Dienstags ist sie nie da - Roman
ist.«
Katy sog scharf den Atem ein, und die Schwester zog ihre Augenbraue nun sogar noch weiter hinauf.
»So wie er daherredet, hört sich das an, als wäre ich ein schlechter Mensch – aber das stimmt nicht. Seine Frau erwartet jeden Tag Zwillinge, und somit ist er noch viel schlechter als ich«, schoss Katy zurück.
»So ist das also«, sagte die Schwester und zog sich langsam zurück.
»Ich sage Ihnen, was ich tun werde: Ich werde Sie zehn Minuten alleine lassen, damit Sie sich ein wenig über die Sache unterhalten können, dann komme ich wieder, und Sie sagen mir, ob er bleiben soll oder nicht. Zehn Minuten und das war’s.«
»Nach dem gestrigen Tag haben wir einander nichts mehr zu sagen«, erklärte Katy, als die Tür hinter der Schwester zufiel.
»Und für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt haben solltest: Ich liege in den Wehen und bin emotional also kaum in der Lage, noch einmal mit dir zu reden.«
»Wie fühlt sich das an?«, wollte Matthew wissen.
»Hollereidulliöh. Ich habe Großbritanniens Mr. Schwul als meinen hochgradig unfähigen Geburtshelfer – und ich habe noch nie solche Schmerzen gehabt wie diese. Wie glaubst du, dass sich das anfühlt?«
»Na ja, eigentlich habe ich gemeint, wie es sich anfühlt zu wissen, dass du bald dein Kind sehen wirst?«
»Na großartig. Wirklich etwas, worauf ich mich freuen kann. Als ob mein Trip der Schuldgefühle, auf dem ich mich gerade befinde, nicht schon hart genug wäre; aber bald werden mich auch noch zwei kleine Äuglein angucken und von mir wissen wollen, wer ihr Vater ist. Und stattdessen hat das Baby Daniel als Ersatz, der darauf besteht, das es sauber gemacht und in völlig unpraktische Designer-Babyklamotten gesteckt wird, bevor er es auch nur anfasst.«
»Katy, alles wird gut, das verspreche ich dir«, sagte Matthew feierlich.
»Hör doch endlich mit diesem Mist auf und gib mir die Sauerstoffmaske. Die nächste Wehe kommt.«
»Okay, okay. Hier ist sie. Jetzt atme tief ein – ist es besser so?«, fragte Matthew und sah sich hektisch um.
»Pass auf, ich habe etwas dabei. Das könnte dir helfen. «
Er bückte sich und zog ein Buch mit dem Titel Mutter werden ohne Schmerz. Die natürliche Geburt aus dem Aktenkoffer.
»Ich glaube, das empfohlene Kapitel ist dieses hier. Moment, ich hab es gleich. Da ist es ja schon: Prädisponierende Faktoren für eine niedrige Reizschwelle bei der Schmerzinterpretation . Soll ich dir etwas daraus vorlesen? «
Katys Hand flog durch die Luft und schlug Matthew das Buch aus der zittrigen Hand. Hinter ihrer Sauerstoffmaske stieß sie wieder einen Schrei aus.
»Vielleicht ja ein bisschen zu spät dafür«, meinte er.
»Was soll ich tun?«, fragte er sie.
Sie schrie noch lauter.
»O Katy, alles wird gut, wirklich«, sagte er erneut und versuchte, seinen Arm um sie zu legen. Seine Hände waren feucht, und er fühlte sich, als würde er plötzlich selbst keine Luft mehr kriegen – seine Nerven hatten die Kontrolle über seinen Körper übernommen. Ihm war klar, dass er dabei war, in Panik auszubrechen. Er kam zu dem Schluss, dass er sich unbedingt beruhigen musste – und dass er tun musste, was erforderlich war.
»Hör mir zu, Katy. Ich war die ganze letzte Nacht wach und habe nachgedacht. Ich war völlig durcheinander, weil ich dich gestern in diesem Zustand alleingelassen habe. Und, na ja, verstehst du, ich habe einen Plan.«
Matthew räusperte sich.
»Also, wir warten ein Jahr ab«, sagte er und warf Katy einen nervösen Blick zu, bevor er weitersprach. »Ich denke, das müssen wir, weil ich Alison jetzt einfach nicht im Stich lassen kann. Alle sagen, dass das erste Jahr das schlimmste ist, daher denke ich, dass ich ihr wenigstens das schuldig bin. Aber ich werde einen Weg finden, wie ich dich dennoch sehen kann, und natürlich werde ich dich finanziell unterstützen. Es wird hart werden, aber …«
Matthew wurde von Katy unterbrochen, die einen gewaltigen Schrei ausstieß.
»Sag, kommt es? Weiteratmen, Katy. Atme einfach nur den Sauerstoff ein. Also, wie auch immer, ich wollte gerade sagen, dass es hart werden wird, aber ich rechne
damit, dass ich anfangen kann, nebenbei etwas private Finanzberatung zu betreiben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie groß die Nachfrage ist, und so können wir uns über Wasser halten.« Katy brüllte erneut.
Matthew wartete geduldig, bis der Lärm verklungen war.
»Also, ich gehe mal davon aus, dass Alison nächstes Jahr um diese Zeit gerade so in
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