Diese Nacht gehoert der Liebe
grob nach ihrem Kinn. „Wer weiß, meine Liebe, vielleicht kannst du auch gelegentlich mal in mein Bett kriechen.”
Bei den gemeinen Worten entzog sie sich ihm. Vielleicht hatte sie seinen Hass und seine Verachtung verdient, aber niemals wür de sie zulassen, dass sie ihren Sohn verlor.
Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und hob den Kopf. „Tu das nicht, Nick”, warnte sie ihn leise und begegnete seinem Blick. „Bitte, tu das nicht.”
Er wandte sich ab. „Du willst doch nicht zu deiner Verabredung heute Mittag zu spät kommen, Maggie. Und mach die Tür hinter dir zu, wenn du gehst.”
Am liebsten wäre sie auf die Knie gesunken und hätte ihn angefleht, ihr zuzuhören, ihr zu glauben. Aber seine steife, abweisende Haltung hielt sie davon ab. Was würde es nützen? Sie konnte wohl ebenso gut versuchen, eine Eiche mit einem Messer zu fällen. Er würde ihr keinesfalls zuhören und auch nichts glauben. Nie mehr.
Sie wandte sich zum Gehen und war überrascht, dass ihre Beine sie trugen.
12. KAPITEL
Nick wollte sich betrinken. Und das würde er auch tun. Bloß nicht jetzt. Vorher wollte er den Schmerz spüren, die Schärfe der Lügen fühlen. Das schürte seinen Zorn, entfachte seine Wut. Der Zorn war das Einzige, was ihm blieb und was ihn antrieb.
Das und die Erkenntnis, dass er einen Sohn hatte.
Drew mit den großen, dunklen Augen und dem glänzenden Haar. Mit meinen Augen. Nick fegte mit der Hand über seinen Schreibtisch. Das Telefon flog durchs Büro. Mit meinem Haar. Ein Becher mit Bleistiften war Nicks nächstes Opfer. Er zerbarst an der Wand.
Drew war sein Sohn. Seiner und Maggies.
Er hatte sich wie betäubt gefühlt, als ihm schließlich die Wahrheit bewusst geworden war.
Selbst noch während er die Te lefonate mit den Zeitschriften geführt hatte, für die Maggie gearbeitet hatte, war er überzeugt gewesen, dass es eine vernünftige Erklärung für alles gab.
Dass die ganze Situation ein verrückter Zufall war. Er rechnete sogar damit, dass sie hinterher herzlich darüber lachen würden.
Die Hände zu Fäusten geballt, wandte er sich um, als hinter ihm Glas zersplitterte. Lucas stand draußen vor dem Büro, die Hände auf den Hüften und betrachtete das Loch, wo vorher Glas gewesen war.
Lucas schob seinen Stetson in den Nacken und musterte einen gezackten Glassplitter, der aus dem Rahmen ragte. „Renovierst du?”
„Mir ist der Fuß ausgerutscht”, erwiderte Nick mürrisch.
Lucas schaute sich im Büro um, sah die verstreuten Papiere, den zerbrochenen Becher und das heruntergefallene Telefon. Dann sah er Nick an.
Nick wünschte sich, dass Lucas irgendetwas sagen würde, damit er seinen Zorn an ihm auslassen konnte. Deshalb hatte er Lucas wohl auch angerufen und gefragt, ob er vorbeikommen könnte. Er wollte seine aufgestaute Aggression in einem Kampf von Mann zu Mann abreagieren. Aber sie kannten sich schon viel zu lang. Lucas wusste genau, wann er reden musste und wann es besser war, zu warten. Im Augenblick wartete er.
„Drew ist mein Sohn.” Da. Jetzt hatte er es ausgesprochen. Und gleich darauf fühlte er sich erleichtert.
Lucas hob seine Brauen und pfiff leise durch die Zähne. „Ich vermute, du wusstest das nicht?”
„Woher zum Teufel sollte ich das wissen?” brauste er auf. „Vor weniger als zwei Stunden wusste ich nicht einmal, dass Maggie und ich früher miteinander geschlafen hatten.”
Lucas musterte ihn ungläubig. „Willst du darüber reden?”
Nick fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und seufzte schwer. „Ja”, erwiderte er. „Ich glaube schon.”
Er ging auf und ab, während er Lucas alles erzählte. Wie Maggie bei ihm im Bett gelandet war, wieso er nicht gewusst hatte, dass sie es war, und ihre Argumente, warum sie es ihm nicht ge sagt hatte. Hin und wieder unterstrich er seine Geschichte mit einem Fußtritt gegen die Wand oder einem Fausthieb auf den Tisch. Die ganze Zeit hielt Lucas den Kopf gesenkt und hörte zu.
„Ich habe mehr als vier Jahre vom Leben meines Sohnes verlo ren, verdammt!” endete Nick. „Seine ersten Worte, seine ersten Schritte, Geburtstage, Weihnachten. Wie zum Donnerwetter soll ich das jemals nachholen?”
Lucas schüttelte den Kopf. „Mit dem Denken kommst du nicht weiter als mit einem Schaukelpferd, Nick. Mir scheint, du solltest dich lieber mit dem Hier und Jetzt beschäftigen.”
„Das mache ich ja”, erwiderte Nick unwirsch. „Ich will nicht einen Tag mehr vom Leben meines Sohnes missen. Er wird bei
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