniel. Ich kenne Katy und Ben. Ich muss mit Ben sprechen. Weißt du, wo er ist?«
»Er sitzt hier. Warum rufst du mich deshalb an?«
»Weil ich ihn nicht erreichen kann.«
»Ich kann dir seine Handynummer geben. Ruf ihn aber erst morgen an, er ist nämlich stockbesoffen.«
»Nein, warte, es ist dringend. Ich muss sofort mit ihm reden. Bei seiner Freundin haben die Wehen eingesetzt.«
»Was? Bleib einen Moment dran«, erwiderte Braindead.
»Haltet die Fresse. Ich versuche hier, den Sekretär von Ben zu spielen, und ich verstehe nicht, was dieser Schnösel sagt«, hörte Daniel Braindead rufen.
»Also, wie war das noch mal?«
»Ich sagte, dass es absolut notwendig ist, dass ich auf der Stelle mit Ben spreche – es geht um Katy.«
»Und wie würdest du das buchstabieren?«
»Pass auf, das spielt jetzt keine Rolle. Lass mich einfach mit Ben reden.«
»Na ja, das würde ich ja gern, verstehst du. Aber er ist in einer Art Trauerphase. Die Art Trauerbewältigung, bei der man sich völlig zudröhnt; und Schuld daran hat Katy, die ihn heute Morgen total fix und fertig gemacht hat.«
»Das weiß ich, aber ich muss mit ihm sprechen, es ist wichtig!«
»Na ja, ich will es versuchen. Wie war doch gleich noch mal dein Name?«
»Daniel.«
»He, Ben. Ein Typ namens Daniel muss mit dir über Katy sprechen.«
»Sag dem schwulen Mistkerl, dass er sich verpissen soll«, hörte Daniel ihn weit entfernt am anderen Ende der Leitung tönen.
»Er sagte, ich soll dem schwulen Mistkerl sagen, dass er sich verpissen soll. Nichts für ungut, Kumpel. Er meint nicht wirklich, dass du schwul bist, er sagt das nur so, weil er besoffen ist.«
»Sehr charmant. Kannst du ihm vielleicht sagen, dass bei Katy die Wehen eingesetzt haben, ja?«
»Er sagt, Katy hat die Wehen.«
»Katy – wer? Das ist mir scheißegal.«
»Hast du das gehört, Daniel?«, fragte Braindead.
»Pass auf, ich weiß, dass Katy sich nicht richtig verhalten hat, und, glaub mir, sie fühlt sich schrecklich. Aber sie braucht ihn jetzt, und deshalb sollte er seine Wut segregieren und bei ihr sein.«
»Du willst, dass ich ihm das sage?«
»Ja.«
»Dieser Typ sagt, du sollst deine Wut kompostieren und bei ihr sein.«
»Sag dem schwulen Trottel, dass sein Werbescheiß hier nichts bringt.«
»Ich nehme an, du hast
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