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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Mutter nicht vermisst?« Kit blickte noch immer finster drein. »Sie
hätte sich nicht im Stich gelassen gefühlt? Sie hätte nicht darunter gelitten,
als die seltenen Briefe und Päckchen schließlich nicht mehr eintrafen?«
    »Natürlich nicht.«
Baron Galton sprach entschieden, wandte sich um und ging weiter. »Sie hat nie
gefragt. Sie hat nie von ihrer Mutter gesprochen. Sie hat niemals aufgehört, so
heiter und glücklich zu sein, wie sie es immer war. Ihr fragt Euch vielleicht,
warum ich so sicher sein kann, obwohl ich sie nur selten besucht habe. Ich
liebe meine Enkelin, Ravensberg. Ich bin in sie vernarrt. Sie ist alles, was
ich noch habe. Ich hätte sie gerne einfach zu mir genommen, aber das wäre
selbstsüchtig von mir gewesen. Sie war dort glücklicher, wo sie war. Ich stand
bis zu Kilbournes Tod in wöchentlichem Briefkontakt mit ihm. Lauren war ein
musterhaftes Kind und dann eine musterhafte junge Lady.
    Sie war kaum jemals
ungehorsam. Sie hat niemals ihren Unterricht oder ihre anderen Pflichten
vernachlässigt. Sie war niemals unzufrieden oder fordernd. Sie hat wenige
    Schwierigkeiten
gemacht als jedes von Kilbournes eigenen Kindern. Es gab keinen Grund, sie mit
Neuigkeiten über eine Mutter unnötig zu verwirren, die sie längst vergessen
hatte.«
    »Also kannte
Kilbourne die Wahrheit auch?«, fragte Kit.
    »Natürlich kannte
er sie. Lasst von Euren Nachforschungen ab, Ravensberg. Und lasst davon ab,
meine Enkelin zu verwirren, indem Ihr in der Vergangenheit wühlt. Lasst davon
ab.«
    »Was ist
geschehen?«, fragte Kit.
    Der alte Gentleman
seufzte. »Ihr habt vermutlich ein Recht darauf, es zu erfahren. Ich hätte es
als meine Pflicht angesehen, Euch zu informieren, bevor Ihr Euch mit Lauren
verlobtet, wenn Ihr mir die Gelegenheit dazu gegeben hättet. Aber stattdessen
wurde ich vor vollendete Tatsachen gestellt. Meine Tochter war meiner Enkelin
so wenig ähnlich wie nur möglich, Ravensberg. Sie war stets eine große Prüfung
für ihre Mutter und mich. Ich glaube, sie heiratete Whitleaf nur, um von uns
freizukommen, obwohl ich die Verbindung begrüßt habe. Sie trieb ein übles Spiel
mit ihm. Es hatte etwas von einem Skandal, als sie Wyatt nur zehn Monate nach
Whitleafs Tod heiratete. Wie durch ein Wunder verschaffte genau diese Heirat
Lauren aber ein gutes, stabiles Zuhause, wo sie bald um ihrer selbst willen
geliebt wurde. Ich hörte weder von Kilbourne noch von seiner Countess jemals
etwas über schlechte Erbanlagen. Und sie waren ebenso sehr für die Verbindung
zwischen ihrem Sohn und meiner Enkelin wie ich.«
    Sie gingen eine
Weile schweigend weiter. Kit schwieg, um den Gedankengang seines Begleiters
nicht zu unterbrechen.
    »Ihre
Hochzeitsreise entwickelte sich zu einer dauerhaften Lebensform«, fuhr Lord
Galton schließlich fort. »Sie Miriam - wollte stets, dass Lauren sie
begleiten sollte, aber ich weigerte mich schlicht, sie zu ihr zu schicken, und
Kilbourne stärkte mir bei dieser Entscheidung den Rücken. Sie war keine gute
Mutter, und sie führte mit ihrem Mann kein für ein Kind geeignetes Leben. Es
gab stets Gerüchte über ihre wilden Exzesse und Ausschweifungen, die andere
Reisende mit nach Hause brachten. Schließlich, Ravensberg, als sie in Indien
waren, verließ sie Wyatt, um zu irgendeinem sagenhaft reichen indischen
Potentaten zu ziehen, und Wyatt nahm seine Reisen mit einer Französin
zweifelhaften Rufs wieder auf. Er starb fünf Jahre später vor zehn Jahren -
irgendwo in Südamerika. Kilbourne hat nicht öffentlich getrauert -
hauptsächlich um Laurens willen. Er wollte sie nicht mit Erklärungen verletzen.
Sie war zu der Zeit sechzehn Jahre alt - ein beeinflussbares Alter.«
    »Gütiger Himmel!
Und Mrs. Wyatt?«, fragte Kit.
    »Zuletzt hörte ich,
sie sei noch in Indien, mit irgendeinem Beamten der East India Company«,
antwortete Baron Galton knapp. »Sie schreibt ein- oder zweimal pro Jahr,
üblicherweise an Lauren. Für mich ist sie gestorben, Ravensberg, und verdammt,
sie wird auch für meine Enkelin tot bleiben, wenn ich in dieser Angelegenheit
etwas zu sagen habe.«
    »Ihr - oder
Kilbourne - habt ihr die Briefe ihrer Mutter vorenthalten? Meint Ihr
nicht, sie sollte die Wahrheit wissen? Dass ihre Mutter noch lebt?«
    »Das meine ich
nicht.«
    Das Haus kam in
Sicht. Es war für einen älteren Gentleman, der sich offensichtlich nicht viel
bewegte, ein langer Spaziergang gewesen. Er atmete schwer.
    »Vielleicht«, sagte
er unnachgiebig, »habt Ihr das Gefühl, dass ihr mit

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