Diese eine Woche im November (German Edition)
Juwelen Alarm auslösen würde. Das ganze Geschäft ist ein einziger Alarm. Die Sensoren spielen verrückt. In der Polizeizentrale wird der Notruf ausgelöst.
Das Chaos, das er verursacht hat, beeindruckt den Fahrer nicht. Beim Aufprall verklemmt sich die Autotür, er springt aus dem Fenster. Überlegt keine Sekunde, wohin er sich in dem Durcheinander wenden soll, und geht zu der letzten Vitrine im Verkaufsraum. Sie ist unbeschädigt. Nicht mehr lange. Mit einem Hammer zertrümmert der Fahrer das Gehäuse und greift nach dem Inhalt. Da liegen keine Ohrringe, keine Kette, was hier ausgestellt wird, hat die Form eines Schlangenkopfes. Eine Schlange aus Smaragden, Rubinen und Brillanten. Der Einbrecher nimmt den Schmuck von der samtenen Unterlage und steckt ihn in seine Jacke.
Die Aktion hat nur wenige Sekunden gedauert. Während draußen die Passanten zusammenlaufen, während Autos anhalten und ein benachbarter Händler Cristina Dondolorio anruft, während sich zwei Straßen weiter die Einsatzfahrzeuge nähern, geht der Lastwagenfahrer seelenruhig in den hinteren Bereich des Ladens. Durch die Teeküche gelangt er an eine alarmgesicherte Tür. Er reißt sie auf, die Sirene schallt über den Hof. Mit ein paar Schritten ist er auf der Zufahrtsstraße. Dort erwartet ihn ein Mann auf einem Motorrad. Der Einbrecher springt hinter ihm auf den Sitz, der Fahrer gibt Gas. Die Maschine fegt durch die Gassen davon. Währenddessen hält das erste Polizeiauto vor dem, was einmal das Portal des Dondolorio gewesen ist .
***
Professor Amato blickt in die Mündung einer Pistole. Der Professor lebt im Ruhestand. Er ist wohlhabend und hat sich seit einigen Jahren auf sein Landgut bei Rom zurückgezogen. Er nimmt sich Zeit für seine Familie, freut sich auf sein drittes Enkelkind und pflegt seine Rosen.
Der Mann mit der Waffe zwingt Amato, ins Arbeitszimmer zu gehen. Er fordert den Professor auf, den Safe zu öffnen.
» Welchen Safe? « , fragt der alte Herr.
Das war ein Fehler. Der Bewaffnete zieht ihm den Knauf der Pistole über die Schläfe. Der Professor blutet, er hat Angst um sein Leben. Mit zitternden Fingern nimmt er das Gemälde über dem Schreibtisch ab, ein Stillleben mit Äpfeln und Kastanien. Dahinter befindet sich der Tresor. Amato stellt die Kombination ein. Zum Öffnen ist noch ein Fingerabdruckscan nötig. Er legt den rechten Daumen auf die Vertiefung, ein Klicken, und der Safe springt auf. Gleichzeitig gleitet Amatos Daumen kraftlos vom Scanner, der Professor sinkt zu Boden. Ein lautloser Schuss hat ihn in den Rücken getroffen. Der Täter steigt über den Toten, holt Wertpapiere und sonstige Unterlagen aus dem Safe und wirft alles auf den Schreibtisch. Wertlos. Selbst die Schmuckschatulle interessiert ihn nicht. Er nimmt ein Etui und klappt es auf. Die Vertiefung ist mit roter Seide ausgeschlagen. Die Edelsteine bilden die Form eines Schlangenkopfes. Der Täter steckt das Etui ein, verlässt das Arbeitszimmer und das Haus. Glücklicherweise hat sich die Familie des Professors zum Mittagsschlaf hingelegt. Der Täter hätte nicht gezögert, jeden zu erschießen, der ihm in die Quere gekommen wäre. Er verlässt die Terrasse und steigt den Hügel hoch, der das Landgut nach Norden begrenzt. Dort steht sein Wagen. Er steigt ein und erstattet per Handy Bericht. Dann fährt er in die Hügel, die freundlich in der Mittagssonne liegen. Dunstschwaden kündigen an, dass das Wetter umschlägt. Der Mann will zum Flughafen nach Rom. Heute Abend soll er den Schmuck in Venedig abliefern.
19
P ippa schaut die Fassade hoch. Eine Villa mit Blick aufs Meer. Zur Straße hin ist das Haus durch hohe Bäume vor neugierigen Blicken geschützt. Sie pfeift durch die Zähne. » Consultant müsste man sein. «
» Klettern wir drüber? « Tonio betrachtet die scharfen Eisenspitzen.
» Wozu? « Pippa tritt ans Tor. » Wir klingeln. «
» Weshalb sollten die uns reinlassen? «
Statt einer Antwort drückt sie auf den Klingelknopf.
Wir verlieren nur Zeit, denkt Tonio. Ich entferne mich weiter und weiter von Julia. Der lange Weg übers Wasser, der Taxifahrer hatte eine Kippe im Mundwinkel hängen, an der er während der ganzen Überfahrt kein einziges Mal zog. Aus dem Nebel wurde Sprühregen, gleich darauf goss es. Eine Nacht und einen halben Tag lang ist Julia nun schon in der Gewalt der Verbrecher. Und was tue ich? Besuche irgendwelche Leute auf dem Lido.
» Ja? « Eine Männerstimme aus dem Lautsprecher.
Sie schauen ins Auge der
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