Dienstags ist sie nie da - Roman
grundlegenden Leck gekommen war. War ihre Fruchtblase geplatzt, oder war es normal, dass man sich vor Angst einnässte, wenn die erste Wehe kam? Sie versuchte, sich verzweifelt daran zu erinnern, was Joan in dem Geburtsvorbereitungskurs gesagt hatte. Aber alles, was ihr einfiel, war, dass man eine Zeitlang Kontraktionen
haben konnte, bevor es Zeit war, ins Krankenhaus zu gehen. Sie saß auf der Toilette, den Kopf zwischen den Händen, und bemühte sich, ausreichend Energien zu sammeln, um wieder hochzukommen und sich umzuziehen, bevor die nächste Wehe ihren Tribut forderte.
Katy schlurfte in ihr Schlafzimmer zurück und schaffte es irgendwie, sich einen anderen Schlafanzug anzuziehen und sich aufs Bett zu legen, bevor die nächste Wehe sie schier überrollte.
Sie hatte keine Ahnung, wie oft die Kuhhörner schon zugestoßen hatten, als sie ein lautes Klopfen an der Tür hörte. »Es ist offen!«, rief sie.
Es war still, dann hörte sie ein noch lauteres, beharrlicheres Klopfen.
»Katy, ich bin es. Ich habe heiße Handtücher und Tequila. Lass mich rein«, tönte Daniels Stimme.
»Es ist offen!«, schrie sie noch lauter.
Erneute Stille.
»Katy, geht es dir gut?«
»Um Himmels willen, mach einfach diese verdammte Tür auf«, brüllte sie.
»Kann ich Ihnen helfen, mein Lieber«, hörte sie ihre Nachbarin auf dem Flur sagen.
»Ja, es geht um Katy. Sie hat mich angerufen und mir gesagt, dass die Wehen begonnen haben; und nun antwortet sie nicht. Wissen Sie, ob sie schon ins Krankenhaus gefahren ist?«
»Nicht vor kurzem. Es war totenstill. Allerdings sind den ganzen Tag Männer gekommen und gegangen. Sie haben einen ziemlichen Krach gemacht, geschrien und gebrüllt. Einmal habe ich zu meinem Dave gesagt, dass er rüberschauen und nachsehen soll, was los ist – bei ihrem Zustand
und allem. Aber er taugt zu gar nichts. Er kriegt seinen Hintern nicht vom Sofa hoch, nicht um alles auf der Welt. Wollen Sie, dass ich an unsere Wohnzimmerwand klopfe? Sie ist gleichzeitig Katys Schlafzimmerwand, und die Wände sind wie Papier. Wir müssen an manchen Abenden unsere Glotze laut stellen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Wirklich?«, fragte Daniel. »War das erst vor kurzem?«
Die Tür flog auf.
»Die Tür war offen, du nutzlose Schwuchtel. Komm rein und tu was! Guten Abend, Mrs. Jenkins.«
Daniel stürmte wie ein verschrecktes Huhn in die Wohnung und knallte die Tür hinter sich ins Schloss.
»Nutzlose Schwuchtel? Nutzlose Schwuchtel? Katy, normalerweise finde ich deine Beleidigungen ja ganz unterhaltsam, aber ein wenig mehr Kreativität wäre nun doch wünschenswert. Das Offensichtliche ist ja wohl unter deiner Würde.«
Katy hielt sich an Daniels Schulter fest und atmete so schwer wie ein Raucher nach vierzig Zigaretten am Tag, der gerade die Treppen heraufgerannt war.
»Was soll der weiße Anzug?«, gelang es ihr schließlich zu keuchen.
»Du meinst mein Outfit als Partner bei den Wehen? Na ja, ich denke, dass Weiß angesichts der medizinischen Natur des Ereignisses die einzig wahre Entscheidung ist. Aber wir müssen aufpassen, dass wir keinen Schleim vom Baby hinbringen, weil ich ihn nächste Woche zur standesamtlichen Trauung von Alex und Chris auch tragen muss.«
Sie gab ein tiefes gutturales Knurren von sich.
»Ist das wirklich nötig? Ich habe nämlich einen strippenden Cowboy, den man mir als Glückwunschboten geschickt hatte, bei mir daheim sitzen lassen – und er lechzt
nur so nach mir. Ich habe ihn gestern Abend bei Steves Geburtstagsfete kennengelernt, hör also auf, mich so mies zu behandeln.«
»Es kommt … es kommt«, ächzte sie.
»Es wäre ihm sicher auch gleich gekommen, aber dem hast du ja ein Ende bereitet, meine Liebe.«
»Nein, die schmerzhafte Wehe kommt, du Idiot, ungefähr … jetzt!«
Sie jaulte. Dann fluchte sie. Dann heulte sie noch lauter. Viel lauter.
»Ach du lieber Gott, was stellen diese Dingsda mit dir an?«, fragte Daniel, der wie gelähmt aussah. »Scheiße, Katy, ist das echt alles normal? Jesus Christus, das ist nicht mein Job. Ich habe mich für einen Lifestyle entschieden, der mir das Recht gibt, mit Entbindungen nichts zu tun zu haben. Was zum Teufel soll ich hier?«
»Hilf mir, hilf mir einfach«, bat ihn Katy schwach. »Hilf mir zurück ins Bett, und dann halt einfach meine Hand oder so.«
»Zurück ins Bett? Bist du verrückt? Wir fahren jetzt ins Krankenhaus. Ich will mit dir in diesem Zustand nicht allein sein. Du musst zu deiner eigenen Sicherheit in
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