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Frank ist der Erste, mit dem sie sich bei Parship getroffen hat. Sollte er der Einzige bleiben? Wer nimmt schon gleich den Ersten? »Ich spürte ziemlich lange, dass Anna das alles nicht geheuer war. Am Anfang wollte sie sogar, dass wir uns eine Geschichte überlegen, wie wir uns getroffen haben.« Anna ist es peinlich, dass sie einen Algorithmus gebraucht hatte, um die Liebe ihres Lebens zu finden. Für sie roch das nach Doping. Es schmälerte ihren romantischen Triumph. Doch dann: keine PR -Version ihres Kennenlernens. »Es hat bald keine Rolle mehr gespielt, auf welche Weise wir uns gefunden haben«, erinnert sich Frank.
Die beiden verbringen nun fast jeden Abend miteinander, entweder in Franks oder in Annas Wohnung. »Es war eine ganz andere Intensität als mit meinen vorhergehenden Beziehungen, bei denen war es immer wie mit Fast Food. Am Anfang war es toll, aber dann stellte man fest: Es hält nicht lange vor. Mit Anna war es andersherum: Die Intensität zwischen uns wurde immer größer.«
Die Herzschrittmacher – Wie die Single-Industrie die Liebe verändert hat
Während Frank und ich zum Nachtisch übergegangen sind, und ich ihn noch immer begeistert über Parship reden höre (»Das Konzept ist einfach unglaublich schlau«), überlege ich, ob er heimlich als Unternehmenssprecher für die Seite arbeitet. Aber wahrscheinlich ist jeder, dessen Leben eine solch entscheidende Wendung erfahren hat, so überzeugt vom Prinzip Online-Partnersuche. Verliebt zu sein ist das schönste Gefühl der Welt. Und den Partner zu finden, mit dem man alt werden möchte, ist einer der entscheidenden Einschnitte im Leben überhaupt.
Seit mehr als fünfzehn Jahren nun beeinflussen Online-Partnerbörsen das Leben von Millionen von Menschen im großen Stil. In den USA , wo mit TACT 1965 alles angefangen hat, beginnt heute fast jede vierte Ehe online, bei gleichgeschlechtlichen Paaren sind es sogar zwei von drei Beziehungen. Online-Dating ist längst kein Großstadt- oder Nischen-Phänomen mehr, sondern eine soziale Realität. Einer der Branchenführer, eHarmony, gibt auf seiner Seite an, dass in den USA pro Tag 542 Menschen heiraten, die die Partnerbörse zusammengeführt hat.
Während meiner Recherchereise wollte ich auch der größten Partnerbörse der Welt einen Besuch abstatten. Gegründet im April 1995, ist Match.com heute in 25 Ländern aktiv. Das Unternehmen InterActiveCorp (I.A.C.), zu dem Match gehört, betreibt mit Meetic den Marktführer in Europa. 8 Und auch in den USA gehören mit Chemistry, Ok C upid und Singlesnet weitere bekannte Namen zur Unternehmensgruppe. Unglaubliche 401 Millionen Dollar an Umsatz haben diese Seiten der I.A.C. 2010 erwirtschaftet.
Match ist auf zwei Stockwerken in einem Büroklotz im Norden von Dallas untergebracht. Schon die Einrichtung des Foyers will sagen: Hier arbeiten junge, flippige Menschen. Silberne Dekokugeln, von buntem Neonlicht angeleuchtet, kitschige Chaiselongues und üppig goldumrahmte Flachbildschirme, auf denen Schwarz-Weiß-Filme laufen. Ununterbrochen klingelt das Telefon am Empfang.
Ich treffe Unternehmenssprecherin Amy Canaday. Rund 200 von insgesamt 370 Mitarbeitern weltweit arbeiten in der Zentrale in Dallas, erzählt sie. Mir kommt der Gedanke, dass die Match-Büros wie die Seite selbst sind: Der Eintritt ist spektakulär, das Versprechend schillernd. Doch dann geht es ziemlich profan weiter: mit bemühten E-Mails beziehungsweise mit stinknormalen Großraumbüros voller Computer.
Als mich Amy Canaday durch die Büros führt, in denen Trennwände die Programmierer von den Marketingleuten und die Unternehmenskommunikation vom Kundenservice trennen, erahne ich mit einem Mal, warum Match beziehungsweise die gesamte Branche so unglaublich viel Gewinn macht: Die Kosten sind wahnsinnig niedrig. Ein paar Dutzend Computer, ein paar Programmierer – die Belegschaft eines mittelständischen Unternehmens genügt für einen der größten Akteure im Online-Geschäft.
Jeden Freitag, erzählt Amy Canaday, treffen sich alle Mitarbeiter zur Vollversammlung mit dem Geschäftsführer. Besprochen werden der Stand neuer Features und die aktuellen Statistiken der Seite. Und es gebe ein festes Ritual: Bei jeder Vollversammlung werden Dankes-E-Mails von Paaren vorgelesen, die in der jeweiligen Woche eingetroffen sind. »Wir stellen kein lebloses Produkt her, wir verändern das Leben von Menschen. Die Liebesgeschichten motivieren uns weiterzumachen«, sagt Amy Canaday und steht nun
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