Dieser graue Geist
stieg aus seinen Pantoffeln und setzte sich neben sie. Seine Daumen strichen über ihre Schulterblätter. »Kannst du drüber sprechen?«
Phillipa bezweifelte, dass sie sich entspannen würde, aber sein Versuch, ihre Muskeln weichzukneten, würde nicht schaden. Bereitwillig ergab sie sich der Massage und genoss die Berührung seiner Hände. »Und das hilft bei Mireh? Dass du sie zutextest, während deine Hände jede Verspannung in ihrem Rücken lösen?«
»Mehr oder weniger. Sie hat ohnehin nicht viele, höchstens ein oder zwei.« Langsam kam er ihre Rippen hinab. »Mireh ist schließlich nicht die ganze Zeit über darauf erpicht, das Universum zu retten, so wie du. Zumindest noch nicht.«
Phillipa schloss die Augen, schaltete ihren Geist ab, konzentrierte sich nur auf seine Berührungen. Bis … »Entschuldige«, sagte sie und stemmte sich auf die Ellbogen. »Ich kann einfach nicht aufhören, an meine Patientin zu denken. Vielleicht hole ich mir etwas zu lesen. Eines deiner Architekturbücher wird mich sicher zum Gähnen langweilen. Wie wär’s mit der Jevonit-Studie? Klingt doch faszinierend.«
Zärtlich drehte Sibias sie auf den Rücken. »Du kannst nicht allen helfen, Phil. Du kannst niemanden zwingen, sich richtig zu entscheiden. Manchmal musst du es einfach hinnehmen, wenn Leute Mist bauen.« Er spielte mit einer Strähne ihres Haares, fuhr mit dem Finger über ihren Wangenknochen.
»Ich weiß, ich weiß …« Sie atmete tief durch. »Aber ich habe so ein Gefühl, als könnte ich einen Unterschied bewirken, wenn ich nur mit ihr spreche, sie sehe.« Sie vergrub das Gesicht unter den Armen. Es war frustrierend, das nötige Werkzeug zu besitzen und es nicht anwenden zu dürfen. Dennoch bargen Sibias Streicheleinheiten auf ihren nackten Armen tatsächlich das Potenzial, sie in den Schlaf zu geleiten.
»Das sagst du immer, Gattin mein«, murmelte er, das Gesicht nun nah an ihrem Hals.
Sie lachte. »Dein Bart kitzelt.«
»Betrachte es als Teil der Massage«, erklang seine Stimme an ihrem Schlüsselbein.
Phillipa liebte seinen Geruch. In ihrer Vorstellung war es eine Mischung aus alten Archäologiedokumenten, kalten Herbsttagen und Talgkerzen. Sie ließ die Arme sinken, hob den Kopf leicht an und tauchte sein Gesicht in ihr Haar. Hände nestelten an ihrem Schlafanzugoberteil, öffneten einen Knopf, einen zweiten …
»Also, falls die Rückenmassage nicht hilft, könnte ich dir anbieten …«, begann Sibias.
»Ich bitte darum.« Sie drehte sich auf die Seite, schob ein Bein zwischen seine und zog ihn näher zu sich. Als sie sich küssten, musste sie an die arme Thriss denken, die ohne ihren Liebsten schlafen musste, und der Gedanke machte sie traurig. Doch dann kam Wärme über sie, ein Nebel aus Gefühlen und Gerüchen, der ihre Sorgen auf den Morgen verwies.
Dizhei streckte sich gähnend. Sie wusste gar nicht mehr, dass sie auf dem Sofa eingeschlafen war. Eine dunkle Erinnerung an eine mitternächtliche Nachricht von Charivretha erklärte, warum sie im Wohnzimmer war, aber nicht, weshalb Anichent sie dort liegen gelassen hatte, anstatt sie zu wecken, als es an ihr war, Thriss im Auge zu behalten.
Deren jüngster Ausbruch schien dem gewohnten Muster zu folgen. Auf einen Wutanfall folgten verbale Beschimpfungen, meist an Anichent gerichtet, bis das Schuldgefühl den Zorn überlagerte und Thriss in eine bibbernde Masse aus Tränen verwandelte. Vergangene Nacht hatte sie sich in eine Migräne geheult, bevor sich der Schlaf endlich ihrer angenommen hatte. Anichent und Dizhei waren dankbar dafür gewesen.
Es stand außer Frage, dass sie auf Andor besser aufgehoben war. Dort konnten sich Wesen ihres eigenen Volkes um sie kümmern und ihr die emotionale Stütze geben, die sie für den Rest von Shars Abwesenheit brauchte. Falls nötig, konnten sie und Anichent nach Deep Space 9 zurückkehren, wenn die Rückkehr der Defiant unmittelbar bevorstand. Dann konnten sie darauf bestehen, Shar sofort mitzunehmen. Zum Shelthreth . Und die Anspannung, die sie alle plagte, würde endlich enden. Alle anderen Fragen – wer wo mit wem leben würde – konnten sie auch danach noch klären.
Dizhei erhob sich und streckte sich erneut. Vielleicht sollte sie nach Thriss sehen. Herausfinden, wie sie sich an diesem Morgen fühlte. Mit etwas Glück hatte sich ihre Laune schon gebessert, sodass sie alle ihre letzten Stunden auf der Station genießen konnten. Anichent war vermutlich in der Sporthalle und trainierte ein wenig.
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