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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Lauren«, sagte ihr Großvater, nachdem er mit den älteren Ladys
Höflichkeiten ausgetauscht hatte.
    »Natürlich,
Großpapa«, erwiderte sie, griff seinen Arm und blickte Kit fragend an. Seine
Miene verriet nichts.
    Sie wandten sich in
Richtung der Ställe.
    »Tante Clara hat
einen Brief vom Duke of Portfrey erhalten«, erzählte Lauren.
    »Ja, das haben wir
gehört«, sagte ihr Großvater.
    Kit schritt
schweigend neben ihr aus, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    »Ich habe mir
Sorgen um Elizabeth gemacht«, sagte Lauren. »Sie war schon recht alt für eine
Geburt.« Und vielleicht war sie ja selbst schwanger, dachte sie nicht zum
ersten Mal. Was würde dann geschehen? Sie würde Kit heiraten müssen. Er würde
sie heiraten müssen.
    Sie gingen
schweigend weiter, bis sie sich auf der Wiese jenseits der Ställe befanden, auf
dem Weg zum See.
    »Was ist los?«,
fragte sie.
    Ihr Großvater
räusperte sich. »Du warst auf Newbury Abbey doch immer glücklich, nicht wahr,
Lauren? Sie haben dich stets gut behandelt? Du hattest nie das Gefühl, dass
dich der Earl und die Countess in irgendeiner Weise ablehnten? Dich weniger
liebten als ihre eigenen Kinder?«
    »Großpapa?« Sie
blickte ihn verwirrt an. »Du weißt, dass ich dort immer glücklich war. Du
weißt, dass sie mir gegenüber stets die Freundlichkeit in Person waren -
sie alle. Nur das letzte Jahr ist unglücklich verlaufen. Neville hatte mir
gesagt, ich solle nicht auf ihn warten, als er in den Krieg zog. Und er glaubte
bei seiner Rückkehr wirklich, dass Lily tot sei. Er hätte mich in einer Million
Jahren nicht mit Absicht verletzt. Warum stellst du ... ?«
    Aber er tätschelte
nur ihre Hand und räusperte sich erneut.
    »Hast du jemals an
deine Mutter gedacht?«, fragte er sie. »Warst du jemals traurig, dass sie nicht
bei dir war? Warst du jemals verletzt, weil sie nicht zurückgekommen ist?
Hattest du jemals das Gefühl, dass sie dich im Stich gelassen hat?«
    »Großpapa?«
    »War es so?«
    Sie wollte es leugnen.
Zu leugnen war ihre zweite Natur. Was hatte ihn überhaupt zu diesen Fragen
veranlasst? Und warum war Kit bei ihnen, eine schweigende Gegenwart an ihrer
Seite? Sie war des Leugnens müde. Sterbensmüde. Und so vieles anderen in ihrem
Leben ebenfalls.
    »Ja«, sagte sie.
»ja, auf alle deine Fragen.«
    Er atmete tief ein
und seufzte. »Und hast du jemals geglaubt, ich wollte dich nicht bei mir
haben?«
    Ah. Manchmal konnte
man unmöglich die Wahrheit sagen, denn manchmal schmerzte sie.
    »Du warst allein,
Großpapa«, sagte sie, »und kein junger Mann mehr. Auf Dauer ein Kind bei dir zu
haben wäre eine schwere Last für dich gewesen. Ich habe es dir nicht
vorgeworfen. Das habe ich nie getan. Ich habe immer gewusst, dass du mich
liebst.«
    »Manchmal sehnte
ich mich danach, dich bei mir zu haben«, sagte er. »Als ich dich zu besuchen
pflegte, träumte ich davon, dich mit mir nach Hause zu nehmen, dass du mich
bitten würdest, dich mitzunehmen, damit es nicht so selbstsüchtig erschienen
wäre, es zu tun. Aber du warst dort, wo du warst, unter jungen Menschen, mit
anderen Kindern, weitaus glücklicher.«
    »Großpapa ...«
    »Manchmal«, sagte
er, »sind Kinder ruhig und gehorsam und gefällig, und man nimmt an, sie seien
vollkommen glücklich. Manchmal kann man sich irren. Ich habe mich geirrt, nicht
wahr?«
    »0 nein«, rief sie.
»Ich war glücklich, Großpapa!«
    »ich muss dir von
deiner Mutter erzählen, Lauren.«
    Sie hatten das Ufer
des Sees erreicht, die Stelle, wo nach dem Kricket-Match alle gebadet
hatten. jetzt war es dort still, verwaist. Was meinte er damit - Ich muss
dir von deiner Mutter erzählen?
    Sie standen
nebeneinander dicht am Wasser. Sie hielt nicht mehr seinen Arm umfasst. Kit war
davongegangen und lehnte nun an einem Baumstamm, aber er war noch in Hörweite.
    Lauren fror
plötzlich und hatte unerklärlicherweise Angst.
    »Was ist mit ihr?«,
fragte sie.
    Und dann erzählte
er es ihr.
    Eine leichte Brise
wehte, genug, um die Oberfläche des Sees zu kräuseln. Sie war die drei Male,
die sie darin gebadet hatte, wie Glas gewesen.
    Der Himmel war von
Wolken gesprenkelt. Es war erstaunlich, wie vielfarbig das Wasser sein konnte.
Und der Himmel.
    Jemand musste mit
den Kindern spazieren gegangen sein. Ihr Rufen, Schreien und Lachen drangen aus
weiter Ferne heran.
    Kit, der am Baum
lehnte, regte sich nur, um die Arme vor der Brust zu verschränken.
    Ihr Großvater
räusperte sich schließlich, schwieg aber. Lauren war es,

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