Dieser graue Geist
blieb nach dem Kochen auf herkömmliche Art immer ein Chaos zurück.
»Ich bin dafür, das Frühstück zu replizieren«, sagte Kira und schüttete den Rest Suppe in einen Behälter. Dann wischte sie die Arbeitsplatte ab und stellte die sauberen Gegenstände zurück ins Regal. Sie reinigte ihre Hände an einem Tuch, kam zurück ins Wohnzimmer und nahm wieder auf Kasidys liebstem, viel zu weichem Sessel Platz.
»Kochen kann anstrengen«, stimmte Kasidy ihr zu. »Aber nichts ist befriedigender, als etwas zu produzieren und die Früchte seiner Bemühungen zu genießen.«
»Weißt du eigentlich, dass du wie Benjamin klingst?«, fragte Kira verschmitzt.
»Vermutlich koche ich deshalb so gern. Weil ich mich ihm dadurch nah fühle.«
»Bist du manchmal …«, begann Kira, zögerte aber.
»Einsam?« Sie nickte. »Vermisse ich ihn?« Wieder ein Nicken. Bisher hatten sie und ihre Besucherin nur über Angenehmes gesprochen, denn Kasidy war überzeugt, dass Kira die Auszeit von den Stationssorgen genauso dringend brauchte, wie sie sich eine Pause von ihren Gedanken an Jake gönnen musste.
»Ich wollte nicht aufdringlich wirken«, entschuldigte sich Kira.
Kasidy hob abwehrend die Hand. »Jeder fragt mich das. Meine ehrliche Antwort? Natürlich. Nach der Station – nach dem Leben als Captain – kostete es mich eine Weile, mich an die Ruhe hier unten zu gewöhnen. Mittlerweile gefällt sie mir sogar.« Sie meinte das ernst. Am Anfang hatte sie das Projekt Traumhaus nur durchgeführt, weil sie dachte, es Ben schuldig zu sein. Doch nach und nach hatte sie darin eine Art Ablenkung gefunden, für die sie dankbar war. Es überraschte sie selbst, wie viel Zeit sie für die Auswahl der Steine für den Kamin, die Gespräche mit dem Zimmermann und die Suche nach den richtigen Tellern für ihren Küchentisch verwendet hatte. Und es schien nur plausibel, diese Faszination für Teppiche und Tischdecken einem neu erwachten Mutterinstinkt zuzuschreiben. Eines Tages hatte sie dann in genau diesem Raum gestanden, während das Licht der warmen Sonne durch die Fenster gefallen war, und gemerkt, dass sie das Haus tatsächlich mochte. Dies war ihre Heimat. Ihre Schlaflieder würden durch diese Räume schallen. Frische Astern und bajoranischer Flieder, von ihr gepflanzt, würden sie in Vasen zieren. Und Jake würde irgendwann hierher zurückkehren, genau wie Ben! Es lag an ihr, den Ort für sie vorzubereiten. Sie willkommen zu heißen. »Ich habe meine Ängste«, sagte sie schließlich. »Und ich würde besser schlafen, wenn ich wüsste, dass Jake in Sicherheit ist. Aber ich bin zufrieden.«
»Das freut mich, Kas«, erwiderte Kira und sah dem ersten Mondaufgang des Abends zu. »Seit Kriegsende hattest du mehr als genug Kummer.«
»Wie wir alle«, gab sie zurück. »Was Leid angeht, habe ich keine Monopolstellung. Im Gegenteil: Ich glaube, noch gut weggekommen zu sein. Schau doch nur dich an.«
»Meine Sorgen sind relativ klein«, tat Kira den Einwand ab. Seit ihrer Ankunft vermied sie es, über etwaige berufliche Probleme zu sprechen. Stattdessen redeten sie über Kasidys Baby, Jake und die politische Lage. Vermutlich wollte Kira die »Schwangere nicht unnötig belasten«. Viele dachten so. Doch je länger ihr Aufenthalt dauerte, desto mehr vermutete Kasidy, dass nicht nur Rücksichtnahme hinter Kiras Schweigen steckte. Hatten DS9 und Bajor sie etwa derart stark in Beschlag genommen, dass sie sich daran gewöhnt hatte, ihre eigenen Wünsche zu ignorieren? Das wäre gar nicht gut … , dachte sie. »Darf ich jetzt auch eine unangenehme Frage stellen, Nerys?«
»Schieß los.«
»Bist du glücklich?«
Kira lachte schnaubend. »Kas …«
»Ich bewege mich nicht vom Fleck, bis du mir sagst, was dich bedrückt.«
Kira atmete tief ein. Ihre Finger spielten mit den Knopflöchern der Makramee-Weste, die sie trug. Schließlich sah sie ihre Freundin müde an. »Darauf gibt es keine klare Antwort. Ich würde zumindest nichts an meinem Leben ändern wollen. Abgesehen von der Befleckung, versteht sich.« Ein schwaches Lächeln versuchte vergebens, die Sorgenfalten zu überspielen.
Kira trägt ihre Last in den Augen , dachte Kas. Genau wie Benjamin. Ihr war, als sähe sie den Mantel der Verantwortung von ihrem Mann auf die Bajoranerin vor ihr übergehen. »Erzähl mir davon. Man sagt mir, ich könne gut zuhören. Und ich kann Geheimnisse bewahren.«
Kira sah sie lange an, runzelte die Stirn. »Wo sollte ich denn anfangen? Bei Wendehals Shakaar, dem
Weitere Kostenlose Bücher