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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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Mann zu dem Schluss gekommen waren, dass es reichte. Erst als Harold sie, wieder hauptsächlich an Griffin gerichtet, unterbrach: »Glauben Sie bloß nicht, eine Frau geht weg, nur weil sie sich hat scheiden lassen«, merkte er, dass sie von Harold als ihrem Exmann sprach. Und erst als sie sagte, sie habe ein Haus gleich um die Ecke von dem der Brauteltern gekauft, und es ein wenig beschrieb, ging Joy und ihm auf, dass sie von ihrem früheren Haus sprach. Sie waren vor dem Vertragsabschluss nach Connecticut gezogen und hatten den Käufer – in diesem Fall die Käuferin – nie kennengelernt.
    Jedenfalls waren Marguerite und die Apples so gute Freunde geworden, dass Kelsey sie nur noch Aunt Rita nannte. Harold, erzählte sie der Runde und nahm seine Hand, lebte in Boston (»Quincy«, berichtigte er sie) und war Wachmann (»Privater Sicherheitsdienst«), und als sie erfahren hatte, dass die Hochzeit auf Cape Cod stattfinden sollte, wo die Eltern des Bräutigams ein Haus besaßen, hatte sie Harold »aus heiterem Himmel« angerufen – eigentlich ohne nachzudenken, plötzlich war das Telefon in ihrer Hand – und ihn gefragt, ob er Lust hätte, im Juni auf eine Hochzeit zu gehen, worauf er erwidert hatte: »Solange es nicht unsere eigene ist.« Diese schlagfertige Antwort hatte Marguerite daran erinnert, dass sein »trockener Humor« eines der Dinge war, die ihr an Harold schon immer gefallen hatten. Also war sie ein paar Tage früher gekommen, und sie hatten sich wieder angenähert, und es war, sagte sie und zog die Schultern zusammen wie am Vorabend, als sie einen Cosmo bestellt hatte, eigentlich ganz romantisch. Sie wandte sich zu Harold, offensichtlich in der Hoffnung, er werde sie nicht auch in diesem Punkt korrigieren. »Tja, Sex war eigentlich nie das Problem«, räumte er ein.
    »Ich wette, ich weiß, was das Problem war«, murmelte Joy gerade laut genug, dass Griffin zu ihrer Linken und Sunny zu ihrer Rechten es hören konnten, auch wenn dieser sich nichts anmerken ließ. Während Marguerite erzählte, wurde Champagner für den Toast auf das Brautpaar gebracht, und Sunny öffnete die Flasche und schenkte ein (zu Harolds offensichtlichem Kummer den Damen zuerst). Harold bekam den Rest aus der Flasche, etwas weniger als die anderen. Griffin hoffte, dass es Absicht war, glaubte es aber nicht.
    Anscheinend war damit der Kurs vorgegeben: Die Frauen am Tisch sprachen für ihre Männer, und Joy war die nächste. Während sie erzählte, ertappte Griffin sich bei dem Gedanken, wie anders es gewesen wäre, wenn er von ihnen erzählt hätte. Er hatte nicht die Absicht, sie zu korrigieren, wie Harold es getan hatte, spürte aber schuldbewusst ein wenig Sympathie für ihn. Joy erklärte, dass ihre Tochter Laura Brautjungfer war, dass sie und Kelsey, die Braut, von Kindheit an beste Freundinnen gewesen waren und dass sie selbst und Griffin, als sie noch in L.A. gewohnt hatten, natürlich auch sehr gut mit den Apples befreundet gewesen waren. Diese letzte Aussage erschien ihm etwas geschönt. Man war zwar freundlich miteinander umgegangen, hatte sich aber nicht gegenseitig besucht, und er und Joy hatten nicht viel gemeinsam mit Kelseys buchhalterischem Vater und ihrer evangelikalen Mutter, auch wenn Joy bereit gewesen war, deren Religiosität zugunsten der Freundschaft zwischen den Mädchen zu ertragen.
    Aber das betraf ja nur L.A. Was ihn wirklich ärgerte, war die Art, wie Joy ihr gegenwärtiges Leben charakterisierte, auch wenn die Tatsachen stimmten. Griffin, sagte sie in die Runde, sei Professor an einem College (»Da müssen wir ja aufpassen, was wir sagen, nicht?«, sagte Marguerite und zog wieder die Schultern zusammen), erwähnte aber nicht, dass er Drehbücher geschrieben hatte. Gut, das war zum Teil seine eigene Schuld – schließlich erwähnte er selbst es normalerweise auch nicht. Die Leute wollten dann sofort wissen, mit welchen Filmstars man befreundet war und wen man kennen musste, um Zutritt zu einem so glamourösen Beruf zu bekommen. Sie waren neugierig, für welche Filme Griffin das Drehbuch verfasst hatte, und dann musste er zugeben, dass nur ein oder zwei von denen, die Tommy und er geschrieben hatten, wirklich bekannt geworden waren. Gegen Ende hatten sie nur noch Billigzeug fürs Fernsehen gemacht – also lieber gar nicht erst davon anfangen.
    Doch in diesem besonderen Fall schien Joy nicht so sehr seinen Wünschen zu entsprechen als vielmehr einfach zu konstatieren, was sie für die Fakten hielt. Das

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