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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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nicht übelnehmen, Hannes, wenn ich dich jetzt etwas frage?«
    Er macht eine ungeduldige Gebärde des Verneinens.
    »Hannes, ihr steht doch so gut miteinander, wie zwei Menschen sich nur stehen können – warum heiratest du Hanne nicht? Es wäre doch ein wenig mehr Sicherheit, für dich und auch für sie.«
    Er beugt sich vor: »Hat sie dir davon gesprochen?«
    »Nie ein Wort! – Aber manchmal wird sie doch darüber nachdenken – das ist wohl verständlich, nicht wahr, Hannes?«
    »Ich habe viele Male darüber nachgedacht. Ich würde es so gerne tun. Ich möchte auch mit ihr darüber sprechen, ich wage es nicht. Es ist ein ganz kleiner, dummer Umstand, Marie, der mich hindert. Ich müsste in ein bestimmtes Haus zu gewissen Menschen gehen, um die notwendigen Papiere zu bekommen. Du verstehst, Marie, es ist das Haus, aus dem ich stamme.«
    Sie denkt nach. »Hast du eine Schuld gegen diese Menschen auf dir, dass du dich so scheust, zu ihnen zu gehen?«
    »Nein«, sagt er, »ich glaube nicht. Ich bin kein sehr erfolgreicher Sohn gewesen und auch kein sehr liebevoller – aber schuldig fühle ich mich nicht. Es ist etwas anderes, Marie. – Das Haus, von dem ich spreche, ist ein sehr großes Haus. Man würde dort nicht dulden, dass ich so lebe, wie ich es hier tue. Sie würden es als eine Schande empfinden, dass ich bloß der Buchhalter von Herrn Oppermann bin. Sie würden alle Mittel anwenden, mich zurückzuholen. Sie haben viele Mittel, Marie, und ich bin kein sehr starker Mensch. Noch immer nicht. Sie würden schließlich, wenn ich darauf bestünde, Hanne in den Kauf nehmen. Aber sie würden vorher alles versuchen, uns auseinanderzubringen, und sie würden sie dann gerade dulden. Und du verstehst doch, dass das für mich wie für Hanne unerträglich wäre. Sie ist doch ein so stolzer Mensch.«
    »Auch du bist stolz, Hannes«, sagt sie leise. »So schwach du scheinst. Ich verstehe dich gut ...«
    »Darum kann ich nicht in dies Haus gehen. Darum kann ich nicht mit Hanne darüber sprechen. Denn Hanne würde es doch wie einen Vorwurf empfinden, dass sie mich von meiner Mutter trennt. Es würde sie unglücklich machen.«
    »Und doch würde ich mit Hanne einmal darüber reden.«
    »Nie!«
    »Meinst du denn nicht, dass sie sich nicht längst Gedanken macht? Sie hat es doch so gut gesehen wie ich und jeder, dass du nicht so erzogen bist wie wir. Sie muss es doch gefühlt haben, dass du nie von deiner Vergangenheit, deinen Eltern, deinen Geschwistern sprichst – wenn du welche hast.«
    Er schweigt.
    »Doch, ich würde mit Hanne darüber sprechen. Hanne versteht dich sicher, ich verstehe dich doch auch.«
    »Für dich ist es kein Vorwurf, Marie, für sie aber wohl.«
    »Viele machen ihr aber einen Vorwurf daraus, dass sie hier so mit dir lebt. Denke bloß an ihre Eltern, die alles durch Mahlings erfahren haben – und in welcher Form! Das Zürnen der Eltern wäre leichter für sie zu ertragen, wenn sie versteht, warum es so sein muss, wie es jetzt ist.«
    »Ja«, sagt er. »Du hast recht. Ich will es also versuchen. Nur, es wird vielleicht einige Zeit dauern, bis ich mich dazu aufraffe ...«
    »Wenn du dich nur aufraffst«, sagt sie und lächelt ihn an.
Junges Glück
    In das Zimmer hinein stürmte Hanne Lark.
    »Es geschehen Zeichen und Wunder!«, rief sie. »Ich komme eine Stunde zu spät, und mein Hannes steht nicht auf der Straße und beschimpft nicht Gott und die Welt, Autobus und Arbeitgeber – Hannes, du liebst mich nicht mehr!«
    »Nein!«, rief er, und plötzlich war seine Stimme fröhlich geworden. Schon war das Gespräch eben, schon war die Freundin völlig vergessen. »Nein, ich liebe dich nicht mehr, du mein alles, mein Glück!«
    Und er nahm sie in seine Arme.
    »Nicht so stürmisch, Hannes! Dies ist mein gutes Sommerkleid – es gibt so bald kein neues, nicht wahr, Marie?«
    »Völlig ausgeschlossen, Hanne. Er kann sich gern ein bisschen in Acht nehmen!«
    »Dein neues Sommerkleid?«, sagte er verächtlich. »Ich wette, ich habe dies Ding schon mindestens ein dutzendmal an dir gesehen!«
    Beide Mädchen brachen in ein schallendes Gelächter aus.
    »Mein kluger Herr und Gebieter«, rief Hanne übermütig. »Erinnern sich Euer Gnaden vielleicht, wie ungnädig Ihr gestern Abend wart, als ich gar nicht Schlafengehen wollte, sondern immer noch bei der Marie steckte?«
    »Dieses abendliche Gekakel wie die Hühner, ehe sie sich auf ihre Stange setzen, ist mir völlig verhasst. Immer wird noch einmal gluck-gluck

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