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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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gemacht.«
    »Siehst du, nicht einmal von Hühnern verstehst du was! Gluck-gluck machen die Säufer aus ihrer Flasche!« Sie ahmte eine andächtige Trinkbewegung nach. »Hühner machen putt-putt. – Und wir haben nicht einmal putt-putt gemacht, sondern dies Sommerkleid ist fertig geworden, das hübscheste Kleid, das ich je besessen habe! Sag auf der Stelle: ist es nicht süß?«
    »Ja, du bist süß!«
    »Sieh mich nicht an, du sollst das Kleid ansehen!«
    »Ach, geh mir! Wozu solch ein Aufstand um diesen Fetzen? Du würdest noch in Sack und Asche hinreißend aussehen!«
    »Danke, mein Liebling, das war ein recht mäßiges Kompliment. Für dieses Kleid müsstest du dich etwas mehr anstrengen – es hat uns Glück gebracht, Glück, du!«, rief sie mit vor Lebenslust funkelnden Augen und schüttelte ihn bei der Schulter.
    »Dieses Kleid?«, fragte er und sah es abschätzig an. »Wieso Glück?«
    »Und du hast noch gar nicht gefragt, warum ich eine Stunde zu spät gekommen bin?«
    »Was ist da viel zu fragen? Du wirst übergearbeitet haben!«
    »Hast du das wirklich gleich gedacht? – Marie, gestehe die Wahrheit! Hat er gleich von Überarbeit gesprochen?«
    »I wo! Er sah dich schon unter zehn Autobussen!«
    »Feile Verräterin«, murrte mit scheelem Blick Johannes Wiebe.
    »Na also«, sagte Hanne. »Dann ist ja alles in bester Ordnung! Ich hätte mich auch furchtbar erschrocken, wenn du dich derart in einen vernünftigen Menschen verwandelt hättest, Hannes! – Aber das Glück, wir vergessen immerzu das Glück! Denk dir, Hannes ...«
    »Was kommt nun? Hast du seidene Strümpfe für fünfzig Pfennige bekommen?«
    »Schaf! Pottschmidt hat mich engagiert!«
    »Wer?«
    »Pottschmidt! Denk doch bloß nach, der große Pottschmidt. Pottschmidt der Große aus dem Westen! Pottschmidt der Ruhmreiche vom Kurfürstendamm!«
    »Was, du sollst am Kurfürstendamm arbeiten? Daraus wird nichts! Erst einmal der weite Weg und dann das Publikum dort, diese – na also, diese ...«
    »Diese jungen Schnösel!«, half Marie Jäckel.
    »Richtig, das ist nichts für uns! Kommt gar nicht in Frage! Pottschmidt kann sich sauer kochen!«
    »Na, du bist aber ein Tyrann! Ich muss schon sagen! Da ist’s nur ein Glück, dass Pottschmidt mich gar nicht für den Kurfürstendamm haben will, sondern für die Halle! Denke dir bloß, Hannes, des großen Pottschmidt’schen Stand bekomme ich allein.«
    »Viel zu viel Arbeit für dich!«
    »Meckerhannes! – wo er mir doch eine Hilfe stellt! Undhundertachtzig Mark krieg ich im Monat und ein halb Prozent vom Umsatz – Hannes, in zwei Monaten hast du einen neuen Anzug, und wir beide sind feine Leute!«
    »Sind wir auch so!«
    »Zieh nicht ein Gesicht! Was passt dir denn nicht? Dann sind wir beide in der Halle, du nur fünfzig Meter von mir ab, und wenn dir so ist, schlenderst du mal den Mittelgang hoch, und schon siehst du zur Rechten mich.«
    »Mit jungen Herrn äugelnd!«
    »Richtig, mit jungen Herren äugelnd! Und zur Linken, mir genau gerade gegenüber, siehst du Tante Gustchen. O Gott, ich bin ja sonst nicht so, aber diesmal freue ich mich doch geradezu wie ein Kind, dass die Tante mich in Amt und Würden zu sehen kriegt! Sie wird sich ja manchmal ärgern, wenn ich ihr einen Kunden wegschnappe.«
    »Einen? Alle!«
    »Aber Ärger schadet ihr gar nichts. Früher hat sie mich geärgert, jetzt bin ich dran.«
    »Richtig.«
    »Und du, sagst du nicht mehr? Stehst da wie ein Stock? Freust du dich, gestehst du auf der Stelle, dass du dich freust?!«
    »Natürlich freu ich mich. Ich freu mich über alles. Ich freu mich, dass du wieder da bist! Ich freu mich über dein hübsches Kleid ...«
    »Wir danken!«
    »Ich freu mich über deine neue Stellung. Ich freu mich, dass du Erfolg hast. Und nur darüber freu ich mich nicht ...«
    »Was kommt nun?«
    »... dass es noch immer nichts zu essen gibt. Draußen ist sicher längst alles verschmort.«
    »O Gott, ja, daran habe ich gar nicht gedacht! Mir ist soleicht, als brauchte ich gar nichts zu essen. Aber jetzt, wo du es sagst, spüre ich doch, dass ich gewaltigen Hunger habe!«
    »Also los!«
    »Weißt du was? Nimm’s nicht übel, Marie, der Tag ist heute so herrlich, lass uns beide im Garten essen. Wir schwören dir auch zu, dass wir keinen Teller auf die Straße werfen!«
    »Mit dem ganzen Essen – in den Garten?«
    »Ach, das macht doch nichts! Das schaffen wir schon, was Hannes?«
    »Natürlich!«
    »Aber alles wird kalt!«
    »Bei der Glut draußen? Zieh kein

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