Diese Lippen muss man küssen
warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Dann haben wir sogar noch ein paar Minuten Zeit, uns auszuruhen, bevor ich Sunnie ins Bett bringen muss.“
„Okay.“ Abby setzte die Kleine in die Schaukel und ging in die Küche. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich gegen den Tresen und atmete ein paarmal tief durch. Das Leben, das sie sich wünschte, solange sie denken konnte, spielte sich im Nebenzimmer ab. Aber es war nicht ihr Leben. Sie war nur Gast in diesem Haus, weil Brad sie gebeten hatte, ihm bei den Weihnachtsvorbereitungen zu helfen, eine Außenseiterin, die ein Leben beobachtete, das sie selbst nie haben konnte.
Sie richtete sich auf und wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange. Es brachte nichts, sich in Selbstmitleid zu ergehen, sondern war verschwendete Energie. Sie würde nie eine eigene Familie haben und sollte sich endlich mit diesem Gedanken abfinden.
Während sie die Milch aufsetzte und das Kakaopulver aus dem Schrank holte, dachte sie darüber nach, wie der Abend wohl weitergehen würde. Am besten sollte sie sich irgendeine stichhaltige Entschuldigung ausdenken und möglichst bald nach Hause fahren. Wenn sie noch länger blieb, würde sie sich nur selbst quälen. Sunnie war nun mal nicht ihr Kind, und an Brad mit seinem sexy Charme und seinen atemberaubenden Küssen könnte sie sich nur zu leicht gewöhnen – oder besser gesagt, es bestand die Gefahr, dass sie ihm verfiel. Und dann? In diese Situation wollte sie auf keinen Fall geraten.
Ganz ohne Frage war es das Beste, Brad und seine kleine Nichte allein zu lassen. Denn wenn nicht, würde sie sich von den beiden nur schwer wieder lösen können und irgendwann mit gebrochenem Herzen zurückbleiben. Das durfte nicht geschehen!
Als sie mit den dampfenden Bechern ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte sie sich so weit gefangen, dass sie lächelnd auf Brad zugehen konnte. „Wo ist denn Sunnie?“ Erstaunt sah sie sich um, während sie Brad einen Becher reichte.
„Ich habe sie oben ins Bett gelegt. Das Ganze war doch zu aufregend für sie und hat sie müde gemacht. Dazu noch die Bewegung der Schaukel. Sie war eingeschlafen.“
„Umso besser.“ Abby betrachtete den geschmückten Baum. „Sieht wunderschön aus, das hast du sehr gut gemacht.“
„Danke.“ Er nahm ihr auch den zweiten Becher ab und stellte ihn zusammen mit seinem auf den Tisch. Dann zog er Abby in die Arme. „Ohne deine Hilfe hätte ich das nie geschafft, Darlin’.“
Sofort fing ihr Puls an zu rasen, und alle guten Vorsätze lösten sich auf wie der Nebel in der Morgensonne. Vielleicht hätte sie sich zusammennehmen können, wenn Brad sie nicht berührt hätte, aber in seinen Armen vergaß sie alles, auch die Notwendigkeit, sich von ihm fernzuhalten. „Ich bin sicher, du hättest es auch ohne mich geschafft“, flüsterte sie, unfähig, der Versuchung zu widerstehen, sich an ihn zu schmiegen.
„Das vielleicht“, wisperte er ihr ins Ohr. „Aber es hätte längst nicht so viel Spaß gemacht.“
„Spaß? Du hast doch die ganze Zeit nur gebrummt und geschimpft.“
Er lachte. „Das kann sein. Aber soll ich dir ein Geheimnis verraten? Ich schimpfe oft über Sachen, die ich eigentlich ganz gern mache.“
„So?“ Was war nur mit ihren Beinen los? Sie fühlten sich an wie aus Gummi. Schnell legte Abby ihm die Arme um den Hals, um nicht hinzufallen. „Warum denn?“
„Das ist doch typisch Mann.“ Er strich ihr zärtlich über die Wange. „Das erwartet ihr doch von uns Männern.“
Mit geschlossenen Augen genoss sie seine Berührung. „Und was erwartet man noch von dir?“
„Dies hier.“ Seine Lippen berührten nur kurz ihre, dann wieder und wieder.
Es war kein richtiger Kuss, aber immer wenn sie seinen Mund spürte, steigerte sich die Anspannung, bis sie es schließlich kaum noch aushielt. Küss mich, Brad, lass mich noch einmal deine Leidenschaft spüren …
„Möchtest du, dass ich dich küsse?“
Konnte er Gedanken lesen? Sie sollte stark sein, ihn abwehren, sich die Qualen hinterher ersparen. Aber sie konnte es nicht. „Ja“, hauchte sie.
Als er ihr endlich die Lippen fest auf den Mund drückte, sie spielerisch dazu brachte, ihn einzulassen, und sie tief und leidenschaftlich küsste, schien alles um sie herum sich zu drehen. Das wilde Verlangen, das er in ihr hervorrief, war stärker als alles, was sie bisher erlebt hatte. Sie kam ihm entgegen, konnte nicht genug von ihm bekommen, presste sich an ihn und stöhnte leise auf, als er sie
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