Diese Sehnsucht in meinem Herzen
wir heute gar nicht mehr zum Essen.“ Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück, und in seinen Augen funkelte ein Gemisch aus Glück und Verlangen. Sie seufzte genüsslich.
„Okay, ich verstehe schon“, ulkte Derek und lief in den Flur, um dort die Wohnungstür zu öffnen. „Dann verschwinde ich jetzt wohl besser erst mal. Ich gehe ein-, zweimal um den Block, damit ihr genug Zeit habt für… was auch immer euch gerade durch den Kopf geht. Aber wenn ich zurückkomme, dann erwarte ich, dass ein anständiges Ess…“
Plötzlich verstummte Derek. Nate löste den Blick von Josey und lauschte. Sie ging ein Stück aus der Küche und spähte zu Derek hinüber, der wie angewurzelt im Türrahmen stand. Was war bloß los? Hatte er irgendetwas im Treppenhaus entdeckt, das ihn beunruhigte?
Oder… vielleicht war es eher ein Jemand?
Josey schaute auf die Küchenuhr, dann stürzte sie zur Wohnungstür. Josey hatte ja nicht geahnt, dass ihr Überraschungsgast auch sie selbst überraschen würde, indem er einfach eine halbe Stunde zu früh erschien.
Als sie Derek erreichte, legte sie ihm eine Hand auf den Rücken. Nates Bruder wirkte wie erstarrt. Josey schlüpfte an ihm vorbei durch den Türrahmen, um sich zwischen Derek und ihren neuesten Besucher zu stellen. Verunsichert schaute sie vom einen Mann zum anderen. Jonathans Augen funkelten. Zunächst dachte Josey, dass das Tränen waren, weil er nach so langer Zeit endlich seinen Sohn wiedersah, aber schnell merkte sie, dass sie damit falsch lag. Nein, dieser Mann wirkte vielmehr siegessicher, und das war ihr geradezu unheimlich. In einer Hand hielt er eine Zigarette, deren Rauch Josey zunächst in die Nase stieg, um sich dann in ihrem Haar zu verlieren.
Derek schien fassungslos, es sah aus, als wäre er mitten in seiner Bewegung erfroren. Doch schließlich sammelte er sich wieder, reckte das Kinn entschlossen vor und erwiderte den Blick seines Vaters, ohne mit der Wimper zu zucken.
Josey wünschte, sie könnte der Situation die unerträgliche Spannung nehmen –bloß wie? Sollte sie die beiden Männer etwa einander vorstellen? Stattdessen räusperte sie sich, erst einmal, dann ein zweites Mal.
„Was zum Teufel geht hier eigentlich vor?“
Dereks Frage hing bedrohlich in der Luft. Erst nach kurzer Verzögerung erkannte Josey, dass sie selbst angesprochen war. „Es… es sollte eine Überraschung sein“, stammelte sie und wurde sich sofort bewusst, wie unüberlegt sie gehandelt hatte.
Ungläubig starrte Derek sie an, dann trat er ein paar Schritte in die Wohnung zurück. „Dann hast du diesen… Menschen also selbst eingeladen?“
„Das hat sie“, erwiderte Jonathan in einem ganz anderen Ton als dem, den er diesen Morgen noch Josey gegenüber benutzt hatte. Da hatte er noch traurig geklungen, heiser vor Schmerz. Doch nun war seine Stimme kühl und sachlich.
Selbstsicher. Außerdem lächelte er – nein, er grinste sogar. „Darf ich reinkommen?“
Josey wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Da winkte Derek seinen Vater in die Wohnung. „Tu, was du nicht lassen kannst.“
Jonathan ließ die Zigarette auf den Treppenhausteppich fallen und trat sie aus.
Dann kam er herein und ging direkt ins Wohnzimmer. Dort wanderte sein Blick zum Durchgang, der in die Küche führte. Josey fuhr herum und erblickte dort Nate.
Er umklammerte den Türrahmen, und mit jedem Atemzug hob und senkte sich sein Oberkörper langsam, aber deutlich. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und sein Blick glitt hektisch durch den Raum, als suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit. Auf einmal wirkte er auf Josey sehr jung und verletzlich, und ihr war sofort klar: Nate hatte eine Heidenangst vor diesem Mann.
„Hallo, meine Söhne“, sagte Jonathan und betonte dabei das letzte Wort so deutlich, dass es geradezu höhnisch klang. „Habt ihr euren alten Herrn schon vermisst?“
Als Antwort erntete er bloß Schweigen. Trotzdem grinste er erneut und machte Anstalten, sich auf das Wohnzimmersofa zu setzen.
„Ich würde mich hier noch nicht häuslich niederlassen“, warnte Derek ihn. „Du gehst nämlich gleich wieder.“
„Sei nicht so unverschämt, Junge“, erwiderte Jonathan, blieb aber tatsächlich stehen. Nun ging er einige Schritte auf Derek zu. „Diese Wohnung gehört schließlich der Lady hier“, fuhr er fort. „Also denke ich mir doch, dass sie diejenige ist, die zu entscheiden hat, ob ich gehen oder bleiben soll, stimmt’s, meine Süße?“
Joseys Schläfen begannen
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