Diese Nacht darf niemals enden
wusste ich, dass sich alles geändert hatte. Ich wusste, dass ich Louisa nicht heiraten konnte. Dass ich dich wieder in meinem Leben haben musste.“
Sein Griff an ihrem Ellbogen wurde fester. „Da wusste ich auch, was ich zu tun hatte. Ich musste die Bank retten und dich zurückbekommen. Aber das konnte ich nur schaffen, wenn die Verlobung mit Louisa für die Außenwelt lange genug bestehen blieb. Damit gewann ich die notwendige Zeit, um das Rettungspaket zu schnüren. Mir war klar, es würde knapp und riskant sein, aber ich musste es einfach schaffen.“ Abrupt ließ er sie los, ging zu seinem Schreibtisch zurück und stützte sich mit geballten Fäusten auf ihm ab. „In jener Nacht … in der Nacht, in der wir uns wieder geliebt hatten, wusste ich, dass ich dich niemals gehen lassen kann. Und ich dachte …“, er musste sich zwingen weiterzusprechen, „… dir ginge es ebenso. Darum habe ich dir den Vorschlag gemacht. Aus Angst, du könntest dich an einen anderen Mann binden – etwa an den, mit dem du auf der Veranstaltung warst. Darum musste ich alles heimlich tun, bis ich die Bank gerettet und die Verlobung mit Louisa gelöst hatte.“ Seine Stimme wurde rau. „Ich wollte dir alles sagen, wollte mich dir vollständig öffnen, wollte dir erklären, in welcher Falle ich saß. Doch dann bist du einfach verschwunden. In der Zeit, in der ich dich gesucht habe, wurde mir immer klarer, was für ein arroganter Narr ich gewesen war. Und als ich dich dann wiederfand …“ Er brach ab. „Da wusste ich, dass ich zu spät war. Ich hatte dich dazu gebracht, mich zu hassen. Ich hatte dich verloren.“
Alexas Kehle war wie zugeschnürt. Ihr war, als gäbe es in dem Raum keinen Sauerstoff mehr zum Atmen. „Ich … ich brauche frische Luft“, brachte sie schwach hervor.
Sofort öffnete Guy die großen Flügeltüren zum Garten, und Alexa hastete hinaus, sog tief die frische Sommerluft in die Lungen. Direkt bei ihr stand eine kleine Parkbank im Schatten, erleichtert ließ sie sich darauf nieder. Denn die Beine wollten ihr den Dienst verweigern.
Ihr Verstand arbeitete auch nicht mehr.
Gedankenfetzen blitzten auf, Emotionen wirbelten durch ihren Kopf. Weder konnte sie eine Form erkennen, noch sie ordnen. All die festen Überzeugungen und Meinungen, mit denen sie jetzt so lange schon lebte – Überzeugungen, die wie Stacheln tief in ihrem Herzen gesessen hatten –, lösten sich auf, zerplatzten wie Seifenblasen. Verzweifelt versuchte Alexa, ihre Gedanken zu ordnen, um einen Sinn auszumachen. Nur einer ließ sich greifen, der, der sich am schnellsten drehte.
Guy war nicht verheiratet. Und er würde Louisa auch nie heiraten.
Diese Erkenntnis stürzte mit der Macht einer gewaltigen Flutwelle auf sie ein. Sie schwankte im Sitzen. Dann fühlte sie plötzlich Arme … Guy hatte sich neben sie gesetzt und stützte sie.
„Alexa …“
In seiner Stimme lag Sorge. Zumindest hörte es sich wie Sorge an. Aber was wusste Alexa schon über Guy de Rochemont?
Sie drehte den Kopf, schaute ihn an. „Ich kenne dich nicht.“ Er ließ die Arme sinken. „Ich habe dich nie wirklich gekannt“, bekräftigte sie noch einmal und rückte ein Stück von ihm ab. „Andererseits …“ Es fiel ihr schwer, es auszusprechen, aber es musste gesagt werden, und sie musste ihn dabei ansehen. „… ich habe auch nie versucht, dich kennenzulernen. In all den Monaten nicht, die wir zusammen waren. Obwohl die tatsächliche Zeit sich wohl auf wenige Wochen reduzieren lässt. Aber du hattest immer Barrieren um dich herum aufgestellt, um mich abzuwehren. Um jeden abzuwehren. Ich respektierte die Barrieren, weil ich verstand, dass du ein sehr reservierter Mensch bist. Das bin ich auch. Ich bleibe lieber für mich, halte meine Emotionen bei mir. Ich bin daran gewöhnt. Genau wie du. Deshalb machte es mir damals auch nichts aus … die Beziehung, die wir hatten. Erst nachdem wir uns wiedersahen, habe ich die Beziehung mit anderen Augen gesehen – und sie als abwertend und respektlos wahrgenommen. Ich dachte, dass du mich lediglich für Sex auf Abruf benutzt.“
Ernst und grüblerisch sah sie ihn an, bevor sie fortfuhr: „Aber es stimmte nie. Ich hätte mich auf mein ursprüngliches Gefühl verlassen und dir vertrauen sollen. Hätte dem vertrauen sollen, was zwischen uns bestand. Stattdessen …“, sie sprach jetzt sehr leise, „… bin ich davongerannt und habe dir die Möglichkeit zu der Erklärung genommen, die du mir geben wolltest.“
Er
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