Diese Lippen muss man küssen
ich dich nicht zum Lunch eingeladen, um dich wegen meines Bruders auszuhorchen.“
„Sondern?“ Wenn Sadie sie so kurzfristig einlud, bedeutete das, dass sie dringend etwas besprechen wollte. Denn normalerweise musste sie solche Treffen weit im Voraus planen, weil sie jedes Mal einen Babysitter für die Zwillinge brauchte.
„Es gibt Verschiedenes, was ich mit dir besprechen möchte. Es geht um das geplante Kultur- und Familienzentrum, dass du später leiten sollst.“
Ein sehr viel angenehmeres Thema als Sadies unwiderstehlicher Bruder. Abby nahm die Gabel in die Hand und fing an zu essen. „Ja. Was ist damit?“
„Es soll nicht nur ein Zentrum sein, in dem Eltern die Gelegenheit haben, ihre Kinder mit Kunst und Kultur vertraut zu machen. Ich möchte, dass sie dort auch Unterstützung finden, wenn sie in Schwierigkeiten sind.“ Sadie lehnte sich wieder zurück und schaute die Freundin bedeutsam an. „Wir leben in Zeiten, die für viele Menschen sehr hart sind. Deshalb möchte ich, dass das Zentrum für diese ein Zufluchtsort wird, wenn sie ihre Miete oder ihre Gasrechnung nicht bezahlen können. Bei uns sollen sie Unterstützung finden.“
„Eine fabelhafte Idee. Ich bin gern bereit, mich mit Rat und Tat zur Verfügung zu stellen.“ Abby aß zwei Bissen, dann sah sie Sadie wieder an. „Wo soll denn das Zentrum entstehen? Hoffst du immer noch, dass der TCC das alte Clubhaus zur Verfügung stellt, sofern beschlossen wird, ein neues zu bauen? Oder suchst du eher nach einem Grundstück?“
„Nein, ich hoffe immer noch auf das alte Clubhaus. Von den Räumlichkeiten her ist es ideal. Es hat Büros, Konferenzräume, und der große Ballsaal ist wie geschaffen für Ausstellungen und Konzerte. Aber wenn daraus nichts wird, müssen wir wohl selbst bauen.“
„Ich hoffe sehr, dass wir das Clubhaus werden nutzen können.“ Sie aßen eine Weile lang schweigend, bevor Abby fragte: „Und was wolltest du noch mit mir besprechen?“
„Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen soll. Aber Rick hat mir erzählt, dass sich einige Clubmitglieder wundern, dass ihr, ich meine Brad und du, in der letzten Zeit so unzertrennlich seid. Sie fragen sich, was dahintersteckt.“
Das habe ich mir doch gleich gedacht. Abby presste kurz die Lippen zusammen. Brad hatte gemeint, keiner würde sich etwas dabei denken, wenn sie, wie gestern beim Lunch, gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten. „Was hat Rick ihnen denn gesagt?“
„Du weißt ja, wie Rick ist. Er hat ihnen höflich, aber unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie sich lieber um ihr eigenes Privatleben kümmern sollten.“ Sadie lachte. „Wahrscheinlich war er noch ein wenig deutlicher, aber das ist der Kern seiner Erklärung.“
Wütend warf Abby die Gabel auf den Teller. Der Appetit war ihr gründlich vergangen. „Ich finde es sehr nett, dass er ihnen tüchtig Bescheid gegeben hat. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass über mich getratscht wird. Und das hasse ich!“
„Das kann ich gut nachvollziehen“, versuchte Sadie die Freundin zu beruhigen. „Erinnerst du dich, wie Rick und ich vor knapp einem halben Jahr Stadtgespräch waren?“
„Allerdings. Das ist einer der Gründe, warum ich mich manchmal nach dem Leben in der Großstadt zurücksehne.“ Abby seufzte leise. „Dort kümmert sich niemand darum, mit wem du ausgehst oder befreundet bist.“
„Ja, das Gerede in einer kleinen Stadt ist wirklich nervig“, meinte Sadie. „Aber ich wollte es dir auf alle Fälle sagen, damit du Bescheid weißt.“
„Danke.“ Dabei war Abby nicht ganz klar, ob sie das wirklich hören wollte. Vielleicht wäre es besser, nicht zu wissen, dass Gerüchte über sie und Brad im Umlauf waren. Jetzt würde sie ständig glauben, jeder zöge über sie her, sowie sie nur einen Raum betrat.
„Und da ist noch etwas, was ich dich fragen wollte.“ Sadie schob den Teller von sich weg und legte die Serviette darauf. „Wollt ihr wirklich heute Abend bei uns babysitten?“
„Aber selbstverständlich.“ Auch wenn es nach dem gestrigen Abend sicher etwas seltsam mit Brad sein würde, kam es für Abby nicht infrage, die Freundin zu enttäuschen. „Ich freue mich schon darauf. Du weißt doch, wie gern ich deine Mädchen mag.“
Sadie lächelte erleichtert. „Danke. Ich möchte endlich mal wieder mit meinem Mann ausgehen. Allein.“
„Das verstehe ich vollkommen. Brad und ich haben übrigens eine Wette darüber abgeschlossen, wer als Erster vor Erschöpfung
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