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Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Dilling
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ausdenken. Vor einiger Zeit schrieb er in sein Blog, dass Camille nach Australien zurückgekehrt sei und sie sich getrennt hätten. Was unter dem Stern der Einzigartigkeit geboren war, starb Monate später einen konventionellen Tod: Die Beziehung zerbrach an zu großer räumlicher Distanz – so wie die von Millionen anderer Menschen auch. So schön und spektakulär der Gründungsmythos ihrer Liebe war – er war keine Garantie, dass die beiden happy ever after , glücklich bis an ihr Lebensende waren. Den Hoffnungen aller Zettelschreiber und U-Bahn-Romantiker gab Patrick trotzdem Treibstoff: »Habt keine Angst, Risiken einzugehen«, schrieb er auf seiner Internetseite, »treibt eure Handlungen mit Liebe an, und ihr werdet überrascht sein, was alles möglich ist.«
    »Ich geh sonst nie in diese Bar« – Warum Paare ihr Kennenlernen mystifizieren
    Mit etlichen Online-Datern habe ich für mein Buch gesprochen, darunter auch mit fünf Paaren, die sich online kennengelernt haben. Und obwohl sie sich bei den Partnerbörsen aus genau einem Grund angemeldet hatten – nämlich einen Partner zu finden –, betonten alle den unglaublichen Zufall, durch den ihre Begegnung zustande kam. Als ich Anne und Michael in Frankfurt traf, erzählte Anne: »Ich hatte eigentlich schon bei Datingcafe.de gekündigt, als sich Michael bei mir gemeldet hat. Ich dachte: Der sieht nett aus, den nehm ich noch mit.«
    Oder Stefan und Meike aus der Nähe von Nürnberg: »Im Nachhinein stellte sich heraus, dass wir beide gar keine Lust auf das Treffen hatten. Wir hatten beide überlegt, eine Ausrede zu erfinden und abzusagen. Aber dann war’s viel schöner als gedacht«, sagte mir Stefan. Elena aus Berlin erzählte: »Ich war wahnsinnig verkatert an dem Tag und meldete mich bei ElitePartner nur aus einer Laune heraus an. Christoph war der Erste, der mir vorgeschlagen wurde, und auch er hatte sich eben erst angemeldet. Das musste was bedeuten.«
    Die Schicksalhaftigkeit der Begegnung spielt eine große Rolle für den Kennlernmythos eines Paares. Man steht eigentlich nicht auf behaarte Männer, geht sonst nie in diese Bar, kam eine halbe Stunde zu spät: Egal, ob sie sich online oder offline kennengelernt haben, fast alle Paare berichten von der Unwahrscheinlichkeit ihres Zusammenkommens. So als gäbe es dafür ein Statusupgrade ihrer Liebe, als würde es ihre Beziehung haltbarer und besser im Vergleich zu anderen machen.
    Mein Eindruck ist, dass die Schicksalssehnsucht bei den Online-Datern besonders ausgeprägt ist: Gerade ihnen ist es wichtig, ihrem Kennenlernen innerhalb des formalisierten Settings der Partnerbörsen etwas Magisches zu verleihen. Denn gegen Magie ist selbst der rationale Mensch machtlos. Die Ethnografin Julia Dombrowski von der Universität Bremen bestätigt dies in ihrem Buch »Auf der Suche nach der Liebe im Netz«: »Auch wenn Singlebörsen, sei es aus Überzeugung oder Geschäftssinn, gegen das Liebeselement Zufall anschreiben und User entsprechende Verfahren für gut heißen, bedeutet das nicht, dass der Zufall beim Online-Dating wegfällt. Haben sich Paare online gefunden, wird der Zufall rückwirkend in Berichte der Kennlerngeschichte als ein wichtiges romantisches Element eingeflochten.« Dies zeige, wie bedeutsam der Zufall in den idealtypischen Liebesvorstellungen ist.
    Dass »der Augenblick der wunderbaren Begegnung die Ewigkeit der Liebe verspricht« (Badiou), zeigt auch die Geschichte von Clara und Paul. Gleich mehrere Leute in München erzählten mir von ihnen: »Du musst die beiden für dein Buch treffen, so eine Liebesgeschichte hört man selten«, hieß es. Das machte mich natürlich neugierig, und so kontaktierte ich Clara Schneider bei Facebook. Sie freute sich, sagte zu und wenige Tage später klingle ich an der Tür einer kleinen PR -Agentur in der Maxvorstadt.
    Mir öffnet eine brünette 37-Jährige, sie hat strahlend grüne Augen und trägt eine karierte Bluse. Nach einigen Jahren als Projektmanagerin bei Red Bull hat sich Clara 2008 selbstständig gemacht. Ihre Agentur läuft prächtig: Überall stehen Umzugskartons herum, sie ist gerade dabei, in größere Büroräume umzuziehen. Man merkt Clara sofort an, wie viel Selbstbewusstsein sie aus ihrem Job zieht.
    Als sie sich vor drei Jahren bei FriendScout anmeldete, hatte sie Zweifel, »ob das alles noch so hinhaut mit Familie und Kinderkriegen.« Mit 29 war eine zehnjährige Beziehung zu Ende gegangen. Danach genoss sie es eine Weile, frei und ungebunden

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