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strahlend vor einer der Trennwände, an denen Dutzende E-Mails und Fotos als Beweis hängen. Glücklich aussehende Paare lachen mir entgegen. Caroline und Jeff aus Chicago. Sarah und Matt aus Idaho. Laura und Jamie aus Portland, Oregon. Alle happy as hell.
Die Liebe ist die beste Kundenempfehlung, die es gibt: Hat sich ein Paar in einer Onlinebörse gefunden, schreibt es den Erfolg unmittelbar der Seite zu. Und erzählt seinen skeptischen Freunden davon, und die wiederum erzählen es ihren skeptischen Freunden. Eine bessere PR als die Liebe gibt es nicht. Mit jedem erfolgreich vermittelten Paar steigt die Akzeptanz. So spielt auch in Deutschland die Zeit für Parship und Co.
Das Produkt »Partnerschaft« ist so hochwertig, dass Menschen bereit sind, dafür ziemlich viel Geld zu bezahlen. Vielleicht kein Zufall, dass sich ausgerechnet riesige Medienunternehmen und Verlage den Markt der Partnerbörsen in Deutschland aufgeteilt haben: Hinter Parship steht Holtzbrinck, ElitePartner gehört zu Tomorrow Focus, FriendScout24 wird von der Telekom betrieben. Was die Verlage mit ihren Zeitungen und Magazinen nicht (mehr) schaffen, funktioniert hier: Menschen verpflichten sich in Form von Abonnements für ein Viertel-, halbes oder ganzes Jahr. Und sorgen so für klingelnde Kassen: Der Branchenumsatz aller Partnerbörsen in Deutschland liegt bei rund 190 Millionen Euro. Nachdem die Branche im vergangenen Jahrzehnt auf extrem hohe Wachstumszahlen zurückblicken konnte, werden die Umsatzzahlen 2012 wohl auf hohem Niveau stagnieren oder leicht zurückgehen. Im extrem ausdifferenzierten und hart umkämpften deutschen Markt setzt gerade eine Phase der Konsolidierung ein. Experten gehen davon aus, dass sich nicht alle Anbieter auf Dauer am Markt halten können.
»Ich hab ja nicht ewig Zeit« – Partnersuche unter dem Effektivitätsdruck
Auch ein Grund, warum sich mit der Liebe so gut Geld machen lässt: Die meisten Langzeitsingles wollen sich nicht nachsagen lassen, nicht alles versucht zu haben. Man holt sich heute schließlich für alles Mögliche Hilfe: für die Karriere- oder Finanzplanung, für Ernährungsberatung und für die Organisation der Hochzeit der besten Freundin. Warum nicht auch für das größte Projekt von allen? Doch weil inzwischen selbst bei uns der Markt riesig ist und die eigene Zeit kostbar, braucht man Hilfestellung im Suchen und Finden des Liebesglücks.
Matt Prager, ein gut gelaunter Mittvierziger aus Brooklyn, weiß, wie wichtig Effektivität in der Partnersuche ist. Er hat genau daraus ein einträgliches Geschäft gemacht. Prager ist ausgebildeter Therapeut und bietet vielbeschäftigten New Yorker Geschäftsleuten den Service an, für sie ihr Privatleben zu managen. Genauer gesagt: Er übernimmt den Teil am Online-Dating, den, wie er sagt, niemand leiden kann: das Durchklicken der Profile, das Anschreiben von Mitgliedern und Kontakthalten. »Online-Dating kann sehr frustrierend sein. Oft verschickt man dreißig Nachrichten, nur um am Ende eine Verabredung herauszubekommen. Meine Kunden überspringen diesen Teil. Durch mich kaufen sie sich real stattfindende Verabredungen.« Sobald er ein echtes Date ausgemacht hat, ziehe er sich zurück, und der Kunde trete auf den Plan.
Cyber-Cyrano nennen ihn die Medien – in Anspielung auf den berühmtesten aller Kuppler Cyrano von Bergerac. Matt Prager, den ich an einem sonnigen Herbsttag in einem Café in Brooklyn treffe, verzieht ein wenig das Gesicht bei dieser Formulierung: »Ich sehe mich eher als Avatar, als Online-Ich meiner Kunden, aber wahrscheinlich kommt es auf dasselbe heraus.« Ein sehr nett aussehender Avatar ist Matt Prager: Er trägt ein rotes Polohemd, eine Wildlederjacke, er hat braune Locken, die von einigen grauen Strähnen durchzogen sind. Matt Prager ist ein Durchschnittstyp – kein geschniegelter Anzugträger wie die Kunden, für die er sich ausgibt.
Zu Beginn, erzählt er, erhält er Zugang zum Online-Profil seiner Kunden und agiert fortan in deren Namen. Wehe, der Kunde funkt dazwischen. »Ich schärfe den Leuten ein, sich bloß nicht einzuloggen und mich machen zu lassen. Sonst gibt es Chaos!« Nach einigen Tagen präsentiert er ihnen eine Auswahl an potentiellen Partnerinnen, die sie wiederum einschränken können. Mit den Übrigen vereinbart er dann Treffen.
1500 bis 1700 Dollar pro Monat ist seinen Kunden dieser Service wert – für eine gut betuchte Klientel wie die seine ein Klacks, sagt Prager. »Es ist ja kein Wunder: Meine
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