Dienstags ist sie nie da - Roman
drei Männer nickten gleichzeitig.
»Es gibt eigentlich nur eine wirklich wichtige Frage, die Sie beantworten müssen. Und anschließend wissen Sie dann ganz genau, was Sie zu tun haben«, erklärte die Schwester.
»Ach. Ja. Sagen Sie uns, wie sie lautet? Bitte sagen Sie uns, wie sie lautet?«, bettelte Daniel, ehe Braindead und Ben ihn baten, die Klappe zu halten.
»Lieben Sie sie?«
»Verdammt, aber natürlich!«, antwortete Daniel und sprang auf. »Das ist die einzige Frage, die zählt. Wie konnte ich das nur vergessen? Dämlich, dämlich, dämlich. Sie sind ein Genie«, sagte er und küsste die Schwester mitten auf den Mund.
»Nun schön, immer mit der Ruhe. Er hat noch keine Antwort gegeben«, sagte die Schwester und wischte sich über die Lippen.
»Natürlich liebt er sie! Also kommt, lasst uns gehen, wir haben keine Zeit zu verlieren«, verkündete Daniel und zog Ben am Ärmel.
»He, jetzt warte mal«, sagte Braindead und schob Daniels Hand weg. »Jetzt lass doch den Jungen erst einmal antworten. Wie die Dame schon sagte, das ist wichtig. Er muss die Frage beantworten.«
»Danke«, sagte die Schwester und blitzte Daniel an.
»Also«, fragte Braindead, »liebst du sie? Du kannst es deinem alten Kumpel Braindead ruhig sagen. Ich werde
auch nicht lachen oder so – oder es den Jungs weitersagen. « Ben lehnte sich auf der Bank zurück und bedeckte sich das Gesicht mit den Händen.
Die drei Zuschauer beobachteten ihn schweigend, wie er mehrmals tief durchatmete. Niemand traute sich, etwas zu sagen.
Dann zog er seine Hände nach und nach weg, und fast unmerklich begann sein Kopf, in Bewegung zu geraten. Die Richtung war anfangs noch unklar, doch dann wuchs sie sich schließlich zu einem richtiggehenden Nicken aus, und der Anflug eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht.
»Halle-scheiß-luja«, sagte Braindead.
»Gelobt sei der Herr!«, rief Daniel und warf seine Arme dem Himmel entgegen, bevor er erneut die Schwester umarmte. »Ich habe keine Ahnung, woher Sie kommen, und ganz offen gesagt, ich weiß auch nicht, ob mich das überhaupt interessiert. Aber Sie sind wahrlich ein Gnadenengel, und Gottes Wege sind mit Sicherheit unergründlich«, sagte er zu ihr.
»Übernatürliche Kräfte, Sie wissen schon«, meinte sie. »Die – und zufälligerweise habe ich Katy gerade untersucht, als dieser andere Typ da aufgetaucht ist. Aber gut, wir sind noch nicht fertig.«
Sie drehte sich wieder zu Ben um und nahm seine Hände in ihre. »Also, das ist wundervoll. Sie haben eine Frau gefunden, die Sie lieben. Stimmt das?«
»Ja«, antwortete er. »Ja, das habe ich wirklich.«
»Also jetzt, da Sie sie gefunden haben, werden Sie sie doch nicht einfach so ziehen lassen, ohne um sie zu kämpfen? Sind Sie die Sorte Mann, der bloß dasteht und zuschaut,
wie andere Menschen über sein Schicksal entscheiden? Wie andere Leute Entscheidungen für Sie treffen?«
»Nein, verdammt noch mal, das ist er nicht!«, sagte Braindead. »Komm schon, Kumpel. Es ist Zeit, die Karre aus dem Dreck zu ziehen, würde ich mal sagen, findest du nicht auch?«
Ben starrte Braindead an und rappelte sich dann auf.
»Du und du«, sagte er und deutete auf Daniel und Braindead. »Ihr bleibt, wo ihr seid, bis ich etwas anderes sage. Verstanden!«
»Aber klar doch«, antworteten die beiden im Chor.
»Und Ihnen«, sagte er zu der Krankenschwester, »meinen allerbesten Dank«.
»War mir ein Vergnügen«, erwiderte sie strahlend.
Er stieg langsam die Treppen zum Krankenhaus hinauf, drehte sich jedoch noch einmal um. »Eine letzte Sache noch. Was soll ich zu ihr sagen?«
»Sag ihr, was du fühlst, Kumpel«, riet Braindead.
»Ich habe sie gefragt, nicht dich«, erwiderte Ben.
»Was denken Sie, dass ich ihr sagen soll?«, fragte er die Schwester.
»Wie der Mann gesagt hat. Sagen Sie ihr, was Sie fühlen«, lautete die Antwort.
Ben nickte gedankenverloren und verschwand durch die Krankenhaustür.
Dreiundzwanzig
9.05 Uhr
Ben fühlte sich wie Forrest Gump. Auf der verzweifelten Suche nach Katy war er endlose Krankenhausflure entlanggetrottet. Schließlich fand er jemanden, der sein erschöpftes Gebrabbel verstand und ihm die Tür zeigte, hinter der seine Zukunft lag.
Er schoss ins Zimmer, ohne sich darum zu kümmern, dass er total abgerissen aussah. Er kämpfte immer noch mit seinem Kater und hatte sich seit zwei Tagen weder rasiert noch geduscht. Auf seinem Kinn sprossen leuchtend rote Bartstoppeln – viel farbintensiver als sein
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