Diese glühende Leidenschaft …
Pulli über einer in seinen Augen viel zu dünnen, weit geschnittenen Hose da. Mit zitternden Knien und dunklen Schatten unter den Augen wirkte Evie furchtbar einsam und zerbrechlich.
Schon hatte J. D. das Fenster geöffnet. „Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich will es wissen.“
Ratlos schaute er sie an. „Was wollen Sie wissen?“
„Was immer Sie für Neuigkeiten haben.“ Evie deutete auf den Wagen hinter ihnen. „Offensichtlich hatten Sie etwas Wichtiges zu berichten, sonst wären Sie nicht schon um sechs Uhr früh hierher zu Quinn gefahren. Außerdem ist es mir gegenüber den Nachbarn peinlich, dass gleich zwei Detektive vor meiner Haustür parken.“
„Die Wagen sind doch neutral“, versuchte J. D.sie zu beruhigen.
„Trotzdem stören sie hier.“ Danach wandte sie sich direkt an Quinn. „Würdest du mir jetzt bitte sagen, was du weißt?“
Plötzlich wurde ihm klar, dass er Evie nicht länger im Ungewissen lassen durfte. Er hatte die Beweise, die sie von ihm verlangt hatte.
Dennoch fiel es ihm schwer, sich zusammenzureißen und ihr in die Augen zu sehen. „Geh wieder rein. Ich komme in ein paar Minuten nach.“
Der Blick ihrer grünen Augen war voller Kummer, als sie Quinn zunickte und danach ins Haus verschwand.
Wenig später stiegen Quinn und J. D. aus dem Lexus. „Möchtest du, dass ich hier auf dich warte?“, erkundigte sich J. D. vorsichtig.
„Nein, nein, fahr du nur in die Firma zurück. Und gib mir bitte Bescheid, sobald du etwas vom FBI hörst.“ Quinn hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Aber sage denen bitte noch nicht, was wir herausgefunden haben. Das sollten wir noch mindestens einen Tag für uns behalten. Die FBI-Leute haben wohl selbst genug zu tun und werden uns hoffentlich nicht ausdrücklich nach unserem Wissensstand fragen.“
„Und wenn sie es doch tun?“
„Dann musst du ihnen den Bericht geben, sonst machen wir uns wegen Zurückhaltung von Informationen strafbar.“ Quinn war bereits in Evies Vorgarten, als er stehen blieb und seinen Mitarbeiter anwies: „Sorge dafür, dass der Jet aufgetankt ist und der Pilot jederzeit starten kann.“
J. D. nickte. „Hast du Flugpläne?“
„Ja, ich will so schnell wie möglich auf die Kaimaninseln. Mein Instinkt sagt mir, dass ich den Bastard dort finde.“
Aber zuerst musste Quinn Evie gegenübertreten. Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er ihr die ganze Wahrheit über ihren Bruder sagen sollte.
Evie fühlte sich, als hätte sie überhaupt nicht geschlafen. Ihr Hals war trocken und geschwollen. Ihr brannten die Augen, als hätte sie die ganze Nacht geweint. Dabei hatte sie die Tränen zurückgehalten, solange sie wach lag. Dazwischen war sie öfter in einen unruhigen Schlaf gefallen mit immer demselben Traum: Sie fuhr mit Quinn auf einer dunklen Landstraße, als plötzlich Polizeischeinwerfer aufleuchteten und ihr Wagen angehalten wurde. Aber der Polizist, der Quinn aus dem Wagen zerrte, war nicht Sheriff Moroney, sondern Corbin.
Danach kam ein Beamter vom FBI, der Evie festnahm und ins Gefängnis werfen wollte. Das Schlimmste daran war, dass Quinn jedes Mal teilnahmslos zusah, wenn sie in einen vergitterten Wagen verfrachtet wurde, obwohl sie sich sträubte und laut schrie.
Sie erwachte dann mit dem bitteren Gefühl, ihn endgültig verloren zu haben. Dabei hatte sie Quinn ja noch gar nicht zurückgewonnen. Aber allein die wenigen zärtlichen Minuten der vergangenen Nacht hatten in Evie Hoffnung geweckt.
Heute Morgen hatte sie dagegen wieder ganz andere Sorgen. Sie bangte um Corbin. Denn so ernst, wie Quinn sie gerade auf der Straße angeschaut hatte, konnte es nur bedeuten, dass ihr Bruder riesige Probleme mit der Polizei hatte. Und Quinn wäre nicht Quinn, wenn er den Fall nicht sehr korrekt und unbestechlich erledigen würde.
„Himmel, das dürfte doch nicht so schwer sein!“, rief Evie jetzt. Ihre Hände waren so zittrig, dass ihr der Messlöffel für das Kaffeemehl auf den Boden gefallen war.
„Brauchst du Hilfe?“
Sie zuckte zusammen, als sie Quinns Stimme hörte. „Wie bitte?“ Rasch drehte sie sich um und sah ihn am Kücheneingang stehen. „Nein, danke, es geht schon.“ Dann bückte sie sich, um den Messlöffel aufzuheben. „Ich habe das Gefühl, dass ich einen richtig starken Kaffee brauche. Meinst du nicht auch?“
Dass Quinn nichts darauf antwortete, war kein gutes Zeichen. Evie musterte ihn fast ängstlich, hoffte aber gleichzeitig, dass er zu ihr kommen und sie in die Arme nehmen
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