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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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Waffenstillstand anlässlich der Hochzeit bereit erklärt hatten.
    »Ich hab ihnen gesagt, wenn sie sich nicht benehmen können, brauchen sie gar nicht erst zu kommen, und sie haben es beide versprochen«, fuhr Joy fort. »Ich hoffe nur, du kannst sie auseinanderhalten, wenn du sie siehst, weil sie sich immer so aufregen, wenn die Leute das nicht hinkriegen. Besonders jetzt, wo Jason aus der Armee raus ist und ein bisschen Haare hat.«
    »Ich werde versuchen, es mir zu merken.«
    »Es sind eine Menge Kinder da. Versuch bitte, nicht so zu wirken, als würdest du sie hassen.«
    Ja, unbedingt , pflichtete seine Mutter ihr bei und erschreckte ihn. Verstell dich.
    Halt den Mund, Mom.
    »Und über die Zeremonie weißt du Bescheid, ja? Dass ein Pfarrer da sein wird? Nimm’s nicht persönlich, aber man wird Gott um Seinen Segen bitten.«
    »Welchen?«
    Den protestantischen. Den Gott der bewachten Wohnanlagen und der Dominotheorien. Jesus. Auch mit einem J, wie alle anderen.
    Es war am besten, sie zu ignorieren, dachte Griffin. Zu sagen, sie solle den Mund halten, hatte schon zu ihren Lebzeiten nicht funktioniert. »Mach dir um mich keine Sorgen, Joy. Ich werde mich benehmen.«
    »Das weiß ich«, sagte sie. »Ich wollte nur …«
    »Was?«
    »Na ja, wenn wir … wenn wir einen Weg hätten finden können …«
    »Noch ein Jahr zusammenzubleiben?«
    »Aber das haben wir nicht, oder?«
    »Das ist ganz allein meine Schuld.«
    Sie sah in die Ferne, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch dann gab sie sich einen Ruck. »Eine Frage noch.«
    »Nur zu.«
    Sie nahm leicht seine Hand. »Kannst du die Schecks ausstellen? Heute Abend und morgen?«
    »Das habe ich doch gesagt.« In Wirklichkeit war er ein wenig besorgt. Er hatte fünfundzwanzigtausend aus seinem Pensionsfond genommen, in der Hoffnung, das werde reichen. Dann hatte er gegen Panik angekämpft, als die Gästeliste länger und länger geworden war. Letzte Woche hatte er noch einmal zehntausend transferiert, nur zur Sicherheit.
    »Du hast auch gesagt, dass du nicht arbeitest.«
    Was er eigentlich gesagt hatte, war, dass die Aufträge nur spärlich kamen, seit Tommy und er aus dem Kabelprojekt geflogen waren, und dann war da natürlich noch seine Mutter. Nach dem ersten Herzinfarkt flog er mehrmals nach Indiana und versuchte, seine Besuche so zu legen, dass sie mit den größeren Veränderungen in ihrem Leben zusammenfielen: vom Krankenhaus in eine Reha-Klinik, dann zurück nach Hause, versorgt von freiwilligen Helferinnen des Hospizes, und schließlich ins Hospiz des Krankenhauses.
    Im Januar hatte er ein paar Seminare auf der Filmschule veranstaltet, als außerordentlicher Professor, was bedeutete, dass die Bezahlung beschissen war, aber es war immerhin etwas. Er hatte eine neue Agentin, nämlich Tommys, aber bisher hatte sie ihm nur eine schnelle Drehbuchüberarbeitung gebracht, und die hatte er allein gemacht. Seit er bei Tommy ausgezogen war, sahen sie sich nur noch selten. Ab und zu trafen sie sich auf ein paar Drinks, aber jedes Mal hatte Tommy eine Entschuldigung dafür, zeitig nach Hause zu gehen. Griffin wusste, dass sein alter Freund nicht verstand, warum er nicht den Schwanz einzog, nach Hause fuhr und Joy um Verzeihung bat, wie es Ehemänner in seiner Situation taten, wenn sie auch nur einen Hauch von Grips hatten. » Willst du denn allein enden?«, fragte er eines Abends. »Ist es das?« Nein, das war es nicht, aber ebenso wenig konnte Griffin sagen, was es denn eigentlich war.
    »Ich möchte Laura alle Peinlichkeiten ersparen«, sagte Joy. »Wenn ich irgendwie kann.«
    »Nein, da müsste alles in Ordnung sein«, sagte er. »Mom hat mir tatsächlich ein bisschen Geld hinterlassen.« Auch das stimmte eigentlich nicht. Ihre Versicherung hatte gerade die Krankenhaus- und Pflegekosten sowie die Einäscherung gedeckt. Ein paar ihrer Bücher hatte er verkauft, den Rest verschenkt. Ihr Laptop, der Drucker und ein paar Möbel hatten ein paar Tausend eingebracht. Sein Vater hatte die Welt in etwa derselben finanziellen Verfassung verlassen. Nicht viel, um es am Ende eines langen Lebens vorzuweisen, dachte Griffin unwillkürlich, auch wenn Thoreau zufrieden gewesen wäre. Einfachheit, Einfachheit, Einfachheit.
    »Hast du Dads Asche aus meinem Büro holen können?«
    »Ja, aber können wir das später erledigen?«
    »Natürlich.«
    Laura erwartete sie in der Hotelhalle, Tränen in den Augen, an ihrer Seite Andy. Der Ausdruck auf dem Gesicht des jungen Mannes

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