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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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glaubt, dass ich noch zehn Jahre leben will, denkt er anscheinend, dass ich mein Leben genieße«, sagte sie zu Griffin, als sie allein waren. Er versuchte, etwas zu sagen, bekam aber keinen Ton heraus. »So viel also dazu«, sagte sie nach einem kurzen Schweigen und sah ihn mit einem Ausdruck an, der täuschende Ähnlichkeit mit Befriedigung hatte – als wäre diese Entscheidung genau das, worauf er gehofft hatte.
    »Ist schon okay«, sagte er jetzt, um Joy zu helfen. »Ich weiß, was du meinst.«
    »Wo ist …?«
    »Im Kofferraum«, gestand Griffin und spürte, dass er errötete.
    Erst als Joy ihn ansah, als habe er den Verstand verloren, begriff er, dass sie sich nicht nach dem Verbleib der Asche seiner Mutter erkundigt hatte. »Ach so, du meinst … Tut mir leid«, sagte er und errötete noch mehr. »Sie ist im Gasthof.«
    »Du hättest sie ruhig mitbringen können, Griffin.«
    Es war unglaublich: Schon wieder hatte er im ersten Augenblick gedacht, sie spreche von seiner Mutter. Herrgott! Würde das den ganzen Abend so weitergehen? Würde er alles, was irgendjemand sagte, missverstehen? »Sie fand, es wäre für alle Beteiligten leichter, wenn sie die Probe ausfallen lassen würde.«
    Joy sah ihn zweifelnd an. »Wirst du es denn überstehen?«
    »Klar«, sagte er, fühlte sich aber ganz und gar nicht so.
    »Noch ein paar Dinge, bevor wir hineingehen«, sagte sie.
    »Okay.«
    »Daddy sitzt jetzt im Rollstuhl.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Er ist letzten Monat gestürzt. Er sagt, es ist nur vorübergehend, aber Dot ist anderer Meinung.«
    »Dot?«
    »Griffin. Er hat wieder geheiratet. Das weißt du doch.«
    »Ich hab’s vergessen.« Doch jetzt fiel es ihm wieder ein. Joys Schwestern waren fuchsteufelswild gewesen. Heiraten? Ein Mann in seinem Alter? Das war nicht mal mehr lächerlich. Joy hatte sie überreden müssen, die Hochzeit nicht zu boykottieren.
    »Außerdem redet er manchmal Unsinn.«
    »Das macht nichts – ich auch«, sagte Griffin. Offensichtlich.
    »In einer vertrauten Umgebung kommt er gut zurecht, aber …«
    »Ich werde daran denken.«
    »Nur damit du Bescheid weißt: Was uns beide betrifft, habe ich allen gesagt, sie sollen sich zusammenreißen. Und alle haben versprochen, sich gesittet zu benehmen.«
    Im Herbst, als Joys Familie erfahren hatte, dass sie sich getrennt hatten und vermutlich auf eine Scheidung zusteuerten, hatten die Emotionen hohe Wellen geschlagen. Ihre Zwillingsbrüder Jason und Jared hatten versprochen, Griffin körperliche Schäden zuzufügen, wenn sie ihm das nächste Mal begegneten. Einer von ihnen (auch ihre Stimmen waren identisch) hatte irgendwie Griffins Handynummer herausgefunden und rief ihn betrunken mitten in der Nacht an. »Ich wusste immer schon, dass du ein verdammtes Arschloch bist«, sagte er, ohne einen Namen zu nennen.
    »Ach«, sagte Griffin, der sich um drei Uhr morgens einen alten Film ansah. Er wohnte inzwischen nicht mehr bei Tommy, sondern in einem eigenen winzigen Apartment. Meist klappte er das Sofa nicht einmal zum Bett auf. »Immer schon? Hättest du doch was gesagt.«
    »Drück dir die Daumen, dass wir uns nie wieder begegnen«, fuhr der Anrufer fort. Im Hintergrund hörte man Musik und Kneipengelächter.
    Griffin wusste, dass es entweder Jason oder Jared war. Aber welcher? »Das werde ich, Jason«, sagte er auf gut Glück.
    »Ich bin nicht Jason, sondern Jared.«
    »Ja, gut – für dich gilt dasselbe.«
    Der andere schwieg eine Weile. »Was hat meine Schwester dir je getan? Warum behandelst du sie so?«
    »Hör zu, Jared –«
    »Weil du Scheißkerl sie einfach nicht verdient hast.«
    »Da gebe ich dir recht.«
    »Ja, also … drück dir bloß die Daumen, dass wir uns nie wieder begegnen«, wiederholte er. Griffins bereitwillige Zustimmung hatte ihn offenbar irritiert, und er versuchte nun, wieder auf Kurs zu kommen.
    »Wo bist du denn jetzt so? Damit ich weiß, wohin ich nicht gehen sollte.«
    »In bin in Honolulu stationiert.«
    »Okay. Das ist leicht.«
    »Aber ich hab demnächst Urlaub. Wie wär’s, wenn ich nach L.A.  fliege und dir in den Arsch trete?«
    »Ich werde jetzt auflegen, Jared.«
    »Du denkst wahrscheinlich, ich weiß nicht, wo du wohnst, aber das kann ich rauskriegen. Denk bloß nicht, das könnte ich nicht.«
    »Die Adresse ist Bellwood Terrace. The Caprice. Apartment E-217.«
    »Ich kenne Mittel und Wege.«
    »Gute Nacht, Jared.«
    Seither hatte er von keinem der Zwillinge gehört, doch er war froh, dass sie sich zu einem

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