Diese eine Woche im November (German Edition)
dazwischen, wenn er etwas nicht richtig rüberbringt. Und Rinaldo, zurück von den Toten, hört zu.
» Die Herrschaften sind heute Morgen noch nicht heruntergekommen, sagte der Portier des Don Giovanni zu uns. «
» So ein Schnösel. « Mit angezogenen Beinen hockt Pippa auf der Couch. » In seiner piefigen Uniform sah der Typ uns an, als ob wir die schlimmsten Assis wären. «
» Sind wir doch « , nickt Tonio.
» Sind wir nicht. «
» Wir wollten in Julias Zimmer anrufen, aber der Typ hat es selbst gemacht. Ließ zwei Mal klingeln und sagte: Die Herrschaften nehmen nicht ab. Ich darauf: Wenn sie nicht runtergekommen sind, müssen sie oben sein. Er darauf: Vielleicht schlafen sie noch. Ich sage: Es ist zehn Uhr morgens. «
» Komm auf den Punkt « , unterbricht Pippa. » Der Typ wollte uns nicht durchlassen. «
» Und weil ich Julias Telefonnummer nicht hatte, mussten wir hinauf. Pippa konnte sich in einem unbemerkten Moment hochschleichen. Mich hat der Portier beobachtet. Ich lauf also raus, ums Haus und betrete es wieder durch den Lieferanteneingang. Gleich darauf bin ich im ersten Stock. Wir klopfen bei Nummer 17. Keiner antwortet. Pippa schiebt eine Kreditkarte in den Türschlitz. «
» Hinter uns geht der Fahrstuhl auf. « Sie grinst. » Wir hatten noch fünf – vier – drei Sekunden, bevor Leute um die Ecke kommen würden. Die Karte greift. Wir sind drin. « Sie streckt die Beine aus.
» Das Zimmer war noch genauso wie gestern Abend. Julias Bett war gemacht. Sie hat nicht drin geschlafen. Ich habe in die Koffer geschaut. Auch ihr Zeug war noch da. «
» Der Laptop ihres Vaters war weg « , sagt Pippa.
» Ich habe einen Herrenschuh unterm Bett gefunden. Nur den rechten. « Tonio geht vor der Couch auf und ab. » Wer verlässt sein Hotel mit nur einem Schuh? «
» Wer nimmt zu einer nächtlichen Bootstour seinen Laptop mit? «
» Niemand « , sagt Tonio.
» Setz dich. « Pippa hält ihn an der Hand fest. » Du machst mich nervös. «
Tonio quetscht sich neben sie. » Wir glauben, Julia und ihr Vater wurden mit Gewalt dazu gezwungen. «
» Du nimmst an, man hat sie entführt? « Rinaldo will sich ins Haar fassen, der Verband hindert ihn daran.
» Darum sind wir hier. « Tonios Gesicht ist mit einem Mal ganz fahl.
» Gibst du mir – « Rinaldo streckt die Hand aus.
Pippa springt zum Couchtisch und bringt ihm das Tablet. Er öffnet den Screen.
» Wow. « Sie legt den Kopf zurück. Groß wie ein Haus erhebt sich das Hologramm vor ihnen. Die Abbildung ist so echt, dass das Mädchen die Hand ausstreckt und danach greift. Ihre Finger gehen ins Leere.
» Wir wissen nicht, wer die Deutschen entführt hat « , sagt Rinaldo. » Wenn es allerdings der Mann mit den schwarzen Handschuhen war, kennen wir den Namen eines seiner Opfer. « Er zeigt auf den Arbeitstisch. » Der Mann mit dem Hut. «
» Der Mann ohne Hand? «
» Er heißt Franco da Silva. Ihm gehört eine Consultingfirma.« Rinaldo lädt einen historischen Kupferstich auf den Screen. Darauf hebt ein Vermummter das Beil über einem Delinquenten. Dieser Mann wurde grausam bestraft.
» Bestraft, wofür? « , fragen Pippa und Tonio wie aus einem Mund.
» Verrat. Wenn wir wüssten, wen da Silva verraten hat, wissen wir vielleicht, wer die beiden Deutschen entführt hat. «
» Und was ist mit Julia? « , fragt Tonio ungeduldig. » Wie können wir ihr helfen? «
» Bei deiner Begegnung mit da Silva sagtest du, er hatte Angst um seine Familie. « Der Weißhaarige lädt die Satellitenansicht Venedigs hoch und zoomt ein Haus auf dem Lido heran. » Die Familie lebt in dieser Villa. Sie sind die Einzigen, die ihr fragen könnt. «
» Wir? « , fragt der Junge verblüfft. » Ich dachte, du hackst dich in ein paar Dateien ein, und im Handumdrehen wissen wir, wen wir suchen. «
» Das Leben ist kein Computerspiel. « Er legt das Tablet beiseite. » Die beste Methode ist noch immer, mit den Menschen zu reden. Wenn ihr gleich aufbrecht, trefft ihr die Familie vielleicht beim Essen. «
» Und wenn sie Julia inzwischen umbringen? « Tonio hat sich mehr von Rinaldos Zauberkasten versprochen.
» Wenn sie das gewollt hätten, wäre sie schon tot. Stattdessen sieht es aus, als hätte man sie und ihren Vater als Geiseln genommen. Ich glaube, die Macht, die hinter alldem steht, plant etwas Größeres und will verhindern, dass sie dabei gestört wird. Sie schafft jeden beiseite, der ihr im Weg steht. «
» Welche Macht? « , fragt Pippa.
» Der alte
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