Diese Sehnsucht in meinem Herzen
sowieso nicht zuhören.“
„Ich habe aber jedes Wort mitbekommen.“
„Ich glaube, ihr zwei müsst wirklich miteinander reden.“ Derek ging zu Josey hinüber, um sich von ihr zu verabschieden.
„Es tut mir so Leid“, sagte sie zerknirscht.
Derek nickte stumm und berührte sie leicht an der Schulter, dann verließ er die Wohnung.
Eine Zeit lang sagten weder Josey noch Nate ein Wort, sie sahen sich bloß an.
„Wie geht es dir inzwischen?“ fragte Nate schließlich.
Josey wirkte überrascht, bis er ergänzte: „Ich meine, wegen deines Gesichts.“
Erneut führte sie ihre Hand zur Wange. „Alles in Ordnung. Es tut nicht mal mehr weh, es brennt nur noch ein bisschen.“
„Darum geht es aber gar nicht. Ich habe dich geschlagen.“
„Ach, nun übertreib’s mal nicht. Das war doch ein Versehen, überhaupt nicht schlimm.“
„Doch, das ist schlimm, das ist sogar sehr schlimm. Du verstehst ja nicht, worum es hier geht.“ Nate fuhr sich mit den Händen durchs Haar und versuchte, die Gedanken zu ordnen, die in seinem Kopf verrückt spielten. „Er hat dir also Bilder gezeigt“, sagte er schließlich. „Was für Bilder waren das?“
„Es waren Fotos von dir und Derek als Kinder. Als ich die Aufnahmen sah, wollte ich dem Mann eine Chance geben. Ich war überzeugt davon, dass er euer Vater ist und euch wirklich liebt… da konnte ich ihn nicht einfach so abweisen.“
„Dann hast du mir also in dem Moment nicht mehr geglaubt? Hast mich für einen Lügner gehalten?“
„Ich habe mir gedacht, dass du einen guten Grund dafür gehabt haben musst“, erwiderte Josey. „Ach, ich weiß jetzt überhaupt nicht mehr, was wahr und was falsch ist. Ist denn eure Mutter wirklich gestorben, oder ist sie auch…?“
„Sie ist tot.“ Langsam wurde Nate wütend. „Wie kommst du dazu, mir zu unterstellen…“
„Ich unterstelle dir gar nichts“, rief Josey. „Ich versuche nur, diese Geschichte zu verstehen. Offenbar hast du mir ja nicht die ganze Wahrheit über deine Vergangenheit erzählt, aus welchen Gründen auch immer. Das ist natürlich deine Entscheidung, aber versteh doch, dass ich genau deswegen heute Mist gebaut habe.
Ich dachte, ich würde dabei helfen, eine Familie wieder zusammenzubringen, die sich wegen schlimmer Missverständnisse entfremdet hat. Aber stattdessen steckt etwas viel Schlimmeres dahinter.“ Sie atmete einmal tief durch und fuhr dann fort: „Er hat dir damals sehr wehgetan, nicht? Körperlich und. seelisch. Und da seid Derek und du weggelaufen. Nachdem… eure Mutter gestorben ist. Stimmt das?“
Nervös ging Nate im Zimmer hin und her.
„Darum hat dich auch dieser Prozess so aufgewühlt. Du hast zwar gewonnen, aber deine Vergangenheit war damit nicht besiegt.“
Immer schneller und aggressiver wurden Nates Schritte. Die Hände ballte er zu Fäusten, und er musste sich stark zusammennehmen, um sie nicht in die Wand zu rammen. Direkt vor Josey kam er schließlich zum Stehen. „Ich möchte nicht darüber reden“, sagte er.
„Bitte, Nate. Bitte sprich mit mir darüber. War eure Mutter krank? So etwas ist immer sehr schwer für eine Familie. Vielleicht…“
„Ich hab dir doch gerade gesagt, dass ich darüber nicht reden will!“ brüllte Nate.
„Mit niemandem. Und am allerwenigsten mit dir!“
Josey ließ diesen Ausbruch über sich ergehen, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Stattdessen sagte sie nur: „Aber warum denn nicht? Wir sind doch die besten Freunde. Du bist sogar… mein…“
„Du kannst das alles nicht verstehen. Du hattest eine glückliche Kindheit – und perfekte Eltern, die sich immer liebevoll um dich gekümmert haben.“
„Versuch es doch wenigstens!“
„Nein, ich versuche es eben nicht! Ich habe es doch schon mit dir versucht, und du… und es geht einfach nicht, ich kann nicht mit dir zusammen sein. Begreifst du das denn nicht?“
„Liegt es an dem, was ich heute getan habe?“
„Nein, es liegt an mir. Es geht nicht, weil ich derjenige bin, der ich nun mal bin.“
„Ich dachte, ich wüsste, wer du bist. Oder?“
„Eben nicht. Sonst hättest du mich nicht in dein Leben gelassen.“
Josey war fassungslos. „Wie kannst du bloß so etwas sagen? Über mich und auch über dich selbst? Bedeutet dir denn das, was passiert ist, gar nichts?“
„Doch, es bedeutet mir alles.“
„Dann lass uns doch endlich darüber sprechen!“
„Nein, Josey.“ Er wandte sich ab.
„Wo willst du denn hin? Gehst du jetzt
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