Diese Nacht darf niemals enden
wandte das Gesicht, sah in den Garten hinaus. Die letzten Sonnenstrahlen brachen sich in dem kleinen Teich. „Aber ich habe nie mit dir geredet, nicht wahr? Nicht über uns. Ich habe als selbstverständlich hingenommen, was zwischen uns war, und war dankbar dafür. Dankbar, dass ich eine Frau gefunden hatte, die eine Oase für mich war. Und als ich es beenden musste, als ich zustimmen musste, Louisa zu heiraten, ertrug ich es nicht. Ich konnte nur stumm gehen, konnte nur die Oase verlassen und hinaus in die Wüste gehen. Als ich dich wiedertraf …“, seine Miene wirkte gequält, „… da war es wie eine Fata Morgana. Sie versprach mir alles, was ich mir je gewünscht hatte. Ich dachte, alles, was ich wollte, läge direkt vor mir. Doch als ich meine Hände danach ausstreckte, entglitt es mir. Es war nur mein Wunschdenken, das nichts mit der Realität zu tun hatte.“
Die Arme auf die Knie gestützt, beugte er sich vor und starrte trübselig vor sich hin. Alexa saß schweigend neben ihm. Der Strudel in ihr hatte sich beruhigt.
Irgendwo in den Bäumen sang ein Vogel. Sie sah sich um. Es war wunderschön hier, mit dem freien Blick auf den weiten Park, hinter sich das massiv gebaute, dauerhafte Schloss und vor sich die untergehende Sonne, die durch die Blätter der hohen Bäume fiel. Eine Oase der Schönheit und der Ruhe.
Eine Oase des Friedens.
Langsam, ganz langsam, erfüllt von der Wärme des Friedens, griff Alexa nach Guys Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. Er drückte ihre Finger und hielt ihre Hand fest. Es war eine so schlichte Geste, eine Geste, die keiner Worte bedurfte.
Weil sie alles sagte.
Als er sich ihr zuwandte, sah er die stummen Tränen über ihre Wangen laufen. Ein gequälter Laut stieg in seiner Kehle auf, er zog sie in seine Arme und hielt sie einfach nur an sich gedrückt. So saßen sie eine lange Weile, Seite an Seite. Und noch immer flossen ihre Tränen.
Er küsste zuerst die Tränen fort, dann küsste er ihre bebenden Lippen und zog schließlich ihre Hände an seinen Mund, um ihre Handflächen zu küssen.
„ Ma belle Alexa“, murmelte er. „Ich dachte, du hasst mich.“
„Das dachte ich auch“, wisperte sie. „Aber ich habe mich geirrt.“ Sie küsste ihn sacht. „So schrecklich geirrt. Denn es war immer Liebe, die ganze Zeit.“
„Immer?“, hakte er leise und unsicher nach.
„Für eine lange, lange Zeit. Ich weiß nicht genau, seit wann. Ich weiß nur, dass ich mich wider besseres Wissen in dich verliebte. Eine Amour fou . Es war sinnlos, dich zu lieben, selbst bevor ich von der Heirat mit Louisa erfuhr. Denn welche Hoffnung gab es überhaupt? Du warst, wer du warst, stammtest aus einer anderen Welt, wolltest nur das von mir, was du wolltest. Als du dann zurückkamst, obwohl ich von deiner Verlobung wusste, floh ich vor dir. Ich wollte dich nicht anhören, denn für die Liebe bestand keine Hoffnung. Nur für den Hass – den ich in das Bildnis legte, das du im Cottage gesehen hast.“
„So wie all Ihre Liebe in das Portrait geflossen ist, das Guy mir geschenkt hat“, sagte eine Stimme bei den Flügeltüren.
Beide fuhren erschrocken zusammen. Guy erhob sich abrupt von der Bank und zog Alexa mit sich hoch.
„ Maman …?“
Madame de Rochemont trat auf die Terrasse hinaus. Woher sie so plötzlich gekommen war, konnte Alexa nicht sagen. Aber vermutlich besaßen die Rochemonts mehr als nur ein Privatflugzeug.
„ Mon fils “, grüßte sie mit einem Nicken und ging dann zu Alexa, um sie auf beide Wangen zu küssen. „Warum, glauben Sie, habe ich sichergestellt, dass ich sofort von Ihrer Rückkehr nach London erfahre?“ Sie trat einen Schritt zurück, um die beiden ansehen zu können. „Ich konnte nicht zulassen, dass mein Sohn das wiederholt, was seine Eltern getan hatten – ohne Liebe zu heiraten. Manchmal kann eine solche Ehe von Erfolg gekrönt sein. Meine war es, Guy, weil ich deinen Vater mit der Zeit lieben lernte, so wie er mich lieben lernte. Als ich dein Portrait sah, da wusste ich es.“ Ihr Tonfall änderte sich. „Du warst bereits verliebt, und deine Liebe wurde erwidert.“
Sie sah Alexa an. „Darum habe ich Ihnen meinen Dank für das Bild ausgesprochen. Weil es mir alles sagte, was ich wissen musste.“ Ein sanftes Lächeln zog auf ihre Lippen. „Ich sehe sofort, wer meinen Sohn so sehr liebt, wie ich ihn liebe. Und ich kann es beurteilen“, ihr Blick schwenkte zu Guy, „wenn mein Sohn jemanden mit einem Blick voller Liebe ansieht –
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