Dies Herz, das dir gehoert
gemäht.«
»Es ist gegen unsere Abmachung! Wir haben ausgemacht, wir wollen einen glatten, sauberen Parkrasen erzielen.«
»Da haben wir noch nicht gewusst, dass hier so seltene Pflanzen wie ein Gänseblümchen aufgehen würden!«
»Seltene Pflanze«, sagte er und betrachtete sie mit unmutigen Augen. »Als wenn irgendetwas selten wäre, das mit Gänsen zu tun hat!«
»Nun ist es genug!«, rief sie zornig und riss den ganzen Rasen in seiner Schüssel an sich. »Es ist mein Rasen! Ich habe ihn gesät! Gib die Sense!«
»Ich denke nicht daran!«, rief er erbittert und hielt die Schere hoch. »Die Sense ist mir von Marie anvertraut. Sie hat gleich vorausgesehen, dass du schon wieder mit deiner weiblichen Schludrigkeit alberne Ausnahmen machen willst! Gib den Rasen her!«
»Ich denk nicht dran! Mähe, was du willst! Aber mein Gänseblümchen nicht. Übrigens sagt man auch Tausendschönchen dazu.«
»Ach so! Die Dame will Komplimente hören? Tausendschönchen – ich finde so etwas einfach lachhaft! Und wenn du tausendmal Tausendschönchen sagst, ich höre doch immer nur Gänseblümchen!«
Er schnippte verächtlich mit der Schere, und so schnippend entfernte er sich von ihr, mit der Miene eines Siegers.
Sie sah ihm nach, die Rasenfläche zwischen den Knien. Kaum war er hinter dem nächsten Schornstein, so entfernte sie rasch mit zwei spitzen Fingern das Streitobjekt, sei es nun ein Gänseblümchen, Stiefmütterchen oder, was wahrscheinlicher war, irgendein Unkraut.
Er nahte wieder.
Sie nahm keine Notiz von ihm. Sie breitete eine Decke auf das Dach, legte sich darauf, lag einen Augenblick behaglich ausgestreckt auf dem Rücken und legte sich dann auf die Seite.
Der Parkrasen stand nur einen Meter entfernt von ihr.
Er betrachtete sie mit düsteren Blicken.
»Hören Sie mal«, sagte er.
»Lass mich zufrieden, ich bin böse mit dir!«
»Ich auch, darum sage ich ja auch Sie zu dir!«
»Na also, dann kannst du mich ja auch schlafen lassen!«
»Aber gern! Bitte schön, von mir aus!«
»Danke, schlaf auch schön.«
Er betrachtete abwechselnd sie, dann mit lüsternen Blicken den Rasen. Einen Augenblick wartete er, dann versuchte er einen Schritt auf den Rasen zu. Die bekieste Dachpappe knirschte.
»Ich bitte doch sehr um Ruhe.«
»Ich auch! Dass Sie immerzu reden müssen.«
»Du redest ja auch!«
»Aber du hast angefangen!«
»Nein! Du hast zuerst mit dem Fuß gebumst!«
»I wo, das Dach hat geknirscht!«
»Wenn du jetzt nicht gleich ruhig bist, knirsche ich!«
»Von mir aus!«
Er ließ sich lautlos in die Hocke nieder. Immer ihren Rücken im Auge, fing er an, in Hockstellung seine Schuhe auszuziehen. Es war schwierig, mehrmals geriet er ins Wanken, aber schließlich gelang es.
Leise setzte er die Schuhe hinter sich und begann sich an den Rasen anzupirschen.
Es gelang. Er holte die Schere aus der Tasche, während er mit dem Auge die Rasenfläche musterte. Sein Gesicht verlängerte sich. Er fing an, den Rasen mit den Fingern durchzukämmen, als sei die seltene Pflanze verlorengegangen oder habe sich versteckt.
»So eine Gemeinheit!«, sagte er schließlich laut.
Sie reagierte nicht.
»Ich sage, so eine Gemeinheit!«, wiederholte er entrüstet.
Nichts.
Er stieß leicht mit dem Fuß gegen die schlafende Schulter. »Du da!«
Die Schulter wich aus, die Schläferin schlief weiter.
Er schlich neben sie. Er suchte sich einen Platz auf der Decke, ließ sich nieder, schob sich sachte an sie.
»Wo ist das Gänseblümchen, du?«, fragte er und küsste sie.
»Es war gar kein Gänseblümchen, du«, gestand sie. »Es war eine Kuhblume. Und da du mich schon mit Gans beschimpftest ...«
»Nie tat ich solches ...«
»Musste ich doch die Kuhblume fortnehmen, sonst hättest du mich noch ...«
»Nie ...«
Sie liegen nebeneinander in der Sonne. Behaglich, schläfrig, Arm in Arm.
»Wer mäht denn nun den Rasen?«, fragt schließlich er.
»Wer will. Marie wahrscheinlich, ich steh keinesfalls wieder auf.«
»Ich auch nicht!«
»Du, heute war ein schöner Tag.«
»Alle Tage bei dir sind schön.«
»Ja – ich bin jetzt immer froh.«
»Ich auch! Ich auch!«
Pause.
»Du!«
»Ja?«
»Schläfst du schon?«
»Fast ...«
»Du!«
»Ja?«
»Ich habe gedacht, wenn wir mal sonntags richtig ins Grüne gingen?«
»Wirklich?«
»Ja!«
»Du willst mit mir einen Ausflug machen? Einen ganzen Tag draußen sein?«
»Wenn du willst?«
»Aber natürlich! Großartig! Wie bist du nur darauf gekommen? Du wirst noch
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