Diese Nacht darf niemals enden
Guys Armen saß, blitzte nur der schlichte goldene Ehering an ihrer Hand. Verwundert betrachtete sie ihn. „Sind wir wirklich verheiratet?“
Guy lächelte. „Wie kannst du daran zweifeln? Hat die Hochzeitsfeier etwa keinen bleibenden Eindruck bei dir hinterlassen? Eine zum Bersten volle Kathedrale, ein Empfang, der mit einem Renaissancefest hätte konkurrieren können, und genug Champagner, um ein Schlachtschiff zu versenken. Ich habe gar nicht zählen können, wie viele Gäste gekommen sind, und ich habe auch längst den Überblick verloren, wie viele Verwandte ich habe. Alle wollten miterleben, wie du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hast.“
„Meinst du, deine Familie wird dir je verzeihen, dass du eine Außenstehende geheiratet hast?“, fragte sie und schmiegte sich an ihn.
„Ehrlich gesagt, es ist mir gleich. Und außerdem“, verkündete er voller Humor, „ist es nur gut. So kann sich niemand beklagen, dass ich einem Zweig der Familie den Vorrang gegeben hätte. Und da wir gerade von Verzeihen reden …“ Er wurde plötzlich ernst. „Meinst du, deine Freundin Imogen wird mir je verzeihen, wie ich dich behandelt habe? Als deine Brautjungfer hat sie sich mir gegenüber natürlich höflich verhalten, aber als ich sie damals kontaktierte, um deinen Aufenthaltsort herauszufinden, war sie nicht gerade … nun, sie hat nicht besonders freundlich reagiert.“
„Ich denke“, erwiderte Alexa spitzbübisch, „dass du sie von deinen ehrbaren Absichten überzeugt hast. Außerdem ist sie ja selbst bis über beide Ohren verliebt. Das stimmt sie immer viel nachsichtiger.“
Er lachte. „Ja, richtig. In den Mann, der dich mir streitig machen wollte. Dabei war Imogen schon immer an ihm interessiert. Wie blind kann ein Mann eigentlich sein?“
„Mit Blindheit hatte das nichts zu tun. Richard hat mich aus reiner Nettigkeit eingeladen, weil er gemerkt hat, wie wichtig es Imogen war, dass ich dich vergesse. Aber damit hat er nur gehofft, sie zu beeindrucken. Irgendwann hat sie endlich die Augen geöffnet und die Botschaft erkannt.“
„Immer diese halsstarrigen Frauen, nicht wahr?“, meinte Guy amüsiert und strich Alexa das hellblonde Haar über die Schulter zurück. „ Dis-moi … bist du wirklich glücklich und zufrieden, deine Flitterwochen in einem rustikalen Chalet in den Bergen zu verbringen, weitab von allem?“
„Absolut“, versicherte sie ihm. „Ich mag es, an den abgelegenen Flecken dieser Erde zu leben. Ich habe es in Devon getan und dann in der Wüste, und jetzt kann ich auch noch eine Hütte in den Alpen hinzufügen. Aber bist du sicher, dass du hier zufrieden bist, weit weg von deiner üblichen Umgebung?“
„Ich koste es bis zur Neige aus“, behauptete er nachdrücklich. „Glaubst du mir denn noch immer nicht, dass ich mich nach einem ruhigen Leben sehne? Diesem Zirkus, den ich ständig um mich habe, kann ich nichts abgewinnen. Jetzt, da Heinrichs Bank gerettet ist und somit auch die anderen Abteilungen von Rochemont-Lorenz außer Gefahr sind, werde ich kürzertreten. Ich bin sicher, das war es, was meinen Vater so früh ins Grab gebracht hat – dass er sich immer selbst um alles gekümmert hat. Ich werde diesen Weg nicht gehen, Alexa“, erklärte er entschieden. „Ich werde eine Managementstruktur aufbauen und wesentlich mehr delegieren. Diese Sache mit der Bank hätte mich fast das Wertvollste überhaupt gekostet – dich.“ Er neigte den Kopf und legte eine Hand an ihre Wange. „Ich kann ohne dich nicht leben, ma belle , mon cœur , keinen Tag lang, nie wieder.“
Er küsste sie zärtlich, und sie erwiderte seinen Kuss. Beide lehnten sie sich entspannt gegen den Felsen zurück. Um sie herum herrschte friedliche Stille, nur ab und an war eine Kuhglocke aus der Ferne zu hören und der Wind, der über die hohen Gipfel hinter ihnen strich.
„Es ist ein guter Berg“, sagte Guy überzeugt.
„Besser als ein alteingesessenes internationales Bankhaus?“, fragte Alexa trocken.
„Wenn ich wählen müsste … letztlich wohl ja. Natürlich bin ich stolz auf mein Erbe, aber Berge überdauern viel länger als Banken. In dieser Hinsicht ist Stefan reicher als ich.“
„Die beiden werden glücklich sein, nicht wahr? Vor allem, wenn sie diese Gegend zu einem Naturschutzgebiet machen.“
„Ich bin sicher, dass sie glücklich werden“, stimmte Guy zu.
„Meinst du, Louisas Eltern vergeben ihr, dass sie dich hat fallen lassen und mit Stefan auf und davon ist?“
„Auf
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