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Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Titel: Diese Dinge geschehen nicht einfach so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taiye Selasi
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recht durch Senas Art zu sprechen, einerseits überstürzt, aber gleichzeitig stockend, er wollte helfen, aber er wollte auch etwas verbergen. Fola begriff immerhin das Wesentliche. Den ersten Teil der Geschichte kannte sie:
    nachdem ihr Vater umgebracht worden war, befand seine Geliebte, dass das Haus jetzt ihr gehörte, und zog mit ihrem Sohn ein. Die beiden lebten dort wie die Königin und der kleine Prinz. Die Geliebte führte ein Bordell für Soldaten, bis zum Ende des Biafra-Krieges. Auf diese Weise begann der kleine Femi seine Laufbahn als Dealer, Frauen, Handwaffen und Kokain, und als Bimbo am Ende des Kriegs an einer Überdosis starb, machte er sich selbständig, als Unterweltwunderkind. Das erfuhr Fola bei ihrer letzten Reise nach Lagos, 1975 , als sie hinfuhr, weil sie Femis Hilfe brauchte. Zufällig hatte sie von einem Nigerianer in Baltimore gehört, dass ihr Bruder in Geld schwamm. Ein Wiedersehen. Sie hatten nie besonders viel miteinander zu tun gehabt. Femi war vier Jahre jünger als sie. Hin und wieder war er zu ihnen gekommen, zusammen mit seiner Mutter, eben dieser Bimbo, einer großen, harten, drahtigen Frau, die in einem anderen Leben sicher Model geworden wäre, nicht Hure. Folas Vater hatte nie versucht, die beiden vor ihr zu verstecken (»ihre Mutter war tot, und ein Mann hat Bedürfnisse«), und sie wusste, dass dieser Junge, der da in der Küche wartete, wenn Bimbo vorbeikam, ihr
aburo
war.
    Aber das interessierte sie nicht. Sie hatte ihre Namen nie bewusst gedacht, Bimbo und Femi – die beiden waren Statisten in ihrer Kindheit, ohne Namen, ohne Text, männliche Frau und weiblicher Junge – bis zu dem Zeitpunkt, als sie von dem Geld erfuhr. Zu spät. Femi behauptete, er habe gedacht, sie sei mit ihrem Vater gestorben, in der Nacht im Feuer von Kaduna; sonst hätte er sie natürlich niemals vom Erbe ihres Vaters ausgeschlossen. Leider, leider sei es jetzt zu spät, um das Geld neu aufzuteilen, aber Fola müsse ihn nur bitten, wenn sie Hilfe brauche, schließlich seien sie Geschwister, man könne die Ähnlichkeit sehen, es mache nichts, dass ihr Vater ihn nie als Sohn anerkannt hatte. Fola verließ Lagos mit genügend Geld, um nach Accra zu kommen, zu Kwekus kranker Mutter, aber sie schwor sich, Femi nie wieder die Genugtuung zu geben, ihr Hilfe anbieten zu dürfen. Sie brach diesen Schwur wegen der Zwillinge.
    Diesmal weigerte sich ihr Bruder, ihr Geld zu schicken, schlug aber als Alternativlösung einen kleinen Handel vor: Wenn Fola ihre
ibeji
zu ihm schickte, wollte er die ganzen Schulgebühren und auch die Kosten fürs College übernehmen. Irgendwann hatte er die einzige Tochter eines Generals (inzwischen Öl-Magnat) geheiratet, wurde dabei aber reingelegt – sie war unfruchtbar. Wenn
ibeji
im Haus waren, »heilte« das vielleicht seine Frau Niké, erklärte er, denn
ibeji
waren magisch. Ein Deal. Fola schickte die Zwillinge im August nach Nigeria, und vierzig Wochen später schickte Sena sie wieder nach Hause.
    Nach dem, was sie sich zusammengereimt hat, hatte ihr Halbbruder irgendeine große Party veranstaltet, bei der Sena gewesen war (die Einzelheiten – Drogen, Prostituierte, Orgie – bleiben bis heute größtenteils unklar). Aber Sena wollte zuerst seine eigene tragische Geschichte loswerden, die Vertreibung aus Lagos durch »Ghana Must Go« im Winter 1983 , als die nigerianische Regierung kurzerhand zwei Millionen Ghanaer deportierte; Rückkehr nach East Cantonments, ohne Geld und gedemütigt, eine neue Praxis in Accra, noch einmal ganz von vorne anfangen, nur zwei mickrige Jahre nach einem barbarischen Putsch in seinem Heimatland, das nun nicht mehr seine Heimat war, die Eltern tot. Zehn schwierige Jahre später – seine erste Woche wieder in Lagos, Freunde nahmen ihn zu einer privaten Party mit, er hatte keine Ahnung, dass die Party in Kayo Savages Stadthaus stattfand und dass es Femis Party war – und da fand er sie. Er sah sie, aneinandergeschmiegt, Kinder unter Erwachsenen, und er wusste, wer sie waren und dass etwas nicht stimmte: Sie waren beide geschminkt und redeten, als hätte man sie unter Drogen gesetzt, völlig monoton, sie umklammerten ihre Ellbogen, mit gesenkten Blicken. Er nahm sie sofort mit, in den Klamotten, die sie gerade anhatten, brachte sie mit dem Taxi ins Sheraton in Ikeja, wo er ein Zimmer hatte, rief voller Panik um Mitternacht an, um zu sagen, dass er sie zurückschickte, mit dem ersten Flieger. Ende der Geschichte.
    Fola fuhr sofort los,

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