Dieser graue Geist
genommen hatten. Mittlerweile war ihr letzter Abend in Luthia angebrochen. Ihrer Meinung nach war daher ein wenig Müßiggang angemessen.
Ezri verließ das Bad, verknotete die Kordel ihres roten Bademantels und ließ sich neben Julian auf die Couch fallen. »Hab ich dir schon gesagt, wie gut es sich anfühlt, den hier wiederzuhaben?« Ihre Finger spielten mit der Kordel. »Ich hätte ihn aus unserem Quartier nehmen sollen, bevor ihr zum Konsortium aufgebrochen seid, aber dann hätte ich jetzt nicht die Freude, etwas Vermisstes neu entdecken zu können.«
»Ich hoffe nur, du hast mich nicht viel weniger vermisst als den Bademantel«, erwiderte Julian, rutschte näher und legte ihr den Arm um die Schultern. Ezri schmiegte sich an ihn und legte den Kopf in seine Armbeuge. Seine Finger strichen durch ihr Haar, glätteten es und schoben es hinter ihre Ohren.
»Dein Haar ist länger«, bemerkte er.
Sie lachte. »Ihr wart zwei Wochen weg, nicht zwei Monate.«
»Richtig, aber wusstest du, dass Trill-Haare pro Woche einen halben Zentimeter wachsen können?«
Was immer geschieht, Julian argumentiert sich durch … »Von mir aus können wir uns über derartige Dinge unterhalten. Ich dachte nur, du würdest dich vielleicht auch dem Rest meines Körpers widmen wollen.« Sie ließ ihre Finger seinen Hals hinaufwandern und strich ihm übers Haar.
»So verlockend der Vorschlag auch ist, denke ich, dass ich mit dir reden sollte, bevor ich meine Studien in Trill-Anatomie fortsetze.« Er nahm ihre Hand und küsste jeden Finger einzeln.
»Und da heißt es, die Frauen seien die, die immer reden wollen.«
»Ernsthaft: Wir haben kaum über das gesprochen, was geschah, während wir getrennt waren. Du hast offensichtlich etwas auf dem Herzen.« Er nickte auffordernd. »Zumindest wirkst du sehr nachdenklich, wenn du nicht gerade anzügliche Angebote äußerst. Ich wünschte, du würdest mich einweihen.«
Ezri erhob sich und lehnte sich gegen die Sofakissen. Den Blick zu Boden gerichtet, suchte sie nach den richtigen Worten. »Du hattest recht«, begann sie schließlich. »Ich habe mein Gleichgewicht noch nicht gefunden.«
Geduldig wartete er, ließ sie das Tempo wählen.
»Julian, ich war mir meiner Sache so sicher. So sicher, dass ich es schaffen konnte. Und du hattest recht. Ich hatte geglaubt, jeder Herausforderung gewachsen zu sein, keine Grenzen zu kennen. Doch dieses Erlebnis belehrte mich eines Besseren. Mein Aufenthalt hier war anders als erwartet. Kurz gesagt war er ziemlich peinlich für mich.«
»Da hab ich aber was anderes gehört. Die Yrythny waren von deinem diplomatischen Geschick ganz hingerissen. Der Kompromiss, den du vor Shars Entdeckungen ausgehandelt hast, wird noch immer diskutiert, und nun sollen einige der innerhalb der Kasten geltenden Beschränkungen sogar für Kolonisten aufgehoben werden. Ezri, du hast hier wirklich etwas ins Rollen gebracht!«
»Genau das meine ich: Das habe ich gar nicht.« Beschämt verdrehte sie die Augen. »Technisch gesehen waren das Curzon, Lela, Audrid und Jadzia. Sie leisteten die Hauptarbeit. Selbst die Rede, die ich damals vor der Versammlung hielt, stammte von Lela. Ich hab sie geklaut.«
»Welchen Nutzen haben Symbionten, wenn nicht den, das Wissen vergangener Leben weiterzugeben?«
»Ich soll meine Vergangenheit aber nicht leben! Das ist nicht Sinn der Sache. Doch nichts anderes mache ich hier. Als ich mit der Arbeit an dem Kompromiss begann, war ich Curzon, nicht Ezri.« Sie zog die Knie an die Brust. »Vereinigt zu sein, bedeutet, die Erfahrungen des Symbionten um meine eigenen zu erweitern. Nur scheint es mir mitunter, als hätte Dax bereits alles durch, verstehst du?«
»Ezri, du gehst zu hart mit dir ins Gericht …« Er wollte sie umarmen, doch sie wich zurück.
»Ich will dein Mitleid nicht, Julian«, sagte sie. »Wirklich nicht. Dax’ bisherige Wirte haben unfassbar viel für die Föderation geleistet. Allein über Curzon und Jadzia ließen sich ganze Bücher schreiben! Doch auf die unglaubliche Jadzia folgte bloß Ezri Tigan – die gar nicht vereinigt werden wollte. Ich bin nur der Platzhalter, bis das nächste Genie auftaucht und Dax übernimmt.«
Julian ergriff ihre Hand, drückte sie. »Hör mir zu«, sagte er und zwang sie, ihn anzusehen. »Selbst in diesem Augenblick gibst du dem Dax-Symbionten Erfahrungen, die ihm kein anderer Wirt geben könnte. Keiner von ihnen begab sich je auf eine Forschungsmission dieses Ausmaßes. Die Dinge, die du gesehen
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