Diesen Sommer bin ich dein
-
und noch dazu mit der linken.«
»Ich habe einen
entschiedenen Vorteil, wenn es fettig ist«, erwiderte Syd. »Ich muss mir danach
nur eine Hand waschen.«
Kit presste fest Laurens
Hand und pries erneut den Augenblick, in dem er aufgeschaut hatte, als er die
Milchmagd küsste, und dem Blick einer spröden, schockierten Lauren Edgeworth begegnet
war.
Nur dass sie ihre Verlobung
noch immer lösen könnte.
Kapitel 20
Lauren stand an
ihrem Schlafzimmerfenster, noch immer im Nachthemd, und blickte aus dem
Fenster. Ein wunderschöner Tag dämmerte herauf. Keine Wolke war am Himmel zu
sehen. Die Zweige der Bäume regten sich nicht, woraus man schließen konnte,
dass, wenn überhaupt, nur eine leichte Brise wehte. All die besorgt ersonnenen
Alternativpläne für die Festlichkeiten des Tages für den Fall, dass es regnete,
konnten außer Acht gelassen werden. Die Countess wäre so erleichtert. Alles
wäre perfekt für den Geburtstag der Witwe.
Morgen würden Tante
Clara und Gwen nach Newbury abreisen. Großpapa hatte ebenfalls beschlossen,
nach Hause, nach Yorkshire, zurückzukehren. Er würde die Briefe von Laurens
Mutter mit einem Sonderkurier schicken - nach Newbury Sie hatte ihn gebeten,
sie lieber dorthin als hierher zu senden.
Sie war gekommen,
um Kit zu helfen, eine unwillkommene Verlobung zu vermeiden. Das hatte sie
getan. Sie war gekommen, um ihm dabei zu helfen, sich mit seiner Familie
auszusöhnen, die ihn vor drei Jahren zurückgewiesen und fortgeschickt hatte.
Das hatte sie getan. Es war ihr rechtzeitig zu diesem Geburtstag gelungen, und
sie durfte zuversichtlich sein, dass Kit ihn in vollem Umfang und glücklich mit
seiner Familie feiern konnte und diese mit ihm. Es blieb wirklich nichts mehr
zu tun.
Sie war um eines
kleinen Abenteuers willen gekommen, um einer Kostprobe des Lebens willen, wie
andere Menschen es lebten, die anderen, die nicht allen Übermut, alle Freude
durch eiserne Disziplin aus ihrem Leben getilgt hatten. Sie hatte Abenteuer im
Übermaß gefunden. Sie hatte im See gebadet und war geschwommen - einmal
sogar nackt. Sie war auf einen Baum geklettert. Sie war um die Wette geritten.
Sie hatte mit Kindern gespielt und war mit ihnen einen steilen Hang
hinabgerollt. In Wirklichkeit sehr kleine Abenteuer.
Sie war eines
Nachts allein hinausgegangen und hatte den Rest der Nacht mit Kit in einer
Hütte verbracht. Sie hatte in einem schmalen Bett mit ihm geschlafen. Sie hatte
ihm auf einer der Samtbänke in der Ahnengalerie ihre Jungfräulichkeit
geschenkt. Sie hatte mit ihm zwischen Wildblumen auf der Insel gelegen, und auch
dort hatte er sie geliebt. Dies war ein bedeutsames Abenteuer.
Der Klang von
Gelächter und Stimmen ließ sie sich näher zum Fenster beugen und
hinunterspähen. Phillip und Penelope Willard und Crispin und Marianne Butler
brachen zu einem frühen Morgenspaziergang auf. Der Tag hatte begonnen.
Der letzte Tag.
Es gab nicht mehr
zu erleben. Es war
bereits zu viel gewesen. Viel zu viel. Es hatte keinen Sinn, das
Unausweichliche hinauszuzögern. Morgen würde sie mit Tante Clara und Gwen
abreisen, obwohl sie es niemandem sagen würde, bis der heutige Tag vorüber
wäre. Wenn sie nicht bald ginge, würde sie vielleicht für immer bleiben, und
das wäre unehrenhaft.
Sie würde sich
nicht an das klammern, was sie gefunden hatte. Ihr ganzes Leben lang hatte sie
sich mit aller Macht an ihre einzige Hoffnung dauerhafter Zugehörigkeit und
Sicherheit geklammert - an eine Heirat mit Neville. Und als ihr dieser
Anker entrissen wurde, war sie auf einem weiten, düsteren, bedrohlichen Ozean
getrieben, dessen Leere sie beängstigte. Sie würde sich jetzt nicht erneut
anklammern, obwohl sie wusste, dass sich Kit durch sein Ehrgefühl gedrängt
fühlen würde, sie genau dazu zu ermutigen. Auch wenn sie wusste, dass er sie
lieb gewonnen hatte. Sie klammerte sich nicht an. An niemanden. Sie konnte und
wollte allein bleiben.
Dieses Mal würde
ihr Herz nicht brechen, auch wenn es für lange Zeit schmerzen würde. Vielleicht
ihr restliches Leben lang. Aber es würde nicht brechen. Sie hatte die Kraft,
allein weiterzumachen.
Sie hatte hier in
Alvesley etwas von grenzenlosem Wert gelernt. Und das hatte sie Kit zu
verdanken. Es war eine solch einfache und dennoch welterschütternde Lektion.
Die Welt, so hatte sie entdeckt - ihre Welt - würde nicht in Chaos
versinken, wenn Lauren Edgeworth einmal lachte.
Als es an der Tür
hinter ihr klopfte, wandte sie sich lächelnd um und sah ihre
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