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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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der Omnibus aber wirklich kommen!«
    »Der kommt! Nur nich drängeln, junger Mann! Der kommt. Wir haben ja keene Eile nich. Wo wa jrade so jemütlich Bekanntschaft schließen. Imma mit de Ruhe! Durch’en Wald bis an’nen See zu Rasmussen tippeln wa jrade drei Stunden, det is noch immer ville zu zeitig fürs Mittagessen. Da könn Se noch schön baden, wir kieken zu, wir baden nich ...«
    »Aber nein«, protestierte Johannes Wiebe entsetzt. »Wir hatten einen ganz andern Plan, Herr ...«
    »Schönholz is mein Name. Sehr anjenehm! Hähä! Nee,junger Mann, det is nu ausjemacht: wir tippeln zusammen! Sie haben ja selbst jesacht, Se wollen zu Rasmussen.«
    »Kein Wort habe ich davon gesagt!«
    »Sie kleiner Schäker, Sie! Bisschen allein sein mit de Anjebetete, was? Immerzu, wir sind nich so, wir kieken weg! Wir sind ja ooch mal jung jewesen, wat, Tilde? Bei uns brauchen Se sich nich zu genieren! – Da kommt ja auch der Omnibus! Sechs Uhr siebzehn. Wer hat denn nun von Sie beide recht jehabt?«
    »Nach oben, Hanne, ich flehe dich an, nach oben! Wir müssen die loswerden. Der ganze Tag ist uns verkorkst.«
    »Hättest du sie nur nicht angesprochen, Hannes!«
    »Dann hätten sie uns angesprochen! Das ist jetzt alles ganz egal. Vereint müssen wir den Feind schlagen!«
    »O Gott, sie kommen auch nach oben. Und grade bei uns sind noch zwei Plätze frei! Red nur nicht mit ihnen ...«
    »Det is aber nett von Sie, det Se uns die zwei Plätze freijehalten haben! Na, nu ziehen Se man keen Jesichte! Det passt Ihnen wohl nich, det wa von de Tour sind?«
    »Offen gestanden, nein!«
    »Det is recht, det jefällt mir! Immer frei weg von der Leber! Aber ick will Ihnen det auseinanderverposamentieren, warum ick det tue! Det machen wa nämlich alle Sonntag, det wa uns so Anschluss suchen. Sehn Se, junger Mann, Sie sind noch nich mal verheiratet – haben wa längst jesehen, det Se keene Ringe tragen, det macht nischt, da sind wir großzügig, da sehen wa glatt drüber weg, desderwejen könnt Ihr euch ruhig mal verkrümeln, det macht uns sogar Laune ...«
    »Freut mich!«
    »Na, sehn Se, det freut Se schon! Nun machen Se aber noch een freudijet Jesichte! – Also, dass ick meine Rede nichvajesse. Meine Tilde und ick, sie ruft mir Manne – wir sind schon dreiundzwanzig Jahre vaheiratet, und da hat man doch warraftig nischt mehr miteinander zu bemurmeln! Ick sach schon imma, wenn Se den Mund auftun will: Halt de Klappe, Tilde, wat de saren willst, wusste ick schon jestern beim Uffstehn ...«
    Flüsternd: »Ich glaube, wir steigen schon früher aus.«
    Zurückgeflüstert: »So lässt er sich nicht abschütteln. Lass mich nur machen, Hannes!«
    »Und da suchen wir uns eben Anschluss. Manchmal machen die Leute ja zu Anfang ’ne Schippe wie Sie beede, aber hinterher is et noch meistens sehr schön jeworden. Onkel Schönholz lässt sich ja ooch nich lumpen, bei nette Leute lass ick ooch nett was springen – manchmal waren wa so fidel am Abend ...«
    Der Autobus fährt und hält. Fährt und hält. Die langen Straßenzüge der Vorstädte lichten sich auf, Villen kommen und gehen, Bäume, das erste geschlossene Stückchen Wald, eine Wiese, eine richtige Wiese, ganz ohne Zaun darum ...
    Herr Schönholz aber redet weiter und immer weiter, unermüdlich. Seine Tilde begnügt sich damit, dann und wann mit dem Kopf zu nicken, bis ihr zwischendurch einfällt, dass sie auch ihr Teil dazutun muss, die jungen Leute zu gewinnen. Dann lächelt sie plötzlich ebenso liebreich wie falsch mit ihren Augenzähnen. Worauf der Mund wieder zuklappt.
    Die beiden jungen Leute aber schauen krampfhaft zum Fenster hinaus und tun so, als hörten sie nicht zu – während doch der ganze Autobus höchst amüsiert zuhört und sich an der kläglichen Lage der beiden ergötzt.
    »Sieh doch, Hannes, ein Kornfeld! Und schon beinahe reif zum Mähen!«, flüstert Hanne und drückt seine Handkrampfhaft, um ihm Mut und Geduld einzuflößen. (Er hat beides hoch nötig.)
    »Det sehn Se also ooch, Frollein«, sagt Herr Schönholz, der trotz eigenen Redens alles hört. »Ja, det is nu balde reif. Nu fängt de Arbeit uff dem Lande an. Sie sind wohl vom Lande, Frollein? Det habe ick mir nämlich jleich jedacht, Sie haben so was Kernijet! Von dem Lande kommt die Kraft, det is mein Jrundsatz imma jewesen. Ick hab nämlich ein Jeschäft beim Halleschen Tor, Landwurst, vastehen Se, und Landspeck und Landschinken – det jeht, sare ick Ihnen! Det is ooch kernig, jenau so wie Sie, so wat

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