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Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Diese Dinge geschehen nicht einfach so

Titel: Diese Dinge geschehen nicht einfach so Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taiye Selasi
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der Eintrittspreis. Sie will nicht weiß sein.
    Sie will Philae sein.
    Oder genauer gesagt, sie möchte zu Philaes Familie gehören, zu den Frick Negropontes, zu den Bildern an der Wand im Treppenhaus auf Cape Cod (Mutter Sibby, Schwester Calli, Philae, Vater Andreas), zu ihren Fotos im Internet, den Fashion Weeks, den Galas. Sie sind überlebensgroß – auf jeden Fall größer als ihre eigene Familie, die so zerrissen ist, so leicht, so diffus. Philaes Familie ist
schwer
, eine kompakte Angelegenheit, gewichtig. Vielleicht wegen des Geldes. Ist das Geld eine Art Anker? Der Reichtum hält sie zusammen, das sieht Sadie. Er bewirkt, dass sie ein greifbares gemeinsames Interesse haben, und das
verbindet
sie, zuerst Andreas und Sibby, dann die Fricks und die Negropontes, nach dem Gesetz der Schwerkraft. Der Grund, weshalb Sadie sich so an die Negropontes klammert, ist nicht (nur), dass ihre Familie im Vergleich viel ärmer ist. Nein, es liegt daran, dass sie alle gewichtslos sind, die Sais, eine versprengte Fünfergruppe, eine Familie ohne Schwerkraft, komplett ungebunden. Sie haben kein Fundament, das so schwer wiegt wie der Reichtum und sie alle auf dasselbe Stück Erde hinunterzieht, als eine Art vertikale Achse, und unter ihnen breiten sich auch keine Wurzeln aus, es gibt keine lebenden Großeltern, keine Geschichte als Horizontale – sie sind davongeschwommen, verstreut, treiben nach außen oder nach innen, und sie merken es kaum, wenn jemand wegrutscht.
     
    17 , 18 , 19 , 20 , 21 , 22 , 23 , 24 .
    Es war Philaes Idee, für sie eine Geburtstagsparty zu machen. Sadie hat einen Horror von Geburtstagspartys – ihr wird immer übel, dieser unerträgliche Druck,
happy
zu sein, einen
happy birthday
zu haben, etwas, was sie, soweit sie sich erinnern kann, noch kein einziges Mal in ihrem Leben hatte. Aber Philae bestand darauf, und Sadie hat nachgegeben, und jetzt ist ihr Stockwerk im Wohnheim total chaotisch und voll mit betrunkenen Freundinnen. Sie hatten sich um Mitternacht getroffen, um »Happy Birthday!« zu schreien und um eine riesige Schokoladentorte anzuschneiden, geliefert von der Payard Patisserie, sehr festlich und dramatisch, typisch Philae, die sie umarmte und sie dann auf den Mund küsste, zum Entzücken der anderen. In gewisser Weise hat Sadie seit fünf Jahren auf diesen Augenblick gewartet: dass Philae sie in den Arm nimmt und sie richtig küsst (vielleicht nicht unbedingt vor acht johlenden Zuschauern, vor Lacrosse-Spielerinnen, die begeistert schreien: »Mädchen mit Mädchen!«), aber gleich danach, als Philae rief: »Bist du eins?! Bist du zwei??! Bist du drei?!«, hätte Sadie am liebsten geweint.
    Sie schaute ihre Freundinnen an (Philaes Freundinnen, genauer gesagt), die jetzt riefen: »Bist du siebzehn?!«, in orange-gelbem Licht, während die flackernden Geburtstagskerzen sich in der Fensterscheibe spiegelten. Sie schaute aus dem Fenster. Es fing an zu schneien.
    »Bist du achtzehn?!«
    »Es schneit«, sagte sie, aber zu leise. Die Freundinnen schrien weiter.
    »Bist du neunzehn?!«
    »Ich bin zwanzig.«
    Sie sitzt im Badezimmer und denkt darüber nach. Zwanzig. Sie
fühlt
sich nicht wie zwanzig. Sie fühlt sich immer noch wie vier. Während die Tränen aus ihrem Bauch aufsteigen und jemand an die Tür hämmert. »Ich komme«, murmelt sie und stellt die Füße auf den Boden.
    Und da ist sie, die wunderbare, die beschwipste Philae, ihr Gesicht von einem leichten Pink überzogen, dazu dieses Lächeln, sie steckt den Kopf zur Tür herein, ohne abzuwarten, sie ist dazu befugt und riecht nach Flowers von Kenzo und nach Bier. »Deine Schwester ruft die ganze Zeit an.«
    »Meine Schwester?«
    »Ja. Taiwo. Sie hat schon, keine Ahnung, viermal das Festnetz angerufen. Du verpasst deine ganze Party. Moment mal – warum weinst du?«
    »Ich weiß auch nicht«, sagt Sadie.
    »Du
weißt
es nicht?« Pilae strahlt. »Wird mein kleines Mädchen etwa eine Frau? Hast du was
genommen
?« Sie klatscht begeistert in die Hände. »Wird ja auch langsam Zeit! Zeit für Drogen, Sadie Sai! Zeit für Drogen!« Sie packt Sadie an den Schultern und wirbelt sie irgendwie herum. Dann umarmt sie ihre Freundin, abrupt und eng. Sie flüstert: »Ich liebe dich, S. Vergiss das nie.« Und geht.
    Im Flur klingelt wieder das Stockwerktelefon. Sadie drängt sich durch das Gewühle und nimmt ab. »Taiwo?«
    »Wo bist du?«
    »Du hast mich hier zu Hause angerufen.«
    »Ich versuche es seit Stunden. Was ist das?«
    »Was ist

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