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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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sicher
zurückkehren konnte, in denen es stets ein glückliches Ende gab. Sie hatte
diese Geschichten nie laut erzählt. Und doch gab es eine Zeit, in der sie davon
geträumt hatte, genau das zu tun, neben dem Bett ihres eigenen Kindes zu sitzen
- ihres und Nevilles - und Gute-Nacht-Geschichten zu
erzählen.
    »Ich werde mich
hier in den Schatten setzen«, sagte sie, »kommt her, wenn ihr zuhören wollt.«
    Die Kinder setzten
sich auf den Boden und blickten sie gespannt an. Die jüngste, die dreijährige
Anna Clifford, kuschelte sich in ihre Armbeuge.
    »Es war einmal vor
gar nicht allzu langer Zeit ...«
    Sie begann, eine
Geschichte von zwei kleinen Kindern zu spinnen - ein Junge und ein
Mädchen -, die nebeneinander auf einer Schaukel saßen und so hoch
hinaufschwangen, dass sie die Äste und die Luft beiseite schoben und durch die
Vorhänge der Welt hindurch bis zum magischen Baumwipfel-Land flogen, das
vom Boden aus nicht zu sehen war und das sich auf jede nur mögliche Weise von
dem Land unten unterschied - das Gras war anders und auch die Häuser und
die Tiere und die Menschen. Es war ein Ort staunenswerter Ungewöhnlichkeiten,
unglaublicher Abenteuer und gräulicher Gefahren.
    »Und dann, im
richtigen Augenblick«, sagte Lauren schließlich, während alle sie gebannt
anstarrten, »bemerkten sie, wie die leere Schaukel durch das rote Gras wieder
aufwärts schwang, und sie kletterten rasch hinauf, hielten sich an den Seilen
und aneinander fest und schwangen zum Fuß des Baumes zurück, wo ihre Mama und
ihr Papa besorgt auf sie warteten. Sie waren wieder in Sicherheit und hatten so
viel zu erzählen.«
    Ein hörbarer
Seufzer der Erleichterung stieg von der Kinderschar auf.
    »Sind sie jemals wieder
hinaufgeflogen?«, fragte Sarah.
    »Sind sie?«
    »0 ja, in der Tat«,
versicherte ihnen Lauren. »Viele Male. Und sie erlebten alle möglichen
aufregenden Abenteuer. Aber diese Geschichten werde ich euch ein anderes Mal
erzählen.«
    »Oooh«,
protestierten die Kinder, während Lauren lachte und Anna an sich drückte.
    »Was, wie wir alle
hoffen müssen, sehr bald sein wird.«
    Lauren schaute auf
und sah Kit ohne Hut draußen im Sonnenlicht stehen, noch immer im Hemd, die
Arme vor der Brust gekreuzt. Er wirkte, als stünde er dort schon eine Weile.
Die Wiese hinter ihm war verwaist. Das Kricket-Match war beendet worden,
ohne dass Lauren es gemerkt hatte. Er lächelte ihr zu, einen Blick
unmissverständlicher Zuneigung in den Augen.
    Ihr Magen
vollführte einen vollständigen Salto - oder zumindest fühlte es sich so
an - und ließ sie ein wenig atemlos zurück. Sie erkannte, dass dieses
Gefühl Verlangen war. Sie erkannte in diesem Moment auch, dass es mehr als nur
Verlangen war. Es war Erkennen. Sie kannte diesen geschmeidigen, anziehenden
Körper. Mehr noch - sie kannte den Mann darinnen. Sie erkannte ihn als
eine komplexe Person, die hinter der oberflächlichen Fröhlichkeit so viel von
sich selbst verbarg. Und doch war auch die Fröhlichkeit real. Sie war nicht nur
eine Maske.
    »Alle sind zum
Schwimmen zum See geeilt«, sagte er. »Hat hier jemand Interesse?« Er lächelte
den Kindern zu, die sofort aufsprangen und in Richtung Wasser davonstürmten,
fast bevor er zu Ende gesprochen hatte.
    »Ich nicht«, sagte
Lauren hastig.
    Er stand still da
und lächelte noch immer. »Du überraschst mich ständig«, sagte er. »Ich wusste
nicht, dass du so wunderbar mit Kindern umgehen kannst.«
    »Oh, das kann ich
gar nicht. Ich habe nie etwas mit ihnen zu tun gehabt.«
    »Erlaube mir, dir
zu widersprechen. Du hast hier fast eine Stunde lang mit fünf Kleinkindern
gespielt - keine einfache Aufgabe an solch einem heißen Nachmittag. Ich
konnte kein Zeichen von Streit entdecken, obwohl es nur eine Schaukel gibt und
sonst immer darum gestritten wird.«
    »War es so lange?«,
fragte sie. »Und woher willst du wissen, dass es keinen Streit gab? Du hast
Kricket gespielt.«
    »Oh, ich weiß es«,
versicherte er ihr, womit er ihren Magen erneut in Aufruhr versetzte. Er kam
näher und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. »Woher stammte die
Geschichte? Aus einem Buch?«
    »Nein, natürlich
nicht«, sagte sie lachend. »Ich habe sie beim Erzählen erfunden. Es ist nicht
schwer, ein magisches Land zu ersinnen, in dem alles geschehen kann und üblicherweise
auch geschieht.«
    »Ich glaube«, sagte
er, »du hast Spaß daran gehabt, und ich kann nicht behaupten, etwas dazu
beigetragen zu haben.«
    »Doch, das kannst
du«, erwiderte

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