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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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sie nur aufgehalten hätte, vorhergesehen hätte, was sie tun und wie irrational sie sein würden …
    Oh, Charivretha wusste von den Fallstricken. Dennoch hatte sie Thriss nach Deep Space 9 gebracht – und gehofft, Shars emotionale Nähe zu ihr sei genug, um ihn zur Abkehr von dieser Mission in den Gamma-Quadranten zu bewegen. Stattdessen hatte ihr Anblick genau das Gegenteil bewirkt. Shar hatte entschieden, dass er seiner wahnwitzigen Suche nach einer externen Lösung für das Aussterben der Andorianer am besten diente, wenn er sich schnellst- und weitestmöglich von Thriss entfernte – als ob gerade er, brillant oder nicht, ein Problem lösen könnte, mit dem sein Volk schon so lange kämpfte. Der Gamma-Quadrant ist fraglos weitestmöglich entfernt , dachte Charivretha bitter. Und was mache ich mit Dizhei? Wenn Thriss’ Ausbrüche auch ihr inneres Gleichgewicht bedrohen, riskieren wir, weitaus mehr als Shar zu verlieren …
    Diskret beugte sich Thanis zu ihr nieder und informierte sie, dass die Handelsbesprechung bald weiterging. Ob sie weiteren Aufschub von Botschafter Gandres erbitten wolle? Charivretha schüttelte den Kopf. Mit aller Sanftheit, die sie aufbringen konnte, nahm sie Dizhei in die Arme und wiegte sie an ihrer Schulter. Unter ihren eigenen zitternden Händen spürte sie das bemühte Atmen, das so typisch für leidende Andorianer war. Instinktiv wollte sie ihren ähnlichen Gefühlen nachgeben, doch sie konzentrierte ihre Energie stattdessen auf Dizhei und verfluchte ihren egoistischen Abkömmling in Gedanken. Wo war sie nur gescheitert, als sie Shar die Tragweite seiner Verpflichtungen vermitteln wollte? »Ich werde mein Möglichstes tun«, flüsterte sie in Dizheis Ohr. »Das verspreche ich.«
    Ro bereitete gerade ihren Bericht zum Schichtende vor, als ihr etwas auffiel: Die Anwesenheit der Cardassianer mochte bisher keinen Anstieg ernsthafter Sicherheitsprobleme verursacht haben, doch die Vorboten nahmen zu. Eben erst war einer ihrer Corporals in Dr. Tarses’ Obhut übergeben worden. Der klingonische Captain eines mit Hilfsgütern für Cardassia beladenen Schiffes hatte den Sicherheitsmann mit einem d’k tahg attackiert, als dieser der J’chang das Ablegen verweigerte. Ro wusste nicht, was sie noch tun sollte, um allen die neuen Regeln bewusst zu machen. Leute hassten Veränderungen, so war es doch immer.
    Ein Geräusch von ihrer Konsole meldete ihr die Ankunft eines Besuchers. Als sie zur Tür sah, erkannte sie sie sofort: Ratsmitglied Charivretha zh’Thane.
    Ro erhob sich beim Eintreten der Andorianerin, doch zh’Thane signalisierte ihr schnell, dass sie sitzen bleiben könne. Das Ratsmitglied nahm auf dem Besuchersessel Platz – kerzengerade, die Hände im Schoß gefaltet. Ein Muster sicheren Auftretens.
    Ro hatte erst ein paar Mal mit ihr gesprochen und die Diplomatin als angenehme, aber auch herrische Person kennengelernt. Sie konnte nur vermuten, wie Shars Kindheit im Schatten ihrer beeindruckenden Präsenz ausgesehen haben musste. Selbst hier in Ros Büro wirkte zh’Thane, als halte sie Hof.
    »Ich bringe Lob von Admiral Akaar, Lieutenant Ro«, sagte die Andorianerin, ein leichtes Zittern in der Stimme. »Er freut sich über Colonel Kiras Entschluss, die Sicherheit zu verstärken. Und er bewundert, wie patent und schnell dies umgesetzt wird.«
    Ro kannte Akaars Einschätzung ihrer Kompetenz und hielt zh’Thanes Worte für wenig mehr als höfliche Plauderei. Doch da war ein Riss in der so perfekt geformten Fassade des Ratsmitglieds gewesen, und der interessierte sie weitaus mehr. Für einen Augenblick hatte zh’Thane verletzlich gewirkt. Nur mit der Ruhe , dachte Ro und lächelte, um ihre Besucherin nicht zu beleidigen.
    Zh’Thane schloss die Augen und klimperte höflich mit ihren langen grauen Lidern. »Ich bedaure, was Ihrem Corporal widerfuhr. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    Ihr Wissensstand beeindruckte Ro, war seit dem J’chang -Zwischenfall doch kaum eine Stunde vergangen. »Dr. Tarses zufolge kann er heute Abend in sein Quartier zurückkehren. Momentan steht er noch unter Beobachtung. Nett, dass Sie sich erkundigen.« Aber zh’Thane hatte sicher dringendere Anliegen, als Admiral Akaars Sprachrohr zu spielen. Ro machte den ersten Zug. »Was kann ich für Sie tun, Ratsmitglied?«
    »Der Gelbe Alarm. Wenn ich korrekt informiert bin, brauchen alle Raumschiffein- und -ausgänge derzeit einen Vorlauf von einem Tag.« Sie las es von einem Padd ab, das sie aus ihrem Ärmel

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