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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Meine Lehrer sagen, ich habe Potenzial. Daher baten sie mich um diese holografische Vorstellung. Sie wollen sie dem Kunstausschuss zeigen, bei dem sie um meine Teilnahme an der kommenden Nachwuchsausstellung im cardassianischen Kunstinstitut werben wollen.« Sie hielt inne, drückte die Schultern zurück. Ihre Aufregung war ihr deutlich anzusehen. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass sie mich für gut genug halten.«
    Kira hatte die Zeichnung hochgehoben, beeindruckt von der Kombination aus simplen Formen und sicherer, eleganter Linienführung. Das Bild war ausdrucksstark gewesen und hatte zum Nachdenken angeregt. Über den Rand des Blocks hinweg hatte sie Ziyal lächeln sehen, als hätte die junge Frau Kiras Reaktion erhofft.
    »Sie sind wunderschön«, hatte Kira gesagt. »So klar und stark. Man kann Vedek Topeks Einfluss wirklich erkennen – hier in den Schatten und dort in den Formen.« Dabei hatte sie auf die bunt zusammengewürfelte Felsformation gedeutet.
    Ziyal hatte in die Hände geklatscht wie ein begeistertes Kind. »Ich bin so froh, dass es Ihnen gefällt. Glauben Sie, mein Vater wird es auch mögen?«
    »Er ist sicher sehr stolz auf Sie.« Kira hatte gehofft, sie bemerkte nicht, wie ihr Lächeln bei der Erwähnung Dukats verblasste. Was immer sie auch von ihm hielt, für seine Tochter Ziyal hatte sie nichts als ehrliche Zuneigung empfunden. Die Verwandtschaft dieser beiden kam einer bösen Laune des Schicksals gleich, und nicht jeder, der ein Kind zu zeugen verstand, wusste auch ein Vater zu sein. Nicht zum ersten Mal hatte sie sich gefragt, wie ausgerechnet ein derartiges Monstrum eine so reine Seele hervorgebracht haben konnte.
    »Ich wünschte, ich könnte behaupten, mit meiner Arbeit einen tieferen Sinn vermitteln zu wollen.« Das Ziyal-Hologramm hob die Schultern. »Ich weiß nicht einmal, ob ich die Bedeutung jeder einzelnen Arbeit kenne. Aber vielleicht hilft es dem Ausschuss, das Interesse meiner Lehrer nachzuvollziehen, wenn ich darüber spreche, was ich beim Zeichnen dachte und fühlte. Denn ich zeichne stets, was ich empfinde – und irgendwie wird daraus Kunst.«
    Die Augen weit aufgerissen, hatte Ziyal zwischen Kira und Dukat hin- und hergeschaut – den zwei Personen, die sie am meisten bewunderte. »Es ist eine Chance, zu zeigen, dass Bajoraner und Cardassianer das Universum mit gleichen Augen sehen«, hatte sie ihnen erklärt. »Das will ich mit meiner Arbeit erreichen: Personen zusammenführen.« Die Leidenschaft in ihren aufrichtigen Worten hatte Kira das Herz gebrochen.
    Dukat hatte daneben gestanden und den stolzen Vater gespielt, als verdiene er Lob für Ziyals gute Seele. Und um ihretwillen hatte Kira ihren Abscheu heruntergeschluckt. Die Verachtung, die sie für Dukat empfand, hatte nichts mit seinem Kind zu tun gehabt. Sollte Ziyal ruhig weiter den heroischen Retter in ihm sehen; nichts anderes hatte sie, hatten alle Töchter verdient. Auf ihre naive Art hatte Ziyal wirklich geglaubt, Cardassia und Bajor in gewisser Weise einander näherzubringen, indem sie Kira die Mutter- und Dukat die Vaterrolle zuwies. Stattdessen aber hatte Kira dagestanden, als Teil dieses bizarren Dreiecks, und Dukat dafür gehasst, dass er Ziyal in ihrem unangebrachten Optimismus noch bekräftigte. Dabei entsprang seine vermeintliche Unterstützung ihrer Kunst doch nur dem Wunsch, mittels Ziyal eine seiner kranken Fantasien auszuleben.
    Die Erinnerung ließ Kira erschaudern. Nach allem, was sie nun über ihre Mutter und Dukat wusste, war ihr, als hätten sie und Ziyal in einem anderen Leben, einer anderen Wirklichkeit so etwas wie Schwestern sein können. Verdammt, Dukat!
    Aus dem Augenwinkel sah sie Gul Macet. Der Cardassianer hatte sie fest im Blick. Schnell wischte sie sich die Tränen von den Wangen und konzentrierte sich auf das Hologramm, als spürte sie seinen bohrenden Blick nicht im Nacken. Ihr war nicht bewusst, wie genau Macet ihren Lebenslauf kannte, aber sie wollte ihm keinen Grund für neugierige Nachforschungen geben.
    Holo-Ziyal stützte derweil ihren Kopf mit der Hand. »Ich glaube, ich zeichne – oder male – zum Teil, weil ich nach einem Weg suche, mein Leben zu verstehen. Wissen Sie, ich gehöre eigentlich in keines meiner Elternvölker.« Ihre Stimme brach. Das Hologramm schluckte, biss sich auf die Unterlippe, seufzte. Nervös strich sich Ziyal über das Kleid, lenkte ihre Hände ab, um ihre Emotionen im Zaum zu halten, und die Empfangsgäste sahen schweigend zu, waren

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