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Speeddating, verabredet. Anders als im Parkcafé lege ich mich diesmal outfitmäßig ins Zeug: Ich föhne meine Haare so lange, dass ich danach eigentlich wieder duschen müsste, weil mir so heiß ist, und probiere mindestens drei verschiedene Arten aus, Kajal um die Augen zu malen.
Als wir uns treffen, stelle ich schnell fest, dass zwischen sieben Minuten und drei Stunden ein gewaltiger Unterschied liegt. Unsere Countdown-Kommunikation im Parkcafé war witzig. Aber jetzt sitzen wir bei einem Italiener in einem nicht-innerstädtischen Münchner Viertel, und das Gespräch ist so zäh wie das Pizzabrot, das Simon zur Vorspeise geordert hat.
Ja, ach, echt. Ist ja interessant. Wo hast du dann studiert? Nein, ich wollte das mit dem Speeddating auch nur mal ausprobieren. Just for fun. Eigentlich nicht meine Welt. Ein Freund hatte mich überredet. Interessierst du dich für Formel 1?
Das sind also Dates. Spüre ich was? Funkt es gerade? Absurd, sich das überhaupt fragen zu müssen. Sein Lachen ist eigentlich toll. Ich mag auch sein Bairisch, seine Bodenständigkeit und die Tatsache, dass er sich viele Kleinigkeiten gemerkt hat, die ich beim Speeddating erwähnt hatte. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass unsere einzige Gemeinsamkeit darin besteht, Single zu sein.
Ich muss an Jeff denken, den ich während meiner Recherchereise durch die USA kennengelernt habe. Wir standen zufällig nebeneinander am Brunnen des Belagio-Casinos in Las Vegas, unsere Kameras im Anschlag. Wir wollten die Fontänen um 0 Uhr fotografieren, doch die blöden Dinger waren schon abgeschaltet. Daraufhin beschlossen wir, ein Bier trinken zu gehen. Jeff war Chef einer Reinigungsfirma für Wolkenkratzerfassaden. Anfangs, erzählte er mir, musste er immer selbst im Kran stehen, dabei habe er seine Liebe zur Fotografie entdeckt. »Von oben sehen Städte so unglaublich schön aus«, sagte er. Das fand ich so romantisch, dass ich ihn wenig später küssen musste. Wir standen auf der Dachterrasse eines Casinos im 53. Stock, unter uns das Rauschen und Glitzern einer der verrücktesten Städte der Welt. Eine irre Begegnung in einer irren Stadt.
Das Treffen mit Simon hatte nichts von Rauschen und Glitzern. Es war arrangiert und bemüht. Nicht Simon war schuld, sondern das Setting. Von Schicksal keine Spur.
Nachdem er die Rechnung bezahlt hat, radle ich im November-Nieselregen nach Hause und ärgere mich, denn das war noch der Beste von den vier Speeddatern. Ich habe einen sehr großen Bekanntenkreis, es gibt immer eine Freundin, die ich mal wieder treffen müsste, ich habe grundsätzlich zu wenig Zeit für Wohnung putzen, Sport und meine Steuer. Anders gesagt: Für so fade Dates ist einfach kein Platz in meinem Leben.
Tag 71 – Zweiter Anlauf Parship: Jetzt will ich’s wirklich wissen
Nachdem meine Partnersuche bei ElitePartner eher schleppend vorangeht, melde ich mich nach zwei Monaten auch noch bei Parship an. Wieder kämpfe ich mich durch einen Parcours unzähliger Fragen:
Legen Sie Wert auf geregelte Mahlzeiten?
Wie kleiden Sie sich am liebsten (leger, sportlich, praktisch …)?
Welche dieser drei Pflanzen betrachten Sie am liebsten (zu sehen sind: eine Orchidee, eine Rose und so eine fancy Blume, deren Blüte aussieht wie der Schnabel eines Vogels)?
Man muss auch Bilder von Traumszenen deuten, die eine bestimmte Atmosphäre ausdrücken. Bei anderen Bildertests muss man entscheiden, welche Darstellung man besser findet: eine, bei der ein kreisförmiger Pfeil auf die Ecke links unten zeigt, oder eine, bei dem ein kreisförmiger Pfeil auf die Ecke rechts oben zeigt?
Ich habe keine Ahnung, was die Betreiber von Parship damit bezwecken wollen. Aber der Test wirkt mehrdimensionaler, aufwändiger und weniger durchschaubar als der von ElitePartner.
Doch beim Durchsehen der Partneranfragen und Profile geht es mir ähnlich wie bei meinem ersten Online-Börsen-Versuch. Bei jedem Mitglied finde ich ein Ausschlusskriterium. Zu klein. Nicht aus München. Hört Schlager. Ich schreibe eine Handvoll Männer an, bei mehr kann ich mich beim besten Willen nicht überwinden. Die Antworten, die ich bekomme, sind standardisiert und leer.
Was das Matching angeht, werde ich immer skeptischer: Bei Parship sind Matching-Punkte bis 140 möglich. Ich klicke nur Kandidaten an, mit denen ich deutlich über hundert Punkte habe. Aber was nützen mir eine Matchingzahl von120 und eine Übereinstimmung in »beziehungsrelevanten Persönlichkeitsmerkmalen« wie
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