Diese alte Sehnsucht Roman
Karte, die Joy am Empfang erhalten hatte, »Tisch siebzehn, das tut mir wirklich leid. Ich wurde nicht gefragt.«
»Der Katzentisch?«, fragte Griffin.
Sie nickte. »Ihr werdet dort niemanden kennen«, sagte sie, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Nein, stimmt ja gar nicht. Ihr kennt Sunny Kim.«
»Little Sunny?«
»Er ist jetzt ungefähr eins neunzig groß und sieht sehr gut aus. Ich muss jetzt wieder zur Braut. Ich werde meinem Augenstern sagen, dass ihr da seid.«
Sie sahen ihr nach, als sie in ihrem Schneewittchenkleid über den Rasen ging. Joy nahm Griffins Hand. »Hast du je jemand so glücklich gesehen?« In ihrem Gesicht war eine gewisse Wehmut, als sie ihre Tochter und den jungen Mann betrachtete, den diese sich erwählt hatte, als wüsste sie nur allzu gut, dass er sich als der Falsche erweisen und Lauras großes, großzügiges, vertrauensvolles Herz brechen könnte. Aber vielleicht, dachte Griffin, kam die Wehmut auch aus dem Wissen, dass der Strom, der jetzt das Herz zum Überfließen brachte, im Lauf der Zeit schmaler werden und die Kraft der Liebe, wenn nicht die Liebe selbst, in vierunddreißig Jahren ganz verschwinden konnte.
Während sie ihre Tochter betrachtete, betrachtete Griffin sie und versuchte abzuschätzen, welchen dieser Gründe die Wehmut haben mochte.
Dann trat Sunny Kim auf die Veranda und blinzelte ins Licht. Am Abend zuvor hatte er nicht so groß gewirkt, aber in der Olde Cape Lounge hatte er ja schließlich auch gesessen.
Kelsey Apple, die Braut, war damals in L.A. , auf der Middle School, Lauras beste Freundin gewesen. Laura war diejenige, die in dieser Freundschaft den Ton angab, oder jedenfalls hatte Griffin diesen Eindruck gehabt. Wo immer Laura war, musste auch Kelsey sein, was immer Laura hatte, wollte Kelsey ebenfalls haben, einschließlich Griffin und Joy als Eltern. Ihre eigenen waren mürrisch und langweilig – der Vater war als irgendeine Art Erbsenzähler bei einem Filmstudio angestellt, die Mutter religiös. »Bei euch ist es ganz komisch«, vertraute Kelsey eines Tages Laura an. »Deine Eltern reden richtig miteinander. Man merkt, dass sie noch Sex miteinander haben.«
Als Griffin den Dozentenposten an der Ostküste annahm, fürchteten er und Joy, Laura werde am Boden zerstört sein, wenn sie ihre Freundinnen und das Leben in L.A. hinter sich lassen müsste, dabei war es Kelsey, die die Nachricht nicht verkraftete. »Das geht nicht«, sagte sie barsch, als sie von der Schule heimgingen, als wäre die Diskussion damit beendet. Nach dem Abendessen rief Mrs. Apple bei den Griffins an, um zu sagen, Kelsey habe einen hysterischen Anfall gekriegt und sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Ob Laura wohl vorbeikommen und ihr versichern könne, dass der Umzug nach Connecticut nicht das Ende ihrer Freundschaft sein werde, dass sie sich schreiben oder miteinander telefonieren würden? Joy begleitete Laura zur moralischen Unterstützung und beteiligte sich an dem Gespräch mit Kelsey durch die geschlossene Zimmertür, einem Gespräch, das rasch den Charakter einer Verhandlung annahm. Natürlich würden Kelsey und Laura nicht den Kontakt verlieren, natürlich konnten sie jede Woche miteinander telefonieren, und natürlich würde Laura sich nicht sofort eine neue beste Freundin suchen. Und im nächsten Sommer (das musste Joy ebenso zusagen wie Laura) durfte Kelsey sie in ihrem neuen Zuhause besuchen und so lange bleiben, wie sie wollte. Kelsey dachte an alles und bestand darauf, dass ihre Eltern ebenfalls in dem recht engen Flur antraten, ihre Erlaubnis gaben und versprachen, sie würden das Geld für die Reise irgendwie zusammenkratzen. Erst dann öffnete sie die Tür und umarmte ihre Freundin. »Ich will noch immer nicht, dass du gehst«, sagte sie und hatte jetzt, da die Vereinbarung getroffen war, offenbar das Gefühl, ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben. Auf dem Heimweg vertraute Laura ihrer Mutter an, sie sei ganz froh, weit fortzuziehen, denn Kelsey klammere sich so an sie, und die Freundschaft werde immer mehr zur Belastung.
In Neuengland aber war vieles anders, und auf der neuen High School war das Leben für Laura nicht leicht. Die Cliquen bestanden schon lange, und da sie nicht der Typ war, der leicht Anschluss fand, verbrachte sie den größten Teil ihrer Freizeit mit Babysitten und wünschte sich, sie hätte wieder eine beste Freundin, und sei es eine klammernde. Im nächsten Sommer besuchte Kelsey sie für zwei Wochen. Nach diesem Jáhr der Trennung
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