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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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eigentlich nicht?«
    »Ich finde, dass Sie das nichts angeht, Herr Pottschmidt«, sagt Johannes Wiebe mit viel Entschiedenheit.
    »Nun, ich finde, dass das mich sehr viel angeht. Denn wenn Sie heiraten, verliere ich meine Verkäuferin.«
    »Und wir zweihundertachtzig Mark Einnahmen, bleiben nur hundertachtzig, also zu wenig, Herr Pottschmidt!«
    »Helle!«, sagt Herr Pottschmidt. »Helle das Köpfchen, der Junge – habe ich recht? Na, dann auf Wiedersehen!«
    Und Herr Pottschmidt entfernt sich, formlos, er hat Johannes Wiebe schon wieder vergessen.
    Der starrt ihm nach.
Der Ausflug
    »Aufstehen! Hannes!«
    »Och!«
    »Aufstehen, Hannes! Es ist Zeit!«
    »Was ist denn die Uhr?«
    »Ganz egal, was die Uhr ist, du sollst aufstehen!«
    »Ich bin noch soooo müde!«
    »Wir haben ausgemacht, dass wir mit dem Autobus um sechs fahren, Hannes!«
    »Den ganzen Tag gehen Autobusse ...«
    »Und die Sonne scheint, sieh doch, Hannes!«
    »Den ganzen Tag scheint die Sonne ...«
    »Du musst jetzt raus, Hannes! Es ist unser erster freier Tag draußen ... Du musst ... Ich will nicht erst draußen sein, wenn alle draußen sind.«
    »Aber gewiss doch, Hanne, ich komm ja schon! Och! Lege mir den nassen Waschlappen auf die Augen. Verdammt sei diese Müdigkeit!«
    »Los jetzt, Hannes!«
    »Den ganzen Tag gehen Autobusse, den ganzen Tag wird die Sonne scheinen. Einen ganzen Tag lang werden wir draußen sein. Los, Hanne!«
    »Hanne, es ist zwanzig Minuten vor sechs!«
    »Ja doch!«
    »Und unser Autobus fährt um sechs!«
    »Ja doch!«
    »Und wir gehen siebzehn Minuten bis zur Haltestelle.«
    »Ja doch!«
    »Und die Sonne scheint so schön!«
    »Oh, Hannes, kannst du mich denn nicht in Ruhe lassen? Ich muss und muss diese Falte noch einnähen!«
    »Wie lange dauert das denn noch?«
    »Einen Augenblick!«
    »Und wie lange dauert dieser Augenblick?«
    »Ich weiß doch nicht! Fünf Minuten ...«
    »Dann verpassen wir unsern Autobus!«
    »Den ganzen Tag gehen Autobusse ... Oh, hättest du mich schlafen lassen, Hanne!«
    »Oh, wärest du eher aufgestanden, Hannes, dann wäre das Kleid schon fertig!«
    »O-O-O!«
    »Ja, o-o-o! Siehst du, nun bin ich schon fertig! Sechzehn Minuten vor sechs. Lauf, Hannes!«
    »Ja, laufen wir, Hanne! Es wäre herrlich, wenn wir den Autobus noch erwischten!«
    »Ja, fünfundzwanzig Minuten wären wir dann eher draußen! Ich freu mich so auf das Land, Hannes!«
    »Und ich mich auf dich, wie du draußen sein wirst!«
    »Uff! Das hätten wir geschafft! Zwei Minuten nach sechs. Der Autobus kann noch nicht fort sein, wir hätten ihn hören müssen!«
    »Vielleicht ist er doch schon fort, Hanne?«
    »Red nicht, er ist noch nicht fort!«
    »Möglich ist es aber doch, zwei Minuten nach sechs. Das musst du zugeben!«
    »I wo! Ich gebe gar nichts zu. Ständen sonst Leute hier? Der dicke Mann mit den Gamskrickeln auf dem Bauch und die dürre Frau mit der Emaille-Brosche warten doch sicher auch!«
    »Glaubst du? Möglich ist es! Weißt du was, ich werd sie einfach fragen!«
    »Was soll denn das für einen Zweck haben?«
    »Natürlich hat es einen Zweck! – Entschuldigen Sie, können Sie mir wohl sagen, ob der Sechs-Uhr-Omnibus schon weg ist?«
    »Ich Ihnen? Sie sind gut! Wenn er schon weg wär, könnten Sie mir nich frajen, denn säß ich nämlich drinnen mit meiner Juten!«
    »Siehst du, Hanne«, sagte Hannes, »er ist also doch noch nicht fort.«
    »Hätt ich also noch in aller Ruhe die paar Stiche an meiner Bluse machen können!«
    »Det kann man nich saren«, mischt sich der Dicke ein, »weil et nämlich nich nur Vaspätung, sondern auch Vafrühung jibt. Doch, det jibt et. Er kann schon weg sind!«
    »Siehst du, Hanne, er ist also doch schon fort. Jetzt ist es sechs Uhr sieben ...«
    »Jestatten, mein Name is Schönholz«, sagt der Dicke. »Sie wollen wohl ooch int Jrüne?«
    »Wiebe. Ja, das wollen wir.«
    »Fahren Se ooch bis zur Endstation?«
    »Ja, wir dachten ...«
    »Ick weeß, wat Se jedacht haben. Denn tippeln wir jemütlich durch ’en Wald bis an’nen See, und da kehren wa bei Rasmussen in. Rasmussen kocht am besten, und eine abjelagerte Weiße hat der Mann ...«
    »Und einen Kaffee kocht se!«, mischt sich die dürre Frau nun auch ein. »Ick jeh immer bei ihr in de Küche. Mutta Rasmussen, sar ick, wir sind mal wieder da, stürzen Se sich in de Unkosten und nehmen Se mal drei Bohnen mehr ... Und Sie werden’s nich glooben, aba die Frau tut’s! Die tut’s! Da können Se sich druff valassen.«
    »Jetzt müsste

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