Diese alte Sehnsucht Roman
mit großer Begeisterung am Telefon. »Aber was, wenn ihr euch da einkauft und dann eure Meinung ändert?«, fragte Griffin.
»Werden wir nicht«, sagte Harve. »Nicht, wenn der Beschluss einmal gefasst ist. So gut müsstest du uns inzwischen doch kennen.«
Wie wahr.
Möglich, dass sein Gedächtnis ihn trog, aber es kam ihm so vor, als wäre das Bedürfnis, sich von Joys Familie zu befreien und den Großen Truro-Traum für sich anstatt gegen sich arbeiten zu lassen, erst an jenem Abend von Lauras Geburtstagsparty richtig zu ihm durchgedrungen, als Sunny Kim ihm sagte, sie hätten ein schönes Haus. Er wusste, wenn er nicht achtgab, würde er für den Rest seines Lebens in diesem schönen Haus gefangen sein. Hatten er und Joy sich später am Abend gestritten? Er konnte sich nicht erinnern. Kürzlich war ihm eine Stelle als Dozent an einem kleinen Filminstitut in Kalifornien angeboten worden, wo er angehende Drehbuchautoren unterrichten sollte. Hatte Joy ihn ermuntert, das Angebot anzunehmen? Dann könnte er aufhören, selbst Drehbücher zu schreiben (wie es geplant war), aber sie könnten in Kalifornien bleiben (wie es nicht geplant war).
Aber was machte das schon? Sie hatten getan, was sie getan hatten, und das war alles schon lange her. Der kleine Sunny Kim stand vor ihm, ein erwachsener Mann. Laura war eine bezaubernde junge Frau geworden. Sein langjähriger Agent und Freund, der Laura einst mit seinem Hundegebell erschreckt hatte, war im Schlaf gestorben. Herrje.
Ein einige Meter neben dem verzierten Bogen postiertes schwitzendes Streichquartett hielt abrupt mitten im Pachelbel inne und stimmte in getragenem Tempo den Hochzeitsmarsch an. Alles drehte sich um und sah zu, wie das Brautpaar und die Trauzeugen die Stufen der Veranda hinuntergingen und in einer Prozession über den Rasen schritten. Andy, Lauras Freund, war für die Fotos zuständig und eilte dem Zug voraus, um alle Beteiligten zu fotografieren.
Griffin hörte, wie Sunny zu Joy sagte: »Lauras Freund ist nett.«
»Da ist sie«, flüsterte sie Griffin zu, als Laura am Arm eines stämmigen Trauzeugen, einen halben Kopf kleiner als sie, auf der Veranda erschien und in die Sonne blinzelte. Auf dem Rasen stieß sie mit einem ihrer hohen Absätze gegen eine Unebenheit und hätte sich um ein Haar den Knöchel verstaucht, und Griffin sah Sunny zusammenzucken, doch sie fing sich gleich wieder und sagte zu ihrem Begleiter (wenn Griffins Lippenlesekünste ihn nicht trogen), er sei schon immer ein Trottel gewesen.
Als Kelsey, geführt von ihrem Vater, erschien, nahm Joy Griffins Hand und sagte: »Ach, sieh nur, wie schön sie ist.«
»Ja«, gab Sunny Kim ihr recht, doch er sah nicht die Braut an.
7
ERST HALB DA
Jeder der großen runden Tische im Festzelt war für zwölf Personen gedeckt, bis auf Tisch siebzehn, wo nur acht Personen saßen. Die dadurch erforderlichen Lücken zwischen den Plätzen machten eine Unterhaltung zwischen diesen Fremden nicht leichter. Nun ja, nicht völlig Fremden. Zu seiner Überraschung erkannte Griffin das unglückliche Paar aus der Olde Cape Lounge wieder. Die Frau war heute etwas zurückhaltender gekleidet, und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie ihn sah, als wäre seine unerwartete Anwesenheit ein weiterer Beweis dafür, dass die Welt staunenswert war und täglich echte Wunder bereithielt. Ihr Begleiter schien Griffin vollkommen vergessen zu haben. (»Wo haben wir uns gesehen? … Ach ja, dieser komische Laden.«) Bei der Trauung hatte er eine Krawatte getragen, doch nun legte er sie ab und öffnete die beiden obersten Hemdknöpfe, als wollte er seine Brustbehaarung atmen lassen. Es entging ihm nicht, dass dieser Tisch extrem weit von dem des Hochzeitspaars entfernt war, doch seine Stimmung hellte sich auf, als er sah, dass der Zugang zu jenem Teil des Zelts, in dem die Caterer sich zu schaffen machten, gleich hinter ihnen war. »Vielleicht werden wir wenigstens als Erste bedient«, grunzte er in Griffins Richtung, wie am Abend zuvor in der irrigen Annahme, sie seien natürliche Verbündete in einer feindlichen Welt.
»Wir sind Marguerite und Harold«, sagte die Frau, als alle saßen und Sunny Kim vorschlug, jeder solle etwas über sich sagen: wo er lebe, was er tue und in welcher Beziehung er zu Braut oder Bräutigam stehe. Marguerite hatte ein Geschäft namens »Rita’s Flower Cart« im San Fernando Valley, nicht weit von dort, wo Griffin und Joy gelebt hatten. Sie war nach Kalifornien gezogen, nachdem sie und ihr
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