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Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Titel: Diese Sehnsucht in meinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Safrey
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betrachtete kurz den Inhalt und erhob dann die Stimme: „In der Strafsache gegen Gayle Stapleton befinden wir, die Geschworenen, die Angeklagte…“
    Nate versteifte sich.
    „… für schuldig.“
    Eine Zeit lang stand das Urteil im Raum. Die meisten hatten damit gerechnet, trotzdem herrschte zunächst Stille, weil damit dem langen, schwierigen Prozess ein plötzliches Ende gesetzt worden war.
    Dann wurde es plötzlich laut und hektisch: Gayle Stapleton brach in herzzerreißendes Schluchzen aus, ihre Verwandten taten lautstark ihre Empörung kund, Reporter kritzelten ihre Notizblöcke voll, und unentwegt flammten Blitzlichter auf, während der Protokollführer die Urteile in allen einzelnen Punkten verlas:
    „Schuldig.“
    „Schuldig.“
    „Schuldig.“
    Jeffers schlug Nate kräftig die Hand auf die Schulter, und er zuckte zusammen.
    Als er sich umwandte, lächelte ihn sein Freund und Kollege erleichtert an.
    „Entspann dich, Nate“, sagte er. „Nimm dir ein paar Tage frei. Du brauchst jetzt erst mal Abstand von dem Trubel.“
    Nun war der Augenblick gekommen, von dem Nate während seiner ganzen Ausbildung geträumt hatte – bei jeder Antwort, die er im Jura-Examen gegeben hatte, bei jedem Lehrbuch, das Derek ihm finanziert, mit jeder Sprosse, die er auf seiner Karriereleiter erklommen hatte. Genau für diesen Moment hatte er jahrelang hart gearbeitet: für die Chance, Gerechtigkeit herzustellen, die Täter zu bestrafen und damit seine Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Damit er sich endlich der Zukunft widmen konnte.
    Aber es hatte nicht funktioniert.
    Nate machte keine Anstalten, seine Unterlagen zusammenzupacken und den Raum zu verlassen. Reglos blieb er an seinem Platz stehen und konnte sich nicht bewegen. Er war gefangen in seiner eigenen Vergangenheit.
    Und er würde ihr nie entkommen.

9. KAPITEL
    Josey war allein mit der U-Bahn vom Gerichtsgebäude nach Hause gefahren, nun schloss sie die Haustür auf und sah nach der Post. Dann ging Josey die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung, ohne dabei nach vorn zu schauen. Deshalb erblickte sie Nate auch nicht gleich, von dem sie ohnehin annahm, dass er noch mit den Kollegen den Ausgang des Prozesses feierte. Aber Nate saß zusammengesunken vor ihrer Wohnungstür, und Josey bemerkte ihn dort erst, als sie fast über ihn stolperte. Neben ihm stand seine Aktentasche, mit den Händen bedeckte er das Gesicht. Hilflos und untröstlich wirkte er.
    Das ist doch nicht möglich! dachte Josey. Es kann doch nicht sein, dass das derselbe Nate ist, der eben noch erfolgreich einen Prozess zu Ende gebracht hat.
    Langsam hob er den Kopf und sah sie an. „Josey“, sagte er.
    Sofort kniete sie sich neben ihn auf den Boden. „Du liebe Güte, Nate, ist alles in Ordnung? Was ist los? Ist auf dem Nachhauseweg etwas passiert?“ Ganz leicht strich sie ihm über das Gesicht, das Haar, über die Hand, aber sie traute sich kaum, ihn wirklich zu berühren. Sie wusste einfach nicht, was er in diesem Moment brauchte. „Bist du… überfallen worden? Ist irgendetwas mit Jeffers?“
    Nate sah sie an, als ob sie diejenige wäre, die sich vollkommen unerklärlich verhielt. Josey war verwirrt und wartete eine Weile, dann fragte sie ihn: „Wie war der Prozess?“ Sie wollte ihm jetzt lieber nicht sagen, dass sie selbst dort gewesen war.
    „Der Prozess…“, gab Nate wieder. Dann zuckte er die Schultern und lachte freudlos auf. „Der lief… also, der war…“ Schließlich richtete er den Oberkörper auf und fragte mit deutlich festerer Stimme: „Darf ich reinkommen?“
    „Oh!“ Sofort sprang Josey auf die Füße und ordnete ihren Schlüsselbund.
    „Natürlich darfst du reinkommen, auf jeden Fall…“ Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und fiel fast in die Wohnung, als die Tür aufging. Die Post, die sie immer noch im Arm trug, ließ sie einfach auf die Holzdielen fallen, den Schlüsselbund warf sie zusammen mit der Handtasche in eine Ecke. Als sie sich nach Nate umdrehte, schloss der gerade die Tür und schob zusätzlich demonstrativ den Riegel vor.
    „Ja, ich weiß, ich verriegele meine Tür nie, und du hast mir schon so oft gesagt, dass ich vorsichtiger sein muss“, redete Josey drauflos. Die Atmosphäre zwischen ihnen war seltsam angespannt, und Josey wusste damit nicht umzugehen.
    Wahrscheinlich hätte sie noch minutenlang weiter belangloses Zeug geredet, wenn Nate nicht auf sie zugekommen wäre und die Arme um sie gelegt hätte.
    Sie spürte seinen Körper, spürte

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