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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Ich wäre nicht glücklich in meinem Leben, wenn da ein Ding wäre, das von Ihnen stammte!«
    »Na, Lola!«, sagt er verblüfft. »Das ist doch allerhand. Ich dachte, wir wären ganz gute Freunde.«
    »Sie sind mein schlimmster Feind gewesen, vom ersten Tage an!«, ruft sie weinend. »Sie sind aller Menschen Feind! Ich hasse Sie!«
    Sie läuft aus dem Zimmer.
    Er starrt ihr, eher belustigt, nach.
    Dann rückt er den Aschenbecher vor sich hin, fasst den Brief des Bruders mit zwei Fingerspitzen, entzündet ein Streichholz und lässt den Brief in der Schale verbrennen.
    Er lächelt dabei.

Zweiter Teil
Zwei Menschen lernen Vertrauen
Eine Mahnerin
    Marie Jäckel sitzt an ihrer Nähmaschine und näht an einem Sommerkleid.
    Durch die Tür kommt Johannes Wiebe, die Hände in  den Taschen, das Gesicht höchst unglückselig aussehend.
    »Jetzt ist es schon zehn Minuten nach sechs Uhr, Marie«, sagt er fast vorwurfsvoll. »Verstehst du das?«
    Marie Jäckel lächelt. »Doch, das verstehe ich, Hannes.«
    Er fährt aufgeregt zu ihr herum.
    »Wieso? Hast du was gehört? Ist etwas passiert? Sag bloß schnell, Marie!«
    »Aber was ist denn los«, tut sie erstaunt. »Ich habe doch nur gesagt, ich verstehe, dass es jetzt zehn Minuten nach sechs ist. Vor einem Augenblick hast du mir mitgeteilt, es sei sechs. Und nun ist es eben zehn Minuten nach sechs, das ist doch nicht schwer zu verstehen!«
    Johannes Wiebe stößt mit einem Ruck die Hände in seine Taschen zurück, zieht die Schultern hoch und wendet sich angeekelt von diesem albernen Frauenzimmer ab.
    »Du bist eine Gans, Marie«, sagt er verdrossen. »Ich verstehe nicht, wie du so albern sein kannst. Du siehst, ich stehe hier ...«
    »Du stehst nicht, du rennst, Hannes!«
    »... und mache mir die fürchterlichsten Sorgen. Sonst ist Hanne um halb sechs hier.«
    »Und jetzt ist es zehn Minuten, nein, zwölf Minuten nach sechs.«
    »Ja, da muss man sich doch Sorgen machen! Es kann doch etwas passiert sein!«
    »Diese Automobile, nicht wahr, Hannes? Und Hanne ist ja ein Kind, das noch nicht über den Fahrdamm gehen kann!«
    »Es werden nicht bloß Kinder überfahren«, sagt Johannes Wiebe düster.
    »Jetzt bist du albern, Hannes! – Was meinst du zu der Idee, dass Hanne wieder einmal eine halbe oder sogar eine ganze Stunde überzuarbeiten hat?«
    Er überlegt, sein Gesicht hellt sich auf.
    »Das ist natürlich eine Möglichkeit«, gibt er zu. »Dass ich daran nicht gleich gedacht habe! Findest du das nicht komisch, Marie, immer, wenn irgendwas mit Hanne nicht ganz genau klappt, bilde ich mir sofort die schrecklichsten Dinge ein! Gleich sehe ich sie im Krankenhaus, sehe ich sie womöglich schon ...« Er fährt sich über die Stirn, als wollte er etwas Böses wegwischen. »Ich gebe ja zu, dass ich ein Idiot bin. Immerhin müsste Hanne, wenn sie eine halbe Stunde überarbeitet, schon hier sein.«
    Er bohrt wieder die Hände in die Taschen und beginnt wieder mit seinem rastlosen Hinundhergehen, wobei er es, trotz aller schweren Gedanken, nicht vergisst, jedes Mal, wenn er das Zimmer durchquert hat, einen ungeduldigen Blick auf die kleine Kuckucksuhr an der Wand zu werfen.
    Marie Jäckel hat ihn, weiternähend, stumm beobachtet. Sie seufzt leise, als sie diesen Mann betrachtet, der sich vor Ungeduld zermartert. Nun hört sie mit Nähen auf, sieht ihn noch einmal prüfend an und sagt dann: »Du, Hannes!«
    Er fährt aus seinen Gedanken auf, bleibt stehen. »Ja? Was ist denn los, Marie?«
    »Ich möchte dir was sagen, Hannes. Du weißt doch, dass ich eure beste Freundin bin und dass ich es gut mit dir meine.«
    »Leg schon los, Marie!«, sagt er mürrisch. »Spar dir die Einleitung. Immer, wenn du so anfängst, willst du mir was Unangenehmes beibringen. Was habe ich wieder verbockt?«
    »Hör mich mal in Ruhe an, Hannes.«
    »Ich bin die Ruhe selbst!« Rascher Blick zur Kuckucksuhr. »Ich schlaf schon gleich ein vor lauter Ruhe.«
    »Es ist ja sehr schön und rührend, Hannes«, sagt Marie Jäckel entschlossen, »dass du so sehr an der Hanne hängst und dass du gleich todunglücklich bist, wenn ihr mal ein Weilchen getrennt seid. Aber meinst du nicht, du übertreibst es ein bisschen? Hanne hat ja nicht eine Minute mehr für sich selbst, immer hängst du an ihr, genau wie ’n Kind an Mutters Schürzenzipfel. Mit keinem Menschen darf sie reden.«
    »Mit wem soll sie denn auch reden?«, protestiert er heftig. »Wir haben doch Gott sei Dank gar keinen Verkehr!«
    »Zum Beispiel mit mir,

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