Diese Nacht gehoert der Liebe
die ihr Leben für immer, wenn auch unabsichtlich, verändert hatten, und keiner von beiden hatte eine Ahnung, wie viel er ihr bedeutete.
Im selben Moment war ihr auch bewusst geworden, wie dumm es von ihr gewesen war, solc he Angst zu haben, dass die beiden sich begegneten. Nicht mal im Entferntesten würde Nick Santos ahnen, dass Drew sein Sohn war. Wie sollte er auch, wenn er nicht mal wusste, dass er mit ihr geschlafen hatte?
Manchmal vermochte selbst sie nicht zu fassen, dass es kein Traum gewesen war. Doch wenn sie dann ihrem Sohn in die Augen schaute, ihn lächeln sah, dann erkannte sie die Wirklichkeit: Drew war Nicks Sohn. Da gab es keinen Zweifel.
Sie würde alles dafür tun, dass Nick es niemals merkte.
Damals vor zehn Jahren, als sie, auf der Suche nach einem aufregenden Leben, ihr Studium an einer großen Universität an der Ostküste aufgenommen hatte, war ihr bald klar geworden, dass ein schlichtes, furchtbar scheues Kleinstadtmädchen nicht in die Großstadt passte. Sie hielt jedoch durch, machte ihren Abschluss im Journalismus und fand durch die Arbeitsvermittlungsstelle des College ihren ersten Job bei der „North Carolina Tribüne”. Es war ihr gleichgültig, dass sie am Anfang nur Kaffee kochen und Archivarbeiten überne hmen musste. Sie hatte einen Job bei einer Zeitung, das allein zählte. Sie schwor sich, ihr Können irgendwie unter Beweis zu stellen. Sie brauchte nur eine Chance.
Acht Monate später, als zwei Drittel der Beschäftigten wegen einer Grippe-Epidemie im Bett lagen, bekam sie eben diese Chance. Einen Sportbericht. Nachdem sie die Nationalmeisterschaft im Motorradrennen am Nachmittag verfolgt hatte, sollte sie den zweimaligen Nationalmeister Nick Santos interviewen.
Sie lief geradewegs auf Toilette und musste sich übergeben.
Ausgerechnet Nick Santos, den Mann, der sie als Dreizehnjährige vor Roger Gerckee gerettet hatte. An jenen beseligenden Tag erinnerte sie sich nur zu genau.
Sie hatte ihr Schulbrot allein gegessen, wie sie es immer tat, hinten in der Pausenecke.
Roger hatte es an dem Tag auf sie abge sehen und ließ keine Gelegenheit aus, sie wegen ihrer Zahnspange, ihrer Hornbrille und ihres lockigen roten Haars zu ärgern. Sie hatte ihn erfolgreich ignoriert, bis er ihr das Brot aus der Hand riss und in die Mülltonne warf. Da vermochte sie die Tränen der Wut und der Erniedrigung nicht mehr länger zurückzuhalten.
Wie ein edler Ritter zu Ross war Nick Santos plötzlich aufge taucht. Lebhaft erinnerte sie sich an seine funkelnden Augen, seine beherrscht ruhige Stimme, als er Roger erklärte, er solle Essen nicht so verschwenden, und den fiesen Kerl selbst in die Mülltonne hob. Die Umstehenden hatten ihm zugejubelt, und Maggie hatte sich hoffnungslos in Nick verliebt.
Sie hatte jedoch niemandem etwas von ihren Gefühlen für Nick erzählt. Wenn sie das getan hätte, wäre sie ausgelacht worden. Sie war anders als die anderen Mädchen, die immer wussten, was sie sagen, anziehen und tun mussten. Es war einfach absurd, dass sie sich für einen Jungen wie Nick interessierte. Er war nicht nur älter, sondern gehörte auch zu den aufsässigen „schlimmen” Jungen. Man munkelte, ein Mädchen, das mit Nick anbändeln wollte, müsse frech und selbstbewusst sein, und außerdem auch umwerfend aussehen und keine Angst vor ein bisschen Gefahr haben.
Nichts davon traf auf Maggie zu, und deshalb fand sie sich damit ab, dass Nick Santos sie niemals beachten würde. Es war leichter und natürlich sicherer gewesen, sich in ihre Bücher und Schularbeiten zu vergraben und ihre Träume von Nick für sich zu behalten. In ihren Träumen allerdings war sie eine Femme fatale und so attraktiv, dass sie unzählige Herzen brach und Nick nur sie begehrte. Diese Träume hegte sie bis zur High School und ihrer Collegezeit.
Bis zu dem Tag vor fünf Jahren und sechs Monaten, als sie vor der Wahl stand, ihn entweder zu interviewen oder ihren Job zu verlieren.
Sie hatte das Rennen an dem Tag von der Tribüne aus gesehen, Nick zugejubelt, als er zum dritten Mal Nationalmeister wurde, war zu seinem Hotel gefahren und hatte fünfundvierzig Minuten lang in ihrem Wagen gesessen, bis sie endlich den Mut gefunden hatte, zu seiner Hotelsuite zu gehen und dort an die Tür zu klopfen.
Die Siegesfeier war in vollem Gang, als sie eintrat - nein, als sie vielmehr von einem großen, dunkelhaarigen Mann hineingezerrt wurde. Es herrschte ein ziemliches Gedränge in dem vornehm eingerichteten Raum. Die
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