Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
Kopf. »Die Richter aus Tlarals und aus Jeshohs Anhörungen werden sicher miteinander konferieren. Sollte Tlaral als Hauptverantwortliche angesehen werden, wirkt sich das vielleicht positiv auf Jeshohs Bestrafung aus.«
    »Fürchtet er sich vor der Urteilsverkündung?«
    »Er sorgt sich wie immer eher um Keren.« Sie legte die Stirn in Falten. »Was ihn selbst angeht … Keine Ahnung. Es schien ihn nicht zu kümmern, sein Amt als Vizerat der Oberen Versammlung zu verlieren. Da waren die Anführer des Hauses Perian schon weitaus schockierter: Ihr Lieblingssohn stellt eine verbotene Liebe über seine Pflicht gegenüber Heim und Volk.«
    »Zeitalter kommen und gehen, doch noch immer hat kein Philosoph erkannt, wie man Liebe und Pflicht in Einklang bringen kann«, kommentierte Vaughn. Nicht dass ich’s nicht versucht hätte …
    Sie traten durch das Haupttor des Versammlungszentrums und hinaus auf den großen Platz. Überall herrschte geschäftiges Treiben. Händler boten ihre Waren feil, Regierungsangestellte kamen zur oder von der Arbeit, Soldaten und mit Petitionen bewehrte Vanìmel-Bewohner standen Schlange, um in die Büros ihrer Volksvertreter vorgelassen zu werden. Vaughn war überrascht gewesen, wie gefasst Luthia die Ereignisse des vergangenen Tages aufgenommen hatte. Dafür, dass sich ein hochrangiger Hausstämmiger des Verrats schuldig gemacht, die Untergrundbewegung der Wanderer fast einen Bürgerkrieg angezettelt hatte und ein wissenschaftlicher Durchbruch erzielt worden war, blieben die Yrythny erstaunlich ruhig. Alltag , verstand Vaughn. Unsere Routinen tragen uns weiter, was immer auch kommt .
    »Commander.« Ezri blieb stehen. »Bevor Sie aufbrechen, sollten Sie diese Delikatesse aus der Gegend des Schwarzen Archipels probieren. Das Haus Soid schlachtet dort Darro , filetiert ihr Fleisch und lässt es ein Jahr lang in einer Marinade ruhen.« Sie nickte in Richtung eines Marktstandes, vor dem eine lange Schlange Yrythny stand.
    Vaughn ließ sich gern mitnehmen. Er bedauerte es sehr, keine Zeit mehr zu haben, die wundersame Eigenartigkeit dieser bemerkenswerten Welt genauer zu studieren.
    Mit dem Mittagessen in Händen setzten sie ihren Spaziergang zu ihren Unterkünften fort.
    »Sie scheinen Ihre Zeit hier genossen zu haben«, sagte Vaughn und kaute an einem Fleischspieß herum.
    »Genießen ist ein Wort, das ich eher für Urlaube aufheben würde«, gab Ezri zurück. »Ich glaube aber, aus meinem Aufenthalt das Beste gemacht zu haben. Ich habe viel gelernt – nicht nur über die Yrythny, sondern auch über mich.«
    »Meiner Erfahrung nach ist das das wichtigste Geschenk, das die Forschung uns bietet: dass wir die Welt in uns besser verstehen lernen als die da draußen.«
    Dax sah ihn fragend an. »Was wollen Sie damit sagen? Dass es bei der vielzitierten letzten Grenze weniger um die Erkundung des Alls geht als um den Blick in uns selbst?«
    Vaughn lächelte. »Etwa nicht?«
    »Sie können den Vorgang anhand des Modells auf Ihren Monitoren nachverfolgen«, erklärte Shar dem vollen Auditorium aus Wissenschaftlern, die in halbkreisförmig angeordneten Reihen vor ihm saßen. Auch in den Ecken und an den Türen des Raumes drängelten sich die Yrythny. Wie viele genau gekommen waren, um seiner Präsentation beizuwohnen, vermochte Shar nicht zu sagen. Das Scheinwerferlicht erschwerte ihm die Sicht. Dem Klang nach redete er allerdings vor vollem Haus. Auch Nog war irgendwo dort vorn, allerdings half der Gedanke Shar nicht unbedingt. Selbst mit Nog an seiner Seite stand es hier zweitausend zu zwei. Um sich zu beruhigen, stellte er sich vor, er sei auf Andor, kurz vor seinem Aufbruch zur Akademie, und stelle seine Abschlussarbeit vor.
    Er deutete auf die holografische Darstellung des Yrythny-Chromosoms und ließ die Stelle markieren, über die er sprechen wollte. »Hier, am neunzehnten Chromosom, geschehen die einschneidendsten Mutationen. Die Gene dieses Segments sind für die Entwicklung des Frontallappens verantwortlich. In dem Bereich dort hinten …« Er sprach frei und rezitierte, was er sich zuvor eingeprägt hatte. Inzwischen hatte er die Ergebnisse bereits ein Dutzend Mal beschrieben – Vaughn und seinem Stab, Minister M’Yeoh und dessen Komitee, der Oberen Versammlung – und konnte sie im Schlaf herunterbeten.
    Doch geschlafen hatte kaum jemand von ihnen, seit die Defiant vom Konsortium zurückgekehrt war. Die gesamte Besatzung feierte die Rückkehr von Freunden, tauschte bis in die Nacht

Weitere Kostenlose Bücher