Diese Sehnsucht in meinem Herzen
zärtlich aufs Bett gelegt, um sie dann zu lieben. Der ganze Körper schmerzte ihn vor Verlangen.
Stattdessen stand Nate auf – kein einfaches Unterfangen, zumal beide Füße und Beine eingeschlafen waren. Dann sah er zu Josey hinunter, die immer noch auf dem Boden saß, die Arme um den eigenen Oberkörper geschlungen. Nate reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. Nun erhob sie sich ebenfalls und wirkte dabei ein wenig wacklig auf den Beinen.
Josey blinzelte, und Nate wusste ihren Gesichtsausdruck im Dämmerlicht nicht zu deuten. Er trat zwei Schritte zurück, tastete nach dem Lichtschalter und führte sie an der Hand in die Küche. Dort öffnete er ihren Vorratsschrank und betrachtete konzentriert den Inhalt – zumindest tat er so, eigentlich versuchte er bloß, ohne Worte vom eigentlichen Thema abzulenken, das unausgesprochen zwischen ihnen stand.
Josey stieg darauf ein, und schweigend bereiteten sie sich etwas zu essen zu: Spaghetti mit Fleischsauce und Salat. Nate war froh, zunächst nicht reden zu müssen.
Als sie sich am Küchentisch gegenübersaßen, jeder mit einem Teller Pasta, war Nate der Erste, der etwas sagte. „Hör mal, Josey“, begann er, und sofort legte sie die Gabel wieder ab. Dann stützte sie die Ellbogen auf den Tisch, legte das Kinn auf die verschränkten Hände und lehnte sich nach vorn. Dabei sah sie ihn so erwartungsvoll an, dass Nate schon wieder nervös wurde. Trotzdem sprach er weiter: „Ich habe den Prozess gewonnen.“
Joseys Gesicht leuchtete auf. „Das ist ja toll! Ich weiß doch, wie viel dir der Fall bedeutet hat. Und ich weiß auch, dass es eine ganz besonders… schwierige Angelegenheit war.“ Sie lehnte sich noch weiter zu ihm hinüber. „Bist du jetzt nicht schrecklich glücklich? Das solltest du jedenfalls sein. Aber… irgendwie kommst du mir gar nicht so vor, im Gegenteil. Was ist bloß los, Nate?“
Nun könnte er ihr alles erzählen. Von seinem Vater, den Schlägen, Dereks und seiner Flucht, von seinen Gründen, Jurist zu werden… und von dem, was er heute erfahren hatte: dass er seiner Vergangenheit niemals entkommen würde. Das alles könnte er ihr erzählen, und Josey würde ihn sogar verstehen. Vielleicht bedeutete er ihr sogar so viel, dass sie ihn trotz seiner Fehler lieben lernen würde. Tat sie das möglicherweise jetzt schon?
Andererseits durfte er sie nicht so nah an sich heranlassen, weil er mit ihr nicht die Familie gründen konnte, die sie sich so sehr wünschte. Jemand wie er durfte keine Kinder in die Welt setzen, das ging einfach nicht.
„In der ganzen letzten Stunde bin ich gefühlsmäßig Achterbahn gefahren“, sagte er schließlich. Dann räusperte er sich und fuhr fort: „Obwohl wir gewonnen haben, fühle ich mich leer. Völlig ausgebrannt. Und innerlich tut mir alles weh.
Weißt du, was ich meine?“
„Es ist ganz normal, widersprüchliche Empfindungen zu haben, traurig zu sein, wenn man sich eigentlich freuen sollte, und so“, erwiderte Josey. „Das brauchst du mir nicht zu erklären. Das heißt… du kannst mir natürlich gern davon erzählen, wenn du darüber reden möchtest. Ich wollte dir nicht das Wort verbieten, ich meinte bloß…“
„Keine Sorge. Ich wollte dir nur sagen, dass ich im Moment nicht so richtig ich selbst bin, das ist alles.“
Joseys Gesichtsausdruck blieb undurchsichtig. Schließlich lächelte sie schief und sagte: „Lass uns lieber essen, sonst wird alles kalt, und wir haben uns ganz umsonst diese Mühe gemacht.“ Darauf steckte sie sich eine Gabel voll Spaghetti in den Mund.
Nate zwang sich, sich ebenfalls aufs Essen zu besinnen. Dabei merkte er erst, wie hungrig er war.
Kurze Zeit später standen beide an der Wohnungstür und verabschiedeten sich.
Als Nate draußen im Hausflur war, schloss Josey langsam die Tür. Sie drückte ein Ohr dagegen und hielt die Luft an. Etwa drei lange Minuten lang lauschte sie, bis sie von der anderen Seite eine Art Seufzen hörte – dann Schritte, die sich entfernten.
Am besten, sie ließ ihn erst mal zu sich selbst kommen, bevor sie ihrerseits etwas unternahm. Aber einer Sache war sie sich sicher, und dafür hätte sie ihr ganzes Hab und Gut verwettet: Der Kuss war Nate ebenso nah gegangen wie ihr.
10. KAPITEL
„Hilfe, ist das heiß“, beschwerte Josey sich und zog sich die blaue Baseballkappe vom Kopf, um sich anschließend mit dem Unterarm über die Stirn zu fahren.
Dann setzte sie die Kappe wieder auf das angedrückte blonde Haar.
Die Sonne brannte
Weitere Kostenlose Bücher