Diese eine Nacht mit dir
Interesse daran zu haben, sich im Glanz irgendwelcher Berühmtheiten zu sonnen. In der Vergangenheit waren seine Freundinnen eingeschnappt gewesen und hatten enttäuscht geschmollt, wenn er nicht bleiben wollte.
Was ihn noch mehr verwirrte, war die Leichtigkeit, mit der er auf einmal häuslich wurde. Es war schön, jeden Abend nach Hause zu kommen und nach Lola zu sehen. Oder zu hören, wie Gypsy leise aufstand, um die Kleine zu beruhigen, wenn sie in der Nacht wach wurde. Und dann zu spüren, wie sie sich wieder ins Bett legte. Wie sehnte er sich danach, sie an sich zu ziehen und zu lieben!
Voll Hochmut hatte er ihr prophezeit, sie würde schon von selbst zu ihm kommen. Er könnte warten. Er war sich so sicher gewesen, dass sie verrückt nach ihm sein musste. Dabei war er es gewesen, der heute Morgen die Kontrolle verlor. Er musste sein Verlangen beherrschen, bis er mehr über die Mutter seiner Tochter wusste, musste Gypsy so weit bekommen, dass sie ihn genauso begehrte wie er sie. Dafür musste er auf Distanz zu ihr gehen – selbst wenn es ihn umbrachte.
Lola quietschte glücklich. Rico warf sie immer wieder in die Luft und fing sie dann mit sicherem Griff auf, bevor sie in das azurblaue Wasser plumpsen konnte. Sie standen im Pool, der halb drinnen, halb draußen lag. Rico hatte Gypsy erklärt, das hier sei das Winterbecken. Es war geheizt. Beim Frühstück auf der Terrasse hatte sie im Garten noch ein idyllisches zweites Becken entdeckt.
„Noch mal!“, quietschte Lola begeistert. Es war ihr neues Lieblingswort. Sie hatte es von Beatriz gelernt. Gypsy unterdrückte ein Grinsen. Armer Rico. Er machte gerade Bekanntschaft mit der unermüdlichen Ausdauer eines Kleinkindes, das dabei war, aufregende Spiele zu entdecken. Und die Macht der Sprache.
Gestern Abend waren sie in Athen gelandet und sofort in ein kleineres Flugzeug umgestiegen. Das flog sie auf die Insel Zakynthos. Nach ihrer Ankunft hatte Rico sie in einen Jeep verfrachtet und selbst zu seiner Villa gefahren. Sie lag nicht weit von dem privaten Fughafen entfernt.
Gestern Abend war Gypsy zu erschöpft gewesen, um viel von ihrer Umgebung mitzubekommen. Auch die freundliche Haushälterin, die ihr Rico als Agneta vorstellte, hatte sie kaum zur Kenntnis genommen. Aber dass Rico sie mit einem Mal sehr kühl behandelte, war ihr nicht entgangen. Es gab keine heißen Blicke mehr. Gypsy beschloss, sich nicht davon irritieren zu lassen. Rico wollte sie doch nur wieder verunsichern.
Als sie heute Morgen Lola nach unten trug, war sie beeindruckt gewesen von der Schönheit der schlichten Villa und dem wunderbaren Gelände ringsherum. Alles war strahlend hell und luftig, mit riesigen Fenstern und einem wunderbaren Blick auf das Mittelmeer.
Agneta hatte sie lächelnd begrüßt und zu Rico geführt, der auf einer schattigen Terrasse beim Frühstück saß und Zeitung las. Wieder mal überraschte es Gypsy, dass er noch hier war und nicht schon in seinem Büro. Und am Tisch wartete bereits ein Kinderstuhl auf Lola. Auch war Gypsy aufgefallen, dass die ganze Villa kindersicher gemacht worden war.
Rico stand auf. „Ich hoffe, ihr zwei habt gut geschlafen?“
Gypsy hatte nur genickt und „Ja, danke. Unsere Zimmer sind äußerst komfortabel“ gemurmelt. Das war die reinste Untertreibung. Und sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie Rico sogar vermisst hatte – in ihrem Bett. Stattdessen versuchte sie sich einzureden, dass sie erleichtert war, eine ganze Suite für sich alleine zur Verfügung zu haben.
Es gab ein Ankleidezimmer, ein Badezimmer und einen Salon. Gar nicht zu reden von dem riesigen Schlafzimmer und dem Bett, das von vier Pfosten umgeben war, an denen durchsichtige Musselinvorhänge locker drapiert worden waren. Und Agneta hatte ihr noch ein weiteres ebenso großzügiges Vorzimmer gezeigt, das hübsch eingerichtete Kinderzimmer. Gypsy musste ihre Rührung herunterschlucken. Sie schob die Gefühlsaufwallung auf ihre Müdigkeit.
Der gleiche Kloß saß ihr jetzt wieder im Hals, als sie Rico und Lola im Wasser toben sah. Lola hing von Tag zu Tag mehr an Rico. Sie warf sich ohne zu zögern in seine Arme. Und sie benutzte ihn als jemanden, zu dem sie lief, wenn sie nicht tun wollte, was ihre Mutter ihr sagte.
Bei dieser Erkenntnis fühlte Gypsy sich nicht wohl. Gar nicht zu reden von dem provokativen Anblick eines halb nackten Rico. Mit einem Badetuch in der Hand ging sie zum Rand des Swimmingpools und machte Rico Zeichen. Er sollte ihr Lola
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