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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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zum Familiengrab hinter dem Kirchhof gegangen war. Sein Großvater was
das Idol seiner Kindheit gewesen, und Kit hatte sein Grab nach dessen Tod
einige Jahre lang regelmäßig besucht. Aber er war nicht mehr dort gewesen, seit
er achtzehn war, seit sein Offizierspatent erworben wurde.
    »Hier sind unsere
Vorfahren beerdigt«, erzählte er Lauren, während er sie durch den Eingang
zwischen den beiden Hälften der niedrigen, ordentlich gestutzten Hecke
hindurchführte, die den Friedhof vom restlichen Kirchhof trennte. »Ich war seit
elf Jahren nicht mehr hier.«
    Er fand das Grab
seines Großvater sofort. Frische Rosen standen in der Marmorvasen vor dem
Grabstein – die Großmutter war gestern nach dem Picknick mit ihren beiden
Söhnen und ihrer Tochter hierher gekommen. Auch vor einem anderen Grabstein,
der vor elf Jahren noch nicht da gewesen war, standen in einer Vase Rosen. Kit
trat darauf zu, blieb am Fuß des Graben stehen und las die Inschrift auf dem
Stein. Nur zwei Worte fielen ihm ins Auge.
    Jerome Butler.
    Seine Hand lag in
Laurens, wie er jäh erkannte, Ihre Finger fest verschränkt. Er tat ihr
wahrscheinlich weh. Er löste seine Hand und legte den Arm leicht um ihre
Schultern.
    »Mein Bruder«,
sagte er unnötigerweise.
    »Ja.«
    »Ich habe ihn
geliebt.«
    »Ja.«
    Er hatte
befürchtet, von bitterem Bedauern überwältigt zu werden, wenn er hier stünde -
in Erinnerung an ihre letzte Begegnung, wohl wissend, dass sie unversöhnt
waren, als Jerome starb. Aber es war wirklich nicht wichtig, wie er jetzt
merkte. Liebe starb nicht nur wegen eines Streits. Und eine Beziehung war
nichts Lineares, bei dem nur die letzte Begebenheit das Ganze definierte. Sie
hatten einander nahe gestanden, sie drei -Jerome, Kit, Syd. Sie hatten
zusammen gespielt und gekämpft und gelacht. Sie waren Brüder gewesen. Sie waren
Brüder.
    Er hatte
befürchtet, dass er untröstlich bekümmert zusammenbrechen würde, wenn er
letztendlich den unleugbaren Beweis für Jeromes Nichtexistenz sähe. Er war tot
Seine Überreste lagen hier unter der Erde.
    Kit lächelte. »Er
hat mich immer geneckt«, sagte er, »wenn ich auf Urlaub nach Hause kam und er
wieder von einem Kriegsbericht gehört hatte, in dem ich gelobt wurde. Ich würde
einen gloriosen Heldentot sterben, pflegte er zu sagen - natürlich nur,
wenn Mutter nicht in Hörweite war -, und ich würde stets in Erinnerung
bleiben, was unerträglich wäre. ich denke, es hätte ihn vielleicht amüsiert,
wenn er erfahren hätte, dass er selbst der Anwärter aufs Heldentum war. Und auf
den Tod.«
    »Es gibt schlimmere
Arten zu sterben, Kit«, sagte Lauten.
    »Ja, die gibt es.«
Er hatte zu viel vom Tod gesehen, um sich an die Illusion zu klammern, er wäre
dem Alter vorbehalten. »Auf Wiedersehen, Bruder. Ruhe in Frieden.«
    Dann musste er mehrmals
blinzeln. Und er musste den Druck seines Griffs um Laurens Schulter lockern.
Sie lehnte sich an ihn. Ihr Arm lag um seine Taille.
    Vielleicht, dachte
er, hatte er nach allem doch nicht das Recht verwirkt, zu ergreifen, was auch
immer vom Leben  geblieben war, und es seinen Fähigkeiten gemäß bestmöglich zu nutzen.
Jerome hatte sein Leben gelebt. Syd lebte seines. Sie waren seine Brüder, und
er würde sie beide bis zum Tod lieben, aber konnte er nur noch sein eigenes
Leben leben. Er hatte seinen Anteil an Törichtem, sogar Falschem gehabt – aber wer
hatte das nicht? Es stand ihm frei, weiterzuleben und zu versuchen, es besser
zu machen. Mehr konnte er nicht tun.
    Er fühlte sich plötzlich
seltsam glücklich.
    »Gehen wir nach Huse«,
sagte er.
    »Ja.«
    Er nahm Laurens Hand
in die seine und zog sie durch seinen Arm.
    Am Nachmittag kamen
Freunde und Nachbarn und Pächter und Arbeiter und Dorfbewohner - tatsächlich
Menschen aller Klassen aus Meilen im Umkreis - zu einem Gartenfest auf die
Wiesen von Alvesley, das mit Wettbewerben aller Arten für alle Altersstufen
belebt wurde.
    Lauren hatte ihre
Rolle zu spielen - fast ihre letzte Rolle und füllte sie vollkommen   aus.
Während der Earl und die Countess die Wettbewerbe im Handarbeiten, Backen und
bei Holzarbeiten beurteilten und die Witwe zuhörte, als die Wettstreiter in der
Dichtkunst ihre Verse aufsagten, sich aber weigerte, sie zu beurteilen, weil
alle Gedichte zu ihren Ehren geschrieben wurden - sie zogen viel Aufmerksamkeit
auf sich und bewirkten viel Gelächter -, organisierten Lauren und Kit die
Wettrennen und anderen Wettkämpfe mit Körpereinsatz.
    Es gab Wettläufe
und

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