Dieser graue Geist
Hoffentlich hatte er danach Lust auf ein Frühstück im Quark’s. Bloß nichts Repliziertes …
Die Tür glitt auf. Dizhei hielt inne. Blinzelte. Schüttelte den Kopf, als sei der Anblick eine Illusion, ein Traum, den sie vertreiben konnte. Einzig ihre zitternden Knie, ihr rasendes Herz und der Schrei, der aus ihrer Kehle drang, bewiesen, dass ihr Körper längst verstand, was zu begreifen ihr Geist sich weigerte.
KAPITEL 21
Vaughn wartete am Ende der Stufen auf sie. Vor etwas mehr als einer Stunde hatte er seine Aussage in Tlarals Anhörung gemacht. Obwohl er nicht direkt Kontakt zur Technologin der Yrythny gehabt hatte, hatten die Richter seine Beschreibung der Umstände im Konsortium hören wollen. Auch Lieutenant Nog und Prynn hatten im Laufe des Tages ihre Einschätzungen zu Protokoll gegeben, und Vaughn ahnte, dass Tlaral einer unschönen Zukunft entgegensah.
Sie hatte ihre wahre Herkunft als Wanderer verheimlicht und sich einen Hausstämmigen als Gefährten genommen. Das war noch ihr kleinstes Verbrechen, aber es genügte bereits, um ihr eine lebenslange Haftstrafe einzubringen. Fügte man noch die Verschwörung und den versuchten Waffenhandel mit den Cheka hinzu, blieben bezüglich ihrer Bestrafung wohl kaum Alternativen. Tlaral selbst war dem Gericht entgegengekommen und hatte angeboten, ihr Wissen über den radikalen Flügel der Untergrundbewegung offenzulegen. Sollten sich diese Informationen als wertvoll erweisen, mochten die Richter gnädig sein, doch in den Augen mancher Wesen war ein schneller Tod einem Leben voller Reue vorzuziehen. Vaughn wusste nicht, ob Tlarals Schicksal entschieden sein würde, wenn die Defiant am Morgen aufbrach. Er hoffte es nicht. Die Richter durften sich dem öffentlichen Drang nach einem schnellen Urteil nicht fügen, fand er, denn übers Knie gebrochene, dramatische Entscheidungen waren nur selten auch die richtigen.
Endlich öffnete sich die große geschwungene Tür, und Ezri erschien. Ihr Versuch eines stillen Abschieds misslang gründlich, als der metallene Türgriff polternd gegen die Wand schlug. Die junge Trill eilte die Treppe hinunter und nahm dabei zwei Stufen auf einmal.
»Sind Sie fertig, Commander?«, fragte sie und seufzte. Ihre Befragung hatte über zwei Stunden gedauert.
»Fertig in jedem Sinn des Wortes«, erwiderte Vaughn.
Gemeinsam schlenderten sie die langen Gänge des Versammlungszentrums hinab. Zwei Wochen waren erst vergangen, seit Ezri hier erstmals zu beiden Versammlungen hatte sprechen müssen. Vaughn wünschte, er hätte da sein und ihre triumphale Ansprache – so lautete zumindest Shars Beschreibung – mit anhören können. Wann immer er sie danach fragte, blieb Ezri recht vage, obwohl Vaughn ahnte, dass unter der Oberfläche eine komplexe Geschichte wartete. Vielleicht berichtete sie ihm mehr über ihre Zeit bei den Yrythny, wenn sie erst wieder auf der Defiant waren. Bis dahin konnte er warten. »Wie läuft’s da drin für Jeshoh?«
»Kerens Aussage war überzeugend«, antwortete Ezri, »obwohl Keren natürlich auch selbst angeklagt ist. Ich glaube, die Richter kauften ihr die Beziehung zu Jeshoh ab. Dass sie ihr Leben lang Freunde waren und dem Gesetz folgen wollten, so gut es ihnen möglich war. Ihrer Beschreibung nach hat sie in einer unmöglichen Lage die einzig mögliche Entscheidung getroffen – nicht mehr als das.«
Vaughn, der Keren seit ihrem ersten Tag auf Luthia mochte, freute sich, zu hören, dass es Hoffnung für sie gab. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte sie an Minister M’Yeohs Stelle mit zum Konsortium fliegen können. Dennoch tat ihm der Wissenschaftsminister leid. Binnen eines einzigen Tages hatte er seine Gefährtin und wahrscheinlich auch seine politische Zukunft verloren. Die Versammlung hatte jedes Detail über seine Verbindung mit Tlaral wissen wollen. Entweder, weil sie ihn für einen Verschwörer oder für naiv hielt. Keren hatte eine ähnliche Lage weitaus besser gemeistert. »Keren scheint mir eine Frau von Ehre zu sein«, fand der Commander.
»Die allerdings gegen das Gesetz verstieß«, ergänzte Ezri. »Die das Amt verlor, das sie innehatte, seit sie zehn Jahre aus den Wassern war. Und die vielleicht ihren Partner verliert. Denn Jeshos Anklage ist deutlich schwerwiegender. Er hat sich mit Terroristen eingelassen.«
»Wenigstens konnten Sie und Shar die Richter überzeugen, die Anklage wegen der Entführung der Sagan fallenzulassen.«
»Ob das reicht, ist aber fraglich.« Sie schüttelte den
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