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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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hatte keinen Grund, noch immer schüchtern oder unbeholfen zu sein. »Ich habe mich in zwei schreckliche Menschen verwandelt«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. »In einen Anwalt und einen Lobbyisten.«
    Ganz so schrecklich war es natürlich nicht. Im Kreuzverhör gab er zu, für eine liberale Kanzlei zu arbeiten, die Fälle von öffentlichem Interesse übernahm. Er selbst war Spezialist für Einwanderungsrecht.
    »Tut mir leid, dass ich dich gestern abend im Restaurant nicht erkannt habe«, sagte Griffin.
    »Nein, ich hätte mich vorstellen sollen«, sagte Sunny. »Ich war mir ziemlich sicher, dass Sie es waren, aber als ich Ihre Frau nirgends gesehen habe …«
    Griffin war ihm zuletzt bei Lauras dreizehntem Geburtstag begegnet. Joy hatte ihn aus der Küche schicken müssen, wo er irgendwelche Arbeiten hatte übernehmen wollen. »Du bist hier zu Gast«, hatte sie gesagt. »Geh zu den anderen und amüsier dich.« Doch das war genau das, was der arme Kerl nicht konnte.
    »Ich wollte, es wäre Abend«, sagte Griffin zu Joy. »Ich kann es gar nicht mehr mit ansehen.«
    Wie angewiesen ging Sunny zu den anderen auf die Terrasse, schien jedoch wenig mit den Jungen gemein zu haben, die nach Jungenart in der Nähe des Essens herumstanden, wo sie prahlten, witzelten, rempelten und verstohlen die kichernden Mädchen beäugten, die sich schlauerweise die Punschschüssel gesichert hatten. Sunny stand in der Mitte, als wäre er der Vertreter eines dritten Geschlechts, lächelte breit ins Leere, nickte arrhythmisch zum Takt der grässlichen Boy-Group-Musik und tat, dessen war Griffin sich sicher, als amüsierte er sich.
    Sein Anblick erinnerte Griffin an seine eigene erste gemischte Party – da war er ebenfalls etwa dreizehn gewesen. Eigentlich hätte er wissen sollen, wie man sich auf einer Party verhielt, denn seine Eltern gaben andauernd welche, allerdings nur für Erwachsene. Wenn die Gäste eintrafen, durfte Griffin sich kurz zeigen, aber dann hatte er zu verschwinden, und so hatte er die erforderlichen Fertigkeiten nicht gelernt. Seine erste Junior-High-Party war ein Alptraum. Nicht nur, dass alle anderen sich kannten – sie schienen auch schon jahrelang auf solche Partys zu gehen. Griffin postierte sich so, dass er die Wanduhr im Auge hatte, und versuchte die Zeiger mit Willenskraft voranzutreiben. Irgendwann, nachdem er und die anderen sich etwas auf die Pappteller geladen und es im Stehen gegessen hatten – ein paar Eltern waren auch noch da –, schienen alle nach unten ins Fernsehzimmer zu gehen, wo ein tragbarer Plattenspieler für Musik sorgte. Griffin war noch auf der Treppe, als das Licht ausging. Seine Augen brauchten ein, zwei Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, und dann stellte er zu seinem Entsetzen fest, dass alle anderen Pärchen waren, die im Dunkeln herumknutschten. Ein Junge, den er kannte, hatte seine Hand unter dem Rock eines Mädchens. »Was willst du denn hier?«, ertönte eine Stimme, und Griffin wusste mit schrecklicher Gewissheit, dass er gemeint war.
    »Ich wusste nicht …«, stammelte er.
    »Na, jetzt weißt du’s.«
    Das und das allgemeine Gekicher trieben ihn die Treppe hinauf.
    Armer Kerl, dachte Griffin, während er Sunny betrachtete. Er leidet bestimmt genauso wie ich damals.
    »Warum gehst du nicht irgendwo anders hin?«, sagte Joy zu ihm. »Du machst mich noch nervöser als er.«
    Er nahm ihren Rat dankbar an und ging mit Tommy auf einen Drink, und als er zurückkehrte, löste sich die Party gerade auf. Sunny Kim lächelte noch immer und war einer der Letzten. Er schüttelte Griffin feierlich die Hand. »Es war eine wunderbare Party«, sagte er. »Sie haben ein schönes Haus.«
    »Welcher Dreizehnjährige sagt denn: ›Sie haben ein schönes Haus‹?«, fragte er Joy später, beim Aufräumen. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie der arme Kerl diesen Satz einstudierte, bis seine Eltern zufrieden waren.
    »Aber wir haben ja auch ein schönes Haus«, sagte Joy. »Und er hat sich gut amüsiert. Mach dir keine Sorgen. Es sind Kinder. Sie müssen das erst noch sortieren.«
    »Das ist ja das Problem«, antwortete er. »Sie haben ja schon alles sortiert: wer cool ist und wer nicht, wer dazugehört und wer nicht. Und das hat ihnen keiner beibringen müssen.«
    Sunnys Eltern lebten in einem bescheidenen Häuschen jenseits des Shoreham Drives, in einer gemischtrassigen Wohngegend, wo die dicht gedrängt stehenden eingeschossigen Häuser billiger waren und Carports statt

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